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#Wie wird der Urlaub nachhaltig?

Wie wird der Urlaub nachhaltig?

Vor dem Urlaubserlebnis steht die Verbrennung. Auf dem Flug wird Kerosin verfeuert, im Auto oder Reisebus Benzin oder Diesel. Die Corona-Pandemie, während deren die von Urlaubern verursachten Emissionen drastisch gesunken sind, müsste als Hochzeit der Nachhaltigkeit gelten. Doch Petra Thomas, Geschäftsführerin des Forums Anders Reisen, kann der Krise nichts Positives abgewinnen. „Die Krise wirkt wie ein Brennglas. Sie zeigt, an wie vielen Orten Probleme erst entstehen, wenn es keinen Tourismus gibt.“

Thomas spricht für ein Bündnis von 130 kleinen und mittelständischen Anbietern, die nachhaltigere Ferien fördern wollen und über Monate fast gar keine Reisen verkaufen konnten: Finca-Urlaub in Mallorcas Hinterland statt Partytage an der Playa de Palma, Wandern in Naturparks von Costa Rica statt Sonnenbad in der Karibik. Auch deren Kunden fliegen normalerweise, doch Thomas relativiert: „Durch Mobilität werden Emissionen verursacht, das ist aber nur ein Aspekt in der Debatte über nachhaltiges Reisen.“

Ebenso wichtig sei, „dass von gezahlten Reisepreisen viel bei den Einheimischen ankommt, damit Tourismus deren Auskommen sichert und Armut verhindert“. Ohne Gäste fließt kein Geld. „Für den Naturschutz fehlen Einnahmen durch den Tourismus“, klagt sie. Während des weitgehenden Stillstands seien aus Afrika, wo sonst zahlende Gäste auf Safari gehen,  wieder mehr Berichte über Wilderei gekommen.

Große Wünsche, kleine Zahlungsbereitschaft

Vor Corona pflegten deutsche Urlauber zur Nachhaltigkeit ein Verhältnis voller Widersprüche. 61 Prozent der Bürger, die die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen befragte, gaben an, ihr Urlaub solle sozial verträglich, ressourcenschonend und umweltfreundlich sein. Auf eine Nachhaltigkeitskennzeichnung achteten dann 6 Prozent, per Zusatzzahlung kompensierten 3 Prozent Emissionen. Aufgebrochen waren die Deutschen im  Jahr 2019 zu 70,8 Millionen größeren Reisen und 87,6 Millionen Kurztrips. Die Reiselust ließen sie sich 97 Milliarden Euro kosten. Zudem stieg der Anteil der Reisen per Flugzeug im Jahr der Fridays-for-future-Demonstrationen auf ein Allzeithoch.

Trotzdem gibt es auch Anzeichen für ein Umdenken. „Die Zielgruppe für nachhaltiges Reisen wird größer. Ihr Anteil liegt noch im einstelligen Prozentbereich, aber die Gruppe wächst“, sagt Tourismus-Professor Harald Zeiss. Er lehrt an der Hochschule Harz und leitet das Institut für nachhaltigen Tourismus Inatour. „Wenn die Corona-Krise hinter uns liegt, wird das Thema Nachhaltigkeit wieder groß auf die Tagesordnung kommen“, ist er überzeugt.

Flugzeug mit Kondensstreifen


Flugzeug mit Kondensstreifen
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Bild: dpa

Negative Ökobilanz, aber viel Wertschöpfung

Für die Branche ist damit zunächst eine nüchterne Botschaft verbunden. „In rein ökologischer Hinsicht gibt es durch Reisen kaum positive Effekte, bestenfalls ist der Schutz von Gebieten vor anderen Gefahren zu nennen“, sagt Zeiss. „Ein Hotel, das in Indonesien nicht gebaut wird, führt grob gesagt dazu, dass Wald für Palmöl-Plantagen gerodet wird.“ Für eine positive Nachhaltigkeitsbilanz des Tourismus reicht das wohl nicht.

„Mit Blick auf die Wertschöpfung vor Ort ergibt sich aber ein anderes Ergebnis. Die Milliardenbeträge, die Reisende ausgeben, landen nicht komplett bei den deutschen Reiseveranstaltern“, sagt Zeiss. Deren Geschäft gilt ohnehin als margenschwach. Hotels in der Karibik bezögen Essen auch nicht aus Deutschland. Lebensmittel seien vor Ort einfacher zu beschaffen, günstiger und mitunter besser. Tourismus schaffe dort wirtschaftliche Grundlagen. „Tourismus ist ein großer Beschäftiger vor Ort. Darin liegt das Positive des Wirtschaftszweigs, es wird mit relativ wenig Ressourcen viel Wertschöpfung erreicht“, sagt er.

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