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#„Wir verdrängen in jeder Minute unseres Daseins“

„Wir verdrängen in jeder Minute unseres Daseins“

Herr Fitzek, was macht Sie zornig?

Ich bin tatsächlich niemand, der leicht ausrastet – im Straßenverkehr ist das allerdings anders. Da steige ich sogar ganz gern mal aus dem Auto aus und weiß, dass das anderen ebenfalls so geht. Nun bin ich nicht gerade einer, der wie Hulk aussieht, und trotzdem sind die meisten eingeschüchtert, weil sie wohl denken: Da kommt so ein Hänfling auf sie zu, der muss eine spezielle Kampfsporttechnik beherrschen, sonst würde er sich das nicht trauen.

Wie lenken Sie, wenn Sie nicht gerade wütend aus dem Auto aussteigen, Ihren Zorn in produktive Bahnen?

Schreiben hilft immer. Sie müssen nicht gleich ein Buch oder eine Kurzgeschichte verfassen, es reicht, ein Tagebuch zu schreiben, und zwar am besten in Form eines Briefs. Man weiß ja: Irgendetwas macht mich zornig. Also setzt man sich hin und gibt dem Zorn durch das Schreiben eine Struktur.

Ihre Psychothriller sind mitunter ziemlich brutal. Warum beschäftigen Sie sich mit den schlimmsten menschlichen Abgründen?

Wir verdrängen in jeder Minute unseres Daseins, anders kämen wir mit der Realität gar nicht zurecht. Wenn ich mein Kind im Kindergarten abgebe, dann darf ich mir nicht vorstellen, was dort alles passieren könnte. Würde ich es doch tun, würden mir zahllose schrecklichen Dinge einfallen. Doch irgendwann funktioniert dieses Verdrängen nicht mehr. Jeder Mensch muss sich auf irgendeine Weise damit konfrontieren. Ich konfrontiere mich über das Schreiben damit. Es ist mein Ventil. Bei anderen Menschen ist dieses Ventil eventuell das Lesen. Ich habe meine Ängste zwar nicht verarbeitet, aber ich habe sie bearbeitet. Und kann sie quasi im Bücherregal einsortieren.

Sie haben eine sehr große Fangemeinde, aber natürlich auch Kritiker. Wie gehen Sie mit zornigen Rezensionen im Internet um?

Ich lese diese Rezensionen gar nicht, weil sie sich nicht an mich richten. Rezensionen im Internet sind Verkaufsempfehlungen für andere potenzielle Kunden. Und selbst wenn ich sie mir zu Herzen nehmen würde, würde ich kein Buch umschreiben, nur weil einige Leser es als zu brutal empfinden. Übrigens gebe ich das auch meinen Kindern mit. Verbiege dich nicht, sondern frage dich: Wer kritisiert dich da eigentlich? Dein Sporttrainer? Deine Eltern? Deine Lehrerin? Menschen, die wollen, dass du besser wirst? Dann musst du zuhören. Wenn aber irgendjemand kommt, den du nicht kennst, der aus irgendeinem Grund ein Problem mit dir hat, darfst du dein Leben nicht danach ausrichten. Das wäre, übrigens gerade im Künstlerischen, der Anfang vom Ende.

Das volle Gespräch können Sie in unserem Podcast hören: faz.net/abgruende

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