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#„Wir wollen jedes Spiel gewinnen“

„Wir wollen jedes Spiel gewinnen“

Am Abend war Schwerstarbeit angesagt und die anschließende Nacht kurz. Und obwohl nicht nur die Beine schmerzten, „fiel das Aufstehen nach so einem Ergebnis leichter“, wie es Korbinian Holzer formulierte. Der 33 Jahre alte Verteidiger hat schon einige bewegende Momente im Trikot der Nationalmannschaft erlebt, aber ein solch denkwürdiges Duell wie am Pfingstmontag gegen Kanada bedeutet auch für ihn eine neue Erfahrung. Mit dem 3:1 (2:1, 0:0, 1:0) gegen die wie eh und je als Titel-Mitfavorit zur Weltmeisterschaft angereisten Nordamerikaner gelang der Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) ein Achtungserfolg, der hart erkämpft wurde – und für die früheren Prügelknaben bei internationalen Wettbewerben emotional schon jetzt Gold wert ist. „In der Kabine herrschte eine Bombenstimmung“, berichtete Holzer, „wir haben uns gegenseitig gefeiert, alle waren super drauf.“

Weil bei ihm und den anderen noch lange nach der Schluss-Sirene jede Menge Adrenalin durch die Blutbahnen rauschte, „war es später im Hotel mit dem Einschlafen schwierig.“ Doch dieses Defizit nahmen sie gerne in Kauf. „Von den vielen Schüssen, die wir geblockt haben, tut dir normalerweise alles lange weh“, schilderte Nico Krämmer, der wie Holzer zu den unerschütterlichen Draufgängern des Teams zählt und hinterher voller Begeisterung „in die Eis-Tonne gehüpft ist“, um den malträtierten Körper zu pflegen: „Aber es ist einfach ein gutes Gefühl“, brachte der 28-Jährige Stürmer seine Gemütsverfassung auf den Punkt. „Wir wissen, dass wir das Turnier noch nicht gewonnen haben“, sagte der: „Aber wir haben uns ein paar Minuten rausgenommen, um zu genießen.“

Die Deutschen führen ihre Gruppe bei diesem Turnier nach drei Spieltagen ungeschlagen an. Zeit, um die Blessuren eingehender behandeln zu lassen, die sie in einem packenden Schlagabtausch davon getragen hatten, bleibt nicht. Schon an diesem Mittwoch geht es für sie im Programm weiter, dann folgt die Auseinandersetzung mit Aufsteiger Kasachstan (15.15 Uhr, live bei Sport1).

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„Wir wollen immer besser werden. Dann schauen wir, wo das endet“, gab Krämmer einen Einblick in die Marschroute des Ensembles, von dem sich zeigt, dass Toni Söderholm bei der Zusammenstellung ein gutes Händchen besaß. Vor dem Aufbruch ins Baltikum waren Fragen aufgekommen, nach welchen Kriterien der Bundestrainer seinen Kader nominierte, wenn doch einige der prägenden Typen der DEL-Saison nicht dabei seien. Söderholms Replik fiel kurz aber prägnant aus. Er habe, betonte der 43-Jährige, eben auch Akteure berufen, die nicht das beste Karrierejahr hinter sich hatten, von denen er aber überzeugt sei, dass sie im Kreis des Nationalteams „eine andere Rolle einnehmen und daher funktionieren“.

Holzer und Krämmer sparten unisono nicht mit Anerkennung für Söderholm, der seit seiner Amtsübernahme im Herbst 2018 als Nachfolger Marco Sturms längst nicht mehr als Beistand fungiert, um den Abstieg aus der A-Division zu verhindern, sondern die Gruppe als Entwicklungshelfer auf hohem Niveau weiter formte. „Er schärft immer die Sinne“, beschrieb Holzer seine Erwartungen an die mittägliche Trainingseinheit am Dienstag, denn spielerisch war es trotz allem gegen Kanada „nicht das Beste“. Mit unnötigen Strafzeiten – unter anderem wegen hohen Stocks – hatte sich die Mannschaft zusätzliche Strapazen eingebrockt, ehe Holzer in der 58. Minute, als der Gegner auf „all or nothing“ umschaltete und seinen Keeper zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis nahm, per Empty-Net-Goal die Entscheidung erzielte. „Jeder haut sich hier für den anderen rein, jeder gibt 110 Prozent“, sagte Holzer, „das ist unser großes Faustpfand.“ Er und die anderen fühlten sich „stolz und geehrt“, wenn sie zur Nationalmannschaft eingeladen werden, „und ich denke, das sieht man“.

Knackpunkt der Entwicklung und ursächlich für die rasante Transformation – die das Team vom 13. Platz der Weltrangliste auf den siebten Rang klettern ließ – sei der famose Auftritt 2018 bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang gewesen. Bis ins Endspiel führte seinerzeit der Siegeszug, als gegen Russland nur wenige Sekunden bis zur Sensation fehlten – und die Silbermedaille war im Nachhinein bei aller Enttäuschung dann doch auch Antrieb. Denn die Lust auf mehr wurde dadurch geweckt. „Damals hat die Nationalmannschaft den Bock umgestoßen und gezeigt, dass wir auch die großen Nationen schlagen können“, sagte Holzer, „der Glauben hat sich entwickelt und der Anspruch verändert: Heute wollen wir jedes Spiel gewinnen.“

Anreise von Draisaitl und Kahun im Gespräch

Genau in diesem Sinne soll es in Riga weitergehen. Wobei in der Vorrunde nach der Begegnung mit Kasachstan noch die Matches gegen Finnland an diesem Samstag, die Vereinigte Staaten (Montag) und Lettland (Dienstag) zu bewältigen sind, bevor die K.o.-Duelle starten. Womöglich rückt bis dahin prominente Unterstützung an. Das Team hofft jedenfalls nach dem frühen Saison-Aus der Edmonton Oilers in der NHL auf Verstärkung durch Leon Draisaitl und Dominik Kahun. „Wir würden uns freuen“, sagte Holzer, „es wären Spieler, die jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen.“

Der DEB hatte die Chancen auf einen verspäteten Tripp von Nachzüglern aufgrund der Corona-Regeln ursprünglich als gering eingestuft, will jetzt aber kurzfristig den Kontakt suchen. Erst vom siebten Tag nach der Ankunft sind die neuen Leute wegen der strengen Quarantänevorschriften spielberechtigt. Angesichts der wahrscheinlichen Viertelfinal-Teilnahme Deutschlands könnte sich eine Anreise von Draisaitl und Kahun dennoch lohnen. „Da brauchen wir nicht drüber diskutieren“, sagte Holzer, „was die beiden für eine Klasse mit reinbringen würden.“ Noch mehr, ließe sich der Fairness halber anfügen, als ohnehin schon vorhanden ist.

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