Nachrichten

#Wohnzimmer des Nordends

Inhaltsverzeichnis

Wohnzimmer des Nordends

Es gibt Menschen, die können gut nähen, andere können hervorragend kochen, wieder andere spielen ein Instrument, manche bringen es zu Spitzenleistungen im Sport oder sind technisch, vielleicht auch sprachlich begabt. Arief Imanuwarta hat all diese Talente. Seine größte Fähigkeit besteht aber darin, darum kein Aufhebens zu machen. Er schafft es, dass andere sich in seiner Gegenwart wohl fühlen. Indem er sie bekocht, zum Beispiel mit seinem vielgerühmten Nasi Goreng, indem er sich für sie interessiert, mit ihnen plaudert oder ihnen einfach die Ruhe lässt, in einer Zeitung zu blättern oder ein Buch zu lesen. „Ich will den Menschen den Raum geben, den sie brauchen“, sagt der Neunundsechzigjährige.

Matthias Trautsch

Den Raum, den sie brauchen – das war für die Gäste über fast vier Jahrzehnte das Rotlint-Café. So lange ist Imanuwarta Wirt an der Rotlintstraße im Frankfurter Nordend. Schon zuvor war das kleine, im Souterrain gelegene Café ein Ort mit Geschichte. Unter den Nazis kamen die Gegner des Hitler-Regimes dort zusammen, nach dem Krieg entwickelte es sich zum Treffpunkt für die schwarzen GIs der amerikanischen Armee. Als die Inhaberin 1979 aufhörte, endete eine Ära. Drei Jahre später sollte eine neue beginnen.

Der aus Indonesien stammende, in Jakarta aufgewachsene Imanuwarta hatte in Kaiserslautern Elektrotechnik studiert und nebenbei im Frankfurter Amüsierviertel Sachsenhausen als Türsteher gearbeitet. Was ihn für den Sicherheitsjob im angesagten „Biba-Club“ unter anderem qualifizierte, war seine Erfahrung im Kampfsport, besser gesagt, im Shorinji Kempo, einer japanischen Selbstverteidigungskunst, in der er zehn Jahre zuvor Indonesien-Meister geworden war.

Vom Türsteher zum Café-Betreiber

Wobei man sich nicht vorstellen kann, dass der Mann, der eine randlose Brille, buntgeblümte Batikhemden und auf den Lippen fast immer ein freundliches Lächeln trägt, jemals einen Konflikt mit Schlägen und Tritten gelöst hat. Er selbst sagt, dass es beim Shorinji Kempo nicht nur um sportliche Leistung, sondern auch um Religion und Philosophie gehe. „Bevor ich jemanden anderen besiege, muss ich mich selbst besiegen.“ Dieses buddhistische Prinzip der Selbstbeherrschung und Selbstüberwindung habe ihn geprägt.

Der Türsteher im Biba-Club hatte aber offenbar nicht nur die Gabe, brenzlige Situationen mit Ruhe und Humor zu entschärfen, sondern er konnte auch effizient organisieren. Der Betreiber der Diskothek machte ihn zum Chef des Sicherheitspersonals, als der er je Abend 150 Mark verdiente. Das war damals eine Menge Geld, zumal der Club dank Sperrstunde um 1 Uhr zuverlässig schloss und das Studium somit nicht unter dem Job litt. Von Ausschweifungen hält Imanuwarta bis heute nicht viel: Alkohol trinkt er nur, wenn es einen besonderen Anlass zum Anstoßen gibt.

Ende einer Ära: Nach fast 40 Jahren schließt das Rotlint Café im Frankfurter Nordend.


Ende einer Ära: Nach fast 40 Jahren schließt das Rotlint Café im Frankfurter Nordend.
:


Bild: Wonge Bergmann

Das Geld, das er von der Türsteherei zurücklegen konnte, steckt er 1982 in die Wiedereröffnung des Rotlint-Cafés. Mit ihm traf er den Zeitgeist im grün-alternativen Nordend. Schon vor Öffnung um 9 Uhr standen die Studenten Schlange, um etwas zu bekommen, das es zuvor in Frankfurt nicht gegeben hatte: ein richtiges Frühstück im Café. Drei Jahre später mietete Imanuwarta den benachbarten Laden an, brach eine Tür in die dazwischenliegende Mauer und erweiterte den Betrieb.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!