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#Wie unseriöse Anbieter mit Schnelltests Geld machen

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Wie unseriöse Anbieter mit Schnelltests Geld machen

Deutschland hat in den vergangenen zehn Wochen etwas geschafft, was Anfang März kaum jemand für möglich hielt: Corona-Schnelltests sind für viele Leute im Alltag zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Es mangelt nicht an Test-Kits. Sie sind millionenfach verfügbar, die Preise sinken. Es mangelt auch nicht an Test-Stationen. Zu Tausenden sind sie überall im Land eröffnet worden. Ärzte und Apotheker machen mit, Organisationen wie das Rote Kreuz und die Johanniter, aber auch Konzertveranstalter und Hoteliers, Gastronomen, Club- und Kioskbetreiber.

Sebastian Balzter

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Da ist eindeutig etwas Mächtiges entfesselt worden. Aber was genau ist es, was da losgelassen wurde? Zur hehren Absicht der Seuchenbekämpfung gesellt sich bei vielen Akteuren zweifellos die Aussicht auf ein gutes Geschäft. Dagegen ist erst einmal nichts zu sagen. Nur so kommen die Kräfte des Markts zum Tragen. Aber immer, wenn sich der erhoffte Profit aus öffentlichen Kassen speist, lohnt es sich, genauer hinzusehen. Genauso ist es mit der sogenannten Bürgertestung. Seit Anfang März hat jeder, der in Deutschland wohnt, Anspruch auf vom Staat bezahlte Antigen-Schnelltests in einem der vielen Testzentren. Die Verordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), die das festschreibt, hat eine wahre Gründerwelle ausgelöst.

Das ist kein Wunder. Ein Testzentrum darf den Paragrafen zufolge im Prinzip jeder aufmachen, der sich dazu berufen fühlt und in einem Crashkurs die Probenentnahme geübt hat; die Eignung des Personals sowie das Betreiberkonzept werden vorab nur auf dem Papier kontrolliert, sofern es einzelne Behörden nicht anders verlangen; die Qualität der erbrachten Leistungen wird, wenn überhaupt, bloß stichprobenartig untersucht; und bezahlt wird das große Testen gut auskömmlich mit Steuergeld. Testzentren unter ärztlicher Leitung können pauschal bis zu 21 Euro je Probe abrechnen, alle anderen bis zu 18 Euro. Wer das für Kleckerbeträge hält, muss multiplizieren; die Menge macht’s. Die monatlichen Ausgaben des Staats für Corona-Tests haben sich seit der Einführung der Bürgertestung fast vervierfacht: auf fast 700 Millionen Euro allein zwischen Mitte April und Mitte Mai.

Eine Obergrenze ist nicht vorgesehen; die Verordnung gilt, bis der Bundestag beschließt, dass die Corona-Seuche zu Ende ist. Wenn jetzt ein negatives Testergebnis vielerorts zur Voraussetzung wird, um Läden und Restaurants zu besuchen, dürfte das Geschäft erst recht Schwung bekommen.

Hochstapler mit gefälschtem Stempel

Das viele Geld lockt nicht nur seriöse Anbieter an. Besonders dreist ging gleich zu Beginn der neuen Test-Zeitrechnung ein Medizinstudent in Lübeck ans Werk. Das Testzentrum, das er flugs in einer Einkaufspassage im Zentrum der Stadt eröffnete, bot außer den an Ort und Stelle durchzuführenden Schnelltests auch die Entnahme von Abstrichen für die aufwendigeren PCR-Tests an. Diese sollten danach im Labor der Berliner Charité untersucht werden. Ein Charité-Stempel prangte auch auf den Befunden, die später verschickt wurden. Nur dass in der Charité nach Auskunft der Polizei niemand von dieser Abmachung wusste, dort kein einziger Abstrich aus Lübeck jemals angekommen ist und der Stempel gefälscht war. Aufgedeckt wurde der Schmu durch die Nachfrage einer misstrauischen Kundin. Das Zentrum wurde geschlossen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug und Titelmissbrauch. Eine Mitarbeiterin soll sich auch noch als Ärztin ausgegeben haben.

So viel kriminelle Energie stellt nach allem, was bisher bekannt ist, eine Ausnahme im Test-Business dar. Die Landeskriminalämter kennen jedenfalls keinen einzigen vergleichbaren Fall in ganz Deutschland; in ihren Statistiken tauchen nur vereinzelt Betrüger auf, die gefälschte Testbescheinigungen anbieten oder sich an der Haustür als Mitarbeiter von Testzentren ausgeben, um Schmuck oder Bargeld zu stehlen, sobald sie in die Wohnung gelassen werden.

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