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#Wird das Coronavirus der Olympiasieger?

Wird das Coronavirus der Olympiasieger?

Der Vorhang geht auf für die Spiele der XXXII. Olympiade der Neuzeit in Tokio. Was zum Vorschein kommt, hat bei aller Vorfreude der Sportler etwas Verstörendes. Nicht nur wegen der Unerbittlichkeit, mit der dieses um ein Jahr vertagte Sportereignis ungeachtet aller Corona-Bedrohung auf den Eröffnungstag zugerollt ist.

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Sondern auch, weil die Umstände eine fast gespenstische Vision transportieren: Menschen, die isoliert werden und auf sich selbst zurückgeworfen sind. Ein Ereignis, das die Jugend feiern soll, das einst vibrierte vor lauter Leben, nun aber zu großen Teilen im Internet verschwunden ist. Elektronische Konserven und Scheinkontakte mit der Außenwelt, die das Gefühl des Verlusts und der Leere vergessen machen sollen.

Die Möglichkeit lückenloser Satellitenüberwachung der Sportler und aller Individuen, denen der Staat die Erlaubnis erteilt hat, Zeugen des Geschehens zu werden – und das mit ihrem Einverständnis. Das alles erzwingt die Pandemie, oder sie macht es, je nach Standpunkt, auch möglich. Wie viel die Außenwelt von der beklemmenden Seite dieser Spiele gezeigt bekommt, wird man sehen: Die Herren der Handlung produzieren die versendeten Bilder weitgehend selbst.

Identifikations- und Aufputschmittel

Die Spiele 1964, die ebenfalls in Tokio stattfanden, gingen als die „Science-Fiction-Spiele“ in die Geschichte ein. Damals nutzte das Gastgeberland Japan Olympia als Bühne, um sein enormes Technologiepotential zur Schau zu stellen. Die Spiele im Jahr 2021 könnten als die „dystopischen Spiele“ in Erinnerung bleiben.

Sie markieren eine Entwicklung, die sich nicht mehr wird zurückdrehen lassen: Es ist damit zu rechnen, dass Peking als Gastgeber der Winterspiele 2022 versuchen wird, unabhängig von der Pandemielage zumindest Teile der strikten Verhaltensregeln, denen sich der olympische Tross in Tokio freiwillig unterwirft, aufrechtzuerhalten. So ließen sich nebenbei auch sämtliche Wege ausländischer Journalisten nachvollziehen – ein Nebeneffekt, der andere Diktaturen, welche die Vorteile des „Whitewashing“ durch Sport für sich zu nutzen wissen, begehrlich machen dürfte.

Wie immer hegt das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Hoffnung, dass sämtliche Ängste, Zweifel und politischen Bedenken in den Hintergrund rücken werden, sobald die Athleten um die ersten Medaillen schwimmen, laufen, springen, werfen oder schießen. Im günstigsten Fall bieten sie den Milliarden zu Hause ein unvergleichlich harmloses Identifikations- und Aufputschmittel.

Dass das auch diesmal klappen wird, weitgehend ohne Fans, mit künstlicher Stadionatmosphäre, ist zu bezweifeln. Und in einer Zeit, da eines der Lieblings-Rankings politischer Systeme, die olympische Nationenwertung, sich als symbolische Spielerei entpuppt hat und die Weltranglisten der Pandemie-Resistenz in den Mittelpunkt der Bewertungen gerückt sind.

Es ist anzunehmen, dass in Zeiten vor der Kommerzialisierung des Sports solche Pandemie-Spiele schlicht abgesagt worden wären. Es ist aber auch nicht so, wie dem IOC vielfach vorgeworfen wird, dass die Olympischen Spiele in Tokio nur des Geldes wegen durchgedrückt wurden. Gewiss, Olympia ist eine Milliarden-Maschine, und ein Netzwerk von Verträgen muss erfüllt werden, damit sie reibungslos weiterlaufen kann. Eine Absage hätte besonders die kleineren Sportarten in Existenznot gebracht.

Chance nur einmal im Leben

Sie wäre aber auch der Selbstaufgabe des IOC gleichgekommen. Diese Organisation hat nur einen einzigen Auftrag: Olympische Spiele für die Athleten zu organisieren und dafür die bestmöglichen Bedingungen zu schaffen – was auch immer sie selbst darunter verstehen mag. Und das hat sie getan. Sportler zu finden, die sich gegen die Austragung der Spiele aussprechen würden, ist schwer.

Ein Hochleistungsathlet, der sich jahrelang auf Olympia fokussiert hat, will hin. Auch zu den Steril-Spielen von Tokio. Ein Großteil der Olympiastarter hat nur einmal im Leben die Chance dazu. Wer also die Interessen der Sportler überzeugend vertreten will, der kann nicht gleichzeitig das IOC dafür verteufeln, dass es auf der Austragung der Spiele beharrt hat. Ein Zwiespalt für so manchen Idealisten.

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Die Frage ist: Wird das Coronavirus der dominante Olympiasieger von Tokio werden – oder wird vielleicht, sofern die Maßnahmen ausreichend greifen und die Konsumenten sich an die öden Hintergründe gewöhnen können, doch noch ein überragender Sportler diesen Spielen seinen Stempel aufdrücken können?

Am ehesten wird von der amerikanischen Turnerin Simone Biles erwartet, dass sie die Rolle des Superstars übernehmen kann. Mit ihrer Akrobatik hat sie schon vor Ausbruch der Pandemie die Welt beeindruckt. Ihren neuesten Super-Sprung, bei dessen Anblick den Kennern der Mund vor Staunen offen stehen bleibt, hat sie aber international noch nicht vorführen können – Videos davon gingen um die Welt. Kein Wunder, dass andere Olympiaturner sagen, sie freuten sich besonders darauf, diesen Sprung in Tokio einmal live zu sehen. Erst dann werden sie genau wissen, dass Simone Biles persönlich eine solch übermenschlich scheinende Leistung erbringt – und nicht etwa ihr Avatar.

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