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#„Die Natur teilt uns mit, dass sie zornig ist“

„Die Natur teilt uns mit, dass sie zornig ist“

Nicht alles, was Sportstars in sozialen Medien verbreiten, muss autobiographisch sein, um authentisch zu wirken. So beeindruckt Mikaela Shiffrin derzeit auf Instagram und Facebook mit ihrer Version von „Galway Girl“, dem fröhlichen Hit des britischen Songwriters Ed Sheeran: „She played the fiddle in an Irish band“, singt die multibegabte Skiläuferin mit glockenklarer Stimme, und begleitet sich dabei auf der Gitarre: „But she fell in love with an English man“.

Nun stammt Shiffrin nicht aus der Grafschaft Galway in der irischen Provinz Connacht, sondern aus Vail in Colorado, und ihre Liebe gilt auch keinem Engländer, sondern dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Doch die erkennbar wiedergewonnene Lebensfreude springt einen geradezu an. Kilde ist ebenso ein erfolgreicher Skifahrer, Gesamtweltcupsieger der Saison 2019/20, und somit ein geeigneter Partner für die Amerikanerin im turbulenten Wanderzirkus, der sich Skirennsport nennt.

Der 29-Jährige hilft seiner drei Jahre jüngeren Freundin aber auch jenseits der Pisten, Kurs im Leben zu halten. Er wirke „wie Medizin“, erklärte jüngst Eileen Shiffrin, die Mutter der Sportlerin. Mikaela Shiffrin hatte nach dem plötzlichen Tode ihres Vaters als Folge eines häuslichen Unfalls im Februar 2020 für eine Weile die Spur verloren. „Es war meine schlimmste Verletzung“, bekannte sie nun vor dem Weltcup-Wochenende im nordfinnischen Levi in einem Pressegespräch. „Es war nicht so offensichtlich wie etwas Physisches“, aber es habe sie tief getroffen und lange gedauert, bis sie die lähmende Trauer halbwegs habe überwinden können. Und vor allem gab es im Gegensatz zu einer Knöchelverletzung „keine Road Map“, keinen Fahrplan, wie sie mit ihrem „gebrochenen Herzen“ umzugehen hatte.

Die Verunsicherung war der sonst so hyperexakten Sportlerin bei ihrem Comeback in der Saison 20/21 noch lange anzusehen. Es war ihr bisweilen sogar schwergefallen, sich die Kurssetzung zu merken. Speedrennen waren wegen des „Nebels in ihrem Kopf“ für sie eine Weile nicht durchführbar. Doch schon bei der WM in Cortina im Frühjahr 2021 zeigte sich dann wieder die alte Shiffrin. Sie startete in vier Rennen und gewann vier Medaillen, wenn auch „nur Bronze“ in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom.

Darin bietet sich ihr nun am Wochenende in Levi gleich in zwei Rennen (Samstag und Sonntag, jeweils 10.30 und 13.30 / live bei ARD und Eurosport) die Chance, in gewohnter Form das Tableau anzuführen. Den Riesenslalom-Auftakt in Sölden Ende Oktober hatte sie bereits in beeindruckender Manier gewonnen. Und nach dem Zieleinlauf wirkte sie dann schon etwas befreiter als zuletzt von all der Last, die sie mit sich herumschleppte. Sie jubelte zwar nicht überschwänglich, aber sie lächelte.

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Den Parallel-Event in Lech am Arlberg ließ sie danach ausfallen, da sie sich mit Rückenbeschwerden plagte. Gleichwohl plant sie, in der anstehenden Saison so viele Rennen wie möglich zu absolvieren, in allen Disziplinen, auch wieder in der Abfahrt. Gleichzeitig gab sie in Lappland an, den Fokus im Hier und Jetzt zu haben: „In Levi denke ich an Levi.“ Nicht an den Gesamt-Weltcup, und schon gar nicht an Peking, wo im Februar die Olympischen Spiele stattfinden.

Es ist der Saisonhöhepunkt, nicht der Karrierehöhepunkt für Shiffrin. Olympiasiegerin war sie schon 2014. Weltmeisterin bereits mit 17, WM-Medaillen gehören ihr fast im Dutzend. Mikaela Shiffrin tourt seit fast einem Jahrzehnt durch die Skigebiete rund um die Welt – und die Frage, wie lange sie noch professionell Ski fahren möchte, treibt sie durchaus um. Nach dem Tod ihres Vaters und neben der Corona-Krise ist es nun vor allem der Klimawandel, der ihr zu schaffen macht.

Die Begriffe „Travel“ und „Trouble“ klingen fast gleich, wenn Shiffrin sie ausspricht, und damit ist das Problem auch schon umrissen. „Ich bin keine Wissenschaftlerin“, stellt sie voran, „aber die Natur teilt uns mit, dass wir etwas sehr falsch machen und sie zornig ist“, sagte sie in Levi und meinte die Zunahme von Ex- tremwettern, Waldbränden und Schneestürmen. „Wir brechen Rekorde auf allen Feldern“, sagte sie im Duktus einer Sportlerin. So großartig ihre Reise durch die Skiwelt bislang auch sei, so sehr belaste sie doch mittlerweile der Gedanke daran, wie negativ sich ihr persönlicher CO2-Abdruck auf die Umwelt auswirke.

Zwar sei der Terminkalender schon angepasst worden und verursache nicht mehr ganz so viele Flugreisen wie früher, doch nach wie vor stehen Überseerennen an – wie schon Ende November in Killington. Von dem Irrsinn, in Peking Olympische Winterspiele auszutragen, gar nicht zu reden. „Es könnte einen Punkt geben, an dem ich meine Karriere aus Gründen des Umweltschutzes beende“, sagte sie in Levi – und klang dabei sehr authentisch.

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