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#Wisent Fadi: Auf Rettungsmission für seine Art

Der junge Wisentbulle Fadi verlässt seine Hanauer Heimat. Er soll in Aserbaidschan zur Rettung seiner Gattung beitragen.

Dem Wisentbullen Fadi steht eine Reise bevor, die sein Leben vollkommen auf den Kopf stellen wird. Am Dienstag geht es von der Alten Fasanerie im Hanauer Stadtteil Klein-Auheim über den Frankfurter Flughafen in Richtung Kaukasus.

Luise Glaser-Lotz

Korrespondentin der Rhein-Main-Zeitung für den Main-Kinzig-Kreis.

Fadi wurde im Juni 2021 im Hanauer Wildpark geboren. Jetzt wird er seine gewohnte Herde für immer verlassen, um Teil einer Gruppe von elf jungen Wisenten zu werden, die in Aserbaidschan in die freie Natur des Shahdag-Nationalparks entlassen werden soll.

Damit sind der Wildpark und sein Betreiber Hessen Forst Teil eines Auswilderungsprogramms des World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschlands zur Rettung des europäischen Bisons, hierzulande Wisent genannt.

Die Neuzugänge stammen aus mehreren Zoos und Wildparks Deutschlands. Im Rahmen des WWF-Programms sollen die vom Aussterben bedrohten Wisente in ihren einst natürlichen Lebensraum im Kaukasus zurückgeführt werden.

Bisher wurden nach Angaben von Projektleiter Aurel Heidelberg 36 der Kolosse im 1300 Quadratmeter großen Shahdag-Nationalpark ausgewildert. Sie konnten sich dort akklimatisieren und auch vermehren. So wuchs der Bestand mit den Jungtieren auf 50 an. Jetzt kommen elf weitere Wisente hinzu, Fadi mitgerechnet. Bis zum Jahr 2028 sollen mindestens 100 Bullen und Kühe aus europäischen Zoos und Tierparks mit ihrem Nachwuchs die neue Heimat bevölkern.

Die Teilnahme ist mit einer Voraussetzung verknüpft: Die Genetik jedes eingereisten Tieres muss passen und ausgezeichnet sein für die Rasse. Fadi ist jung, gesund und genetisch geprüft. Er passt deshalb genau in das Programm, ist Marion Ebel, Wildbiologin in der Alten Fasanerie, stolz. Gleichzeitig bedeutet die Teilnahme Fadis an dem Naturschutzprogramm den Abschied von dem prächtigen Bullen, einem Vorzeigetier unter den Wisenten, die ein Publikumsmagnet des Wildparks sind.

Rivalen des Wildparks

Fadis Weggang löst für den Wildpark aber auch ein wachsendes Problem. Fadi ist der Sohn von Avia und Egtober, die ebenfalls beide genetische Spitzenwerte aufweisen. Die Vaterliebe eines Wisentbullens reicht nach der Geburt eines Sohnes allerdings maximal für dessen Akzeptanz. Wächst der Kleine heran, wird er bald zur Konkurrenz um die Kühe, einschließlich der Mutter. Handelt es sich beim Sohn überdies um ein dominantes Tier, kann es zu blutigen Auseinandersetzungen kommen.

Zwar haben die Wisente in der Fasanerie viel Platz in ihrem Gehege, doch reicht es nicht dafür aus, dass sich die Streithähne aus dem Weg gehen könnten. In freier Wildbahn ist das Revier eines Bullen etwa zwanzigmal so groß wie die ganze Fasanerie, so Ebel. Egtober hat also ernsthafte Schwierigkeiten mit Fadi.

Dazu kommt, dass neben vier Kühen auch vier weitere Jungbullen in der Herde sind. Fabio und Fabiano wurden in diesem Jahr geboren, Faun und Farre im Jahr davor. Ihre Schwester Farre kam auch im vergangenen Jahr zur Welt. Für die vier Jungs sucht Ebel schon jetzt nach einer neuen Bleibe, auf Dauer können auch sie wegen Egtober nicht in der Alten Fasanerie bleiben.

Flug in der Holzbox

Es sei aber sehr schwierig, Wisentbullen in anderen Tierparks unterzubringen. Ebel ist jedoch optimistisch, dass sich Lösungen finden werden. Bisher habe das stets irgendwie geklappt, zum Beispiel im vergangenen Jahr, als zwei Wisente im Rahmen eines anderen Auswilderungsprogramms nach Rumänien in die Karpaten geschickt wurden. Eine „Herausnahme“, ein anderes Wort für die Tötung und Verwertung eines Bullen, sei zum Glück noch nicht notwendig geworden. So solle es auch bleiben.

Wie wird die Reise und das Leben in der neuen Heimat für Fadi aussehen? Zunächst muss der 180 Kilogramm schwere Bulle den Flug in der eigens nach seinen Maßen angefertigten Box aus Holz überstehen. Die Finanzierung übernahm der Förderverein des Wildparks, der schon öfter finanziell ausgeholfen hat, wenn es um die Ausstattung der Wisente ging.

Im Nationalpark Shahdag angekommen, werden die Tiere zunächst bis zum nächsten Frühjahr auf einem separaten Gelände isoliert. Weil Fadi nicht zur Hauptgruppe gehört und einzeln anreist, bekommt er möglicherweise dafür ein eigenes Areal.

Im Februar oder März werden die Neuankömmlinge freigesetzt. Einige von ihnen werden mit Sendern ausgestattet, um ihren weiteren Weg mitzuverfolgen. Ob Fadi auch ein solches Halsband bekommt, weiß Ebel nicht. Sie ist sich aber sicher, dass sich der Bulle aus Hanau durchsetzen wird in der neuen Gemeinschaft. Wer sich gegen Egtober behauptet habe, der sei gut vorbereitet. Sollte Fadi sich aber nicht wohlfühlen, dann werde er sich bestimmt ein eigenes Revier suchen. Für den Individualisten Fadi dürfte das nach ihrer Einschätzung kein Problem sein.

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