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#„Wir müssen jeden Tag triagieren“

„Wir müssen jeden Tag triagieren“

Herr Dr. Straka, wie ist die Lage auf Ihrer Station im Krankenhaus?

Stephan Löwenstein

Normalerweise haben wir 35 klassische und zehn Intensivbetten. Während der Pandemie mussten wir die Zahl der Betten auf 80 erhöhen. Leider sind 90 Prozent der Fälle, mit denen wir uns befassen, Covid-19-Lungenentzündungen. Wir haben täglich 20 bis 30 Neuaufnahmen, was für das medizinische Personal extrem belastend ist. Wir pfeifen aus dem letzten Loch.

Müssen Sie mit Triage vorgehen?

Ja, wir müssen täglich triagieren, auch wenn die Leute es leugnen.

Wie gehen Sie dabei vor?

Wir haben unser eigenes System, mit dem wir Patienten aufteilen. Das hängt hauptsächlich vom biologischen Zustand des Patienten und auch von der Schwere der Lungenvirusinfektion ab. Danach entscheiden wir dann, wer eine bessere Chance hat, das Virus zu besiegen, und ein Intensivbett bekommt.

Waren Sie darauf vorbereitet?

Wir waren für den Covid-19-Schub bereit, aber selbst das war nicht ohne fremde Hilfe möglich. Auf die Triage kann man sich nicht vorbereiten.

Seit wann geht das schon so?

Die Frühlingswelle im Jahr 2020 war ein Spaziergang. Im Herbst begann es sich zu verschärfen, aber die Hölle begann im Januar und dauert bis heute an.

Am Limit: Arzt Martin Strak


Am Limit: Arzt Martin Strak
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Bild: Privat

Gibt es Anzeichen für eine Besserung in Ihrer Region?

Ja, in den vergangenen Tagen ist die Zahl der Patienten leicht zurückgegangen, so dass die Epidemie hier möglicherweise abnimmt. Da jedoch immer mehr junge Patienten dazukommen, ist das Krankenhaus immer noch voll.

Wie sehr ist das Krankenhauspersonal mitgenommen?

Wir sind natürlich überarbeitet. Wir versuchen, in guter körperlicher und geistiger Verfassung zu bleiben, wir versuchen, gute Laune zu haben und sie zu verbreiten. Es ist unsere Aufgabe, wir müssen es tun, der Feuerwehrmann jammert auch nicht, wenn er ein Feuer löscht.

Wie kommen Sie mit dem Druck zurecht, wenn Sie täglich Patienten verlieren und schwierige Entscheidungen über Leben und Tod treffen müssen?

Wir mussten im Januar unsere Emotionen in die Ecke werfen und sie dort lassen. Wir können das nicht persönlich nehmen, sonst würden wir verrückt werden.

Haben Sie genug Material und technische Ausrüstung zur Verfügung?

Wir können genug Atemschutzmasken bekommen, aber es fehlt qualifiziertes Personal. Sie können Personal für ein normales Bett bekommen, aber nicht für ein Intensivbett, das ist das Problem.

Haben viele Ihrer Mitarbeiter oder vielleicht auch Sie selbst eine Infektion durchmachen müssen?

Nur wenige vom Krankenhauspersonal konnten es vermeiden, sich zu infizieren. Ich wurde im November krank. Es wäre besser gewesen, sich vor der Brigitte – das ist der Spitzname der britischen Variante B117 – besser zu schützen, jetzt sind die Verläufe wesentlich schwerer.

Haben Sie und Ihre Leute eine Impfung bekommen?

Jeder Mediziner in unserem Land ist geimpft. Bis auf die wenigen Dummköpfe, die sich weigerten.

Gibt es Entlastung durch die Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser oder nach Deutschland?

Deutschland hat Anfang Januar Hilfe angeboten, und wir hätten sie nutzen sollen. Stattdessen transportierten wir sinnlos Patienten über Hunderte Kilometer Entfernung. Die Hilfe Deutschlands würde den Bezirken Cheb und Sokolov erheblich helfen. Es ist eine Schande, dass unsere Regierung dies abgelehnt hat.

Haben Sie konkrete Erwartungen, was die Politik tun sollte, um Sie und Ihre Kollegen besser zu unterstützen?

Unsere Regierung hätte fast alles besser machen sollen. Es ist eine Schande, dass in Deutschland elfmal weniger Personen infiziert sind. Wir sind am schlimmsten getroffen auf der Welt, und ich schäme mich dafür. Der Schuldige ist Ministerpräsident Andrej Babiš.

Was war die berührendste Geschichte, die Sie erlebt haben?

Es gibt viele traurige Geschichten. Jetzt ist ein junger Mann gestorben und hat zwei Kinder und eine Witwe zurückgelassen. Unsere internistische Abteilung hat beschlossen, der Familie mit einem Geschenk von 300.000 Kronen zu helfen, zumindest symbolisch.

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