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#„Wir sind im absoluten Krisenmodus“

„Wir sind im absoluten Krisenmodus“

Auf dem täglichen Markt am Berliner Herrmannplatz gibt es immer mehr Stände, die ihr Verkaufssortiment gegen Masken und Desinfektionsmittel eingetauscht haben. Die meisten der Händler sind längst mit Laufkundschaft zufrieden, an größere Einnahmen ist schon lange nicht mehr zu denken. „Die Leute nehmen die Regeln nicht ernst, und einige bezweifeln noch immer, dass es Corona wirklich gibt“, sagt ein Verkäufer kopfschüttelnd.

Heike Schmoll

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Während hier immer noch viele ohne Maske unterwegs sind, beraten die Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD), der Stadtrat für Jugend und Gesundheit in Neukölln Falko Liecke (CDU) und der Amtsarzt für Neukölln Nicolai Savaskan über die verschärfte Lage. Allein am Samstag wurden 120 neue Ansteckungen in dem Bezirk gemeldet, die Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen liegen inzwischen bei über 173, mehr als dreimal so hoch wie die kritische Marke von 50. Die Inzidenz für ganz Berlin lag am Wochenende bei 85,2 pro 100.000 Einwohner.

Erwachsene tragen Infektionen in Kitas und Schulen

Liecke hält eine Eindämmung wie im Sommer für seinen Bezirk mit 330.000 Einwohnern für unmöglich. Die Infektion sei in die breite Bevölkerung eingesickert. „Inzwischen ist das Bild so diffus, dass wir den Ursprung der Infektion nicht mehr genau lokalisieren können“, sagt er. Es seien überall Infizierte zu finden, ob im Fitness-Studio, im Privaten, am Arbeitsplatz. „Wir sind im absoluten Krisenmodus.“ Das Gerichtsurteil zur Aufhebung der Sperrstunde in Berlin hat ihn erschüttert. „Ich befürchte, dass der Senat mit deutlich schärferen Einschränkungen im gastronomischen und im öffentlichen Bereich reagieren wird.“

Liecke ist überzeugt: „So wie es jetzt ist, können wir es nicht lassen. Die Gemeinschaftseinrichtungen müssen so lange offen bleiben, wie es nur geht, wir können uns einen zweiten Shutdown nicht leisten.“ Es müsse nun vor allem darum gehen, Risikogruppen zu schützen, indem Besuchsmöglichkeiten in Alten- und Pflegeheimen eingeschränkt werden und Personal dort regelmäßig getestet wird. „Das Grundproblem ist, dass die Infektionen in die Kita und die Schulen reingetragen werden.“

Doch was folgt aus steigenden Infektionszahlen in der Bevölkerung – noch mehr Infizierte in den Schulen? „Das ist zu befürchten“, sagt Liecke. Alle Präventionsprogramme im Bereich Jugend und Gesundheit kämen derzeit zu kurz, und „da werden mit Sicherheit auch Langzeitschäden auftreten, die wir jetzt noch gar nicht absehen können, und das finde ich das eigentlich Dramatische“.

Am Dienstag wird der Senat wieder einmal die Infektionsschutzverordnung ändern. Geplant ist eine drastische Verschärfung der Kontaktbeschränkungen. Nur noch maximal fünf Personen sollen sich gemeinsam im öffentlichen Raum aufhalten dürfen. Auf Straßen und Plätzen ohne Abstandsmöglichkeit soll eine Maskenpflicht gelten. Gesundheitssenatorin und Kultursenator streiten noch über weitere Einschränkungen kultureller Veranstaltungen.

Straßenszene am U-Bahnhof Rathaus Neukölln Ende vergangener Woche


Straßenszene am U-Bahnhof Rathaus Neukölln Ende vergangener Woche
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Bild: dpa

Noch sind in Berlin Herbstferien, doch schon in der letzten Schulwoche vor den Herbstferien hatten sich die Infektionen verdreifacht. Am Ernst-Abbe-Gymnasium und in der Mittel- und Oberstufe des Campus Rütli wurde auf Unterricht von zu Hause umgestellt. Am Abbe-Gymnasium herrschte wegen zahlreicher Quarantänefälle unter den Lehrern so großer Lehrermangel, dass der Unterricht nicht mehr aufrechterhalten werden konnte.

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