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#Wieder zu viel gewollt

„Wieder zu viel gewollt“

Wer noch nicht wusste, dass Gregor Gysi 1948 geboren worden ist, weiß es spätestens seit Donnerstagabend. Noch viel öfter hätte der außenpolitische Sprecher der Linkspartei sein Geburtsjahr bei Maybrit Illner nicht erwähnen können, um damit zu erklären, warum Deutschland keine Waffen an die Ukraine liefern solle. Die Nachkriegszeit habe ihn entsprechend geprägt, sagte Gysi. Ein zweiter Grund: Deutschland mache mit Rüstungsexporten Gewinn.

Ein laut hörbares Seufzen ist bei diesen Worten im Studio zu hören, gefolgt von einem langgezogenen „Herr Gysi“. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, übrigens Jahrgang 1958 und Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, ist sichtlich genervt von dem ewigen Mantra der Linken: „Nie wieder Krieg!“ Es gehe nicht darum, dass von Deutschland ein Krieg ausgeht, sondern man die Ukraine dabei unterstützen müsse, sich gegen einen Aggressor zu verteidigen. Sie überzeugte dabei mit Daten und Zahlen, während Gysi vor allem auf Gefühle setzte. Dabei ist er gar nicht grundsätzlich gegen Waffenlieferungen, eben nur nicht aus Deutschland.

Eine enttäuschende Diskussion in Deutschland

Sichtlich bestürzt über die Ausführungen Gysis war die aus Kiew zugeschaltete Fotografin Yevgenia Belorusets. Die 1980 geborene Ukrainerin war bis vor einer Woche in Berlin und hat dort die deutschen Debatten verfolgt. „Wir brauchen Waffen“, sagte sie zu Gysi. Alles andere hieße, dass sich die Ukrainer an Gewalt, Tod und Zerstörung gewöhnen sollten. „Die Diskussion in Deutschland war schmerzhaft und enttäuschend.“

Das Thema von Maybrit Illner „Krieg in der Ukraine – was will der Westen erreichen?“ war breit angelegt. Zu breit, dass irgendeines der angeschnittenen Themen in der Tiefe hätte diskutiert werden können. Das übliche Problem Illners. So ritten die Anwesenden im Galopp von den FDP-Politikern, die in der vergangenen Woche frühzeitig eine Sitzung des Verteidigungsausschusses verließen, über Gysis Tweet zu den angeblichen Kriegsverbrechen in Butscha und Christine Lambrecht, vor die sich Strack-Zimmermann schützend stellte. „Ich möchte nicht, dass sich an der Frau abgearbeitet wird.“ Objektiv gebe es keinen Grund, warum die Verteidigungsministerin zurücktreten sollte.

Das ZDF versuchte zudem einen Konflikt zwischen den Interessen der Ukraine, Amerika und Großbritannien auf der einen Seite und den Europäern auf der anderen Seite größer dastehen zu lassen, als er wirklich ist. Ebenso wie der Konflikt zwischen Strack-Zimmermann und dem Bundeskanzler.

Der Kanzler bewegt sich

Ja, Scholz geht jede Woche nur kleine Schritte. Er ruft nicht laut wie der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin, dass Russland soweit geschwächt werden müsse, dass es nie wieder ein anderes Land angreifen kann. „Wenn man bedenkt, von welchem Plateau die SPD kam, hat sie sich schon sehr weit bewegt“, sagte „Spiegel“-Autor Markus Feldenkirchen, Jahrgang 1975, und spielte damit auf die Anfangshaltung einiger Politiker an, die meinten, die Ukraine solle sich am besten gar nicht verteidigen. Einig waren sich Feldenkirchen und Strack-Zimmermann aber darin, dass der Kanzler keinen Klartext spreche. Der Journalist bescheinigt ihm „kommunikative Defizite“, die Politikerin ist überzeugt: „Eine einfache, deutliche Sprache hilft beim Verständnis.“

„Die Rumeierrei um schwere Waffen hätte man sich sparen könne“, stimmte der Militärfachmann Gustav Gressel in den Chor ein. Der 1979 geborene Österreicher wagte Prognosen zur Dauer des Krieges. Wenn die Personalprobleme der Russen andauerten, könnten sie nur noch bis zum Sommer angreifen. Danach wäre nur eine defensive Haltung möglich – es sei denn Wladimir Putin ordne doch die Generalmobilmachung an. Denn während die russische Armee herbe Verluste hinnehmen muss, wächst die Zahl der Soldaten auf der Seite der Ukraine stetig. Grundsätzlich befürchtet Gressel aber: „Wir haben noch sehr viel Krieg vor uns.“

Der letzte Themenkomplex der Sendung befasste sich mit einem möglichen Beitritt der Ukraine in die Europäische Union. Über diese Perspektive herrschte bei allen Anwesenden Einigkeit. Es wurde ein Interview mit EU-Kommissionspräsidenten, Ursula von der Leyen, wie Strack-Zimmermann zehn Jahre jünger als Gysi, eingespielt. Darin mahnte sie, dass bestimmte Standards erfüllt werden müssen. Aber sie sehe auch einen großen Reformwillen in der Ukraine. Belorusets ergänzte, dass die EU eine wichtige Perspektive für ihr Land biete. „Die Ukraine will ein europäisches Land sein.“

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