Wissenschaft

#Wie sich Greenwashing messen lässt

Manche Unternehmen stellen sich selbst als umweltfreundlich dar, obwohl sie es gar nicht sind. Solchem „Greenwashing“ war bislang nur äußerst schwer auf die Schliche zu kommen. Doch nun haben Forscher einen neuen Indikator entwickelt, der den Grad der Heuchelei erstmals messbar und vergleichbar macht. Er reicht von 0 bis 1 und spiegelt die Differenz zwischen behauptetem und tatsächlichem Einsatz für die Umwelt wider.

Umweltbewusstsein ist nicht nur wichtig, um den Klimawandel in Schach zu halten, sondern es ist auch „hip“. Firmen, die sich als grün und klimafreundlich inszenieren, kommen beim Verbraucher gut an. Doch wo Grün draufsteht, steckt nicht immer Grün drin. Manche Firmen vermarkten sich zwar als umweltbewusst, sind es aber in Wirklichkeit gar nicht.

Solches „Greenwashing“ ist etwa vom Möbelgiganten Ikea bekannt, der sich zwar nach außen hin für eine nachhaltige Forstwirtschaft einsetzt, dem aber gleichzeitig illegale Waldrodung vorgeworfen wird. Auch der Dieselskandal von Volkswagen ist ein Beispiel für Greenwashing: Durch manipulierte Abgaswerte wähnten sich die Kunden zwar in schadstoffarmen Fahrzeugen, waren es aber in Wirklichkeit gar nicht.

Eine Messzahl für Greenwashing

Doch obwohl das Greenwashing Verbraucher in hohem Maße täuscht und schädigt, ist es oft gar nicht so einfach zu entlarven. Um dem Betrug künftig besser auf die Schliche zu kommen, haben die Wirtschaftswissenschaftler Gregor Dorfleitner von der Universität Regensburg und Sebastian Utz von der Universität Augsburg daher einen neuen Indikator entwickelt. Dieser soll die grüne Heuchelei erstmals messbar und somit auch vergleichbar machen.

Auf einer Skala von 0 bis 1 zeigt der neue Indikator die Diskrepanz zwischen behauptetem und tatsächlichem Einsatz für die Umwelt auf. Erreicht ein Unternehmen einen Score von 0, dann gibt es sich umweltfreundlich, ist dies aber auch. Ein Score von 1 hingegen bedeutet Greenwashing in höchstem Maß – egal ob dieses bewusst oder aus Versehen stattfindet. Indem man möglichst viele Unternehmen auf diese Weise bewertet, gibt man dem Kunden zusätzliche Orientierung bei seiner Kaufentscheidung. Außerdem lassen sich verschiedene Unternehmen nun auf einmal hinsichtlich ihres Greenwashings miteinander vergleichen.

Win-Win für Kunden und Natur

Um den Greenwashing-Indikator eines Unternehmens zu berechnen, muss man zunächst dessen Versprechungen hinsichtlich Umwelt- und Klimafreundlichkeit auswerten. Dazu gehören Werbeslogans ebenso wie selbstverfasste Nachhaltigkeitsberichte und das Engagement in freiwilligen Initiativen. Dem gegenüber steht dann, wie viel davon ein Unternehmen tatsächlich in die Tat umsetzt. Dorfleitner und Utz ziehen hierfür zum Beispiel die Höhe der jährlichen CO2-Emissionen heran. Indem man beide Säulen nun miteinander ins Verhältnis setzt, erhält man schließlich den Greenwashing-Indikator für das jeweilige Unternehmen.

„Unser Indikator soll es ermöglichen, Greenwashing systematisch und auf breiter Basis zu identifizieren“, sagt Utz. „Deshalb ist er interessant für Investoren, Regulierungsbehörden und Verbraucher.“ Und für den Umweltschutz, der ebenfalls von besseren Greenwashing-Kontrollen profitiert.

Quelle: Universität Augsburg; Fachartikel: Review of Managerial Science, doi: 10.1007/s11846-023-00718-w 

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