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#Wunder-Fortsetzung White Bird im Kino: Marc Forster über die unheimliche Aktualität der Bestseller-Verfilmung und seinen letzten Akt der Nächstenliebe

Marc Forster schließt mit White Bird an den Film Wunder an und sprach im Interview über emotionales Filmemachen, Nächstenliebe und was man Kindern heutzutage zumuten kann.

White Bird startet am heutigen 11. April 2024 in den deutschen Kinos und schließt an den Film Wunder aus dem Jahr 2017 an. Nachdem der letzte Film über einen Jungen abseits von Gesichtsnormen uns eine Lektion in Sachen Menschlichkeit gab, widmet Marc Forsters Fortsetzung sich seinem Peiniger: Bully Julian (Bryce Gheisar) versucht sein Leben an einer neuen Schule zu ordnen, aber erst die Kindheitsgeschichte seiner jüdischen Großmutter (Helen Mirren) eröffnet ihm eine neue Perspektive in Sachen Nächstenliebe.

„Ich bin eben sehr emotional“: White Bird-Regisseur Marc Forster im Interview

Wie schon das Jugendbuch Wunder  basiert auch der neue Film auf einem Werk der amerikanischen Autorin R.J. Palacio: der Graphic Novel White Bird *. Darin blickt Julian nach seinem Mobbing-Verweis zurück auf die eigene Familiengeschichte der 1940er Jahre. Seine Großmutter muss als junge Jüdin namens Sara (Ariella Glaser) in Frankreich den Nazis entkommen. Nur weil ihr gehänselter Mitschüler (Orlando Schwerdt) sie in der Scheune seiner Familie versteckt, entgeht sie der grausamen „Säuberung“ ihrer Schule.

Der in den USA arbeitende deutsch-schweizerische Regisseur Marc Forster drehte so unterschiedliche Filme wie Monster’s Ball, World War Z, Wenn Träume fliegen lernen und James Bond 007 – Ein Quantum Trost. Im Gespräch mit Moviepilot verriet er allerdings, dass viele seiner Filme eines gemeinsam haben.

White Bird-Regisseur Marc Foster

Moviepilot: Wann bist du das erste Mal mit Wunder und White Bird in Kontakt gekommen und was hat dich daran gereizt?

Marc Forster: Ich habe schon vor Jahren das Buch Wunder gelesen und dann den Film [von Stephen Chbosky] gesehen. Ich fand die Geschichte sehr, sehr schön. Und im Jahr 2020, sechs Wochen nach Beginn des Lockdowns [der Corona-Pandemie], las ich die Graphic Novel und dann auch gleich die erste Fassung des Drehbuchs. Da der Film ja größtenteils in einer Scheune spielt, konnte ich mich damit im Lockdown besonders gut identifizieren.

Die Liebesgeschichte hat mich wahnsinnig tief im Herzen berührt und ich dachte mir, das könnte eigentlich in jedem Kriegsgebiet der Welt spielen. Das ist nicht nur eine Holocaust-Geschichte. Und auch die Themen von Mobbing und Antisemitismus haben mich sehr interessiert. Die hatte ich so noch nie einen Holocaust-Film zum Zweiten Weltkrieg verarbeitet gesehen.

Antisemitismus und Krieg sind mit der „Never Again“-Botschaft, die White Bird aufgreift, aktueller denn je. Hat sich das schon abgezeichnet, als ihr den Film 2021 gedreht habt?

Nein, noch gar nicht. Ich glaube, der Film ist heute noch aktueller als damals. Ein trauriger Zufall. Ich hoffe, dass viele Jugendliche und Familien ihn sich anschauen und die Generationen so zusammenfinden.

Wonder: der Ex-Bully Julian aus Wonder kehrt zurück

Hast du dich bei der Umsetzung von White Bird gefragt, ab wann man Kinder an die schwere Thematik des Holocausts heranführen sollte?

Natürlich, so etwas geht einem als Regisseur im Kopf herum. Aber gleichzeitig denkt man: Es ist wichtig, Jugendliche anzusprechen. Meine Tochter ist jetzt 14 und sie ist schon so weit. Ich glaube, ich war als Kind viel naiver. Die Jugend heutzutage weiß viel mehr.

Du hast schon viele thematisch sehr verschiedene Filme gedreht, aber alle haben eine große emotionale Tiefe. Ist das etwas, was dir beim Geschichtenerzählen wichtig ist?

Ich bin eben sehr emotional. [lacht] So bin ich als Mensch. Ich glaube, Filme reflektieren oft ihren Regisseur. Themen der Menschlichkeit berühren mich sehr. Ich habe das Gefühl, emotionale Themen können einen inspirieren und eine andere Weltsicht geben. Ich glaube, als zynischer Filmemacher wird man weniger kritisiert als ein emotionaler Filmemacher. Da kann man schnell sagen, es sei zu süß oder zu zuckerig.

Viele würden aber auch sagen, wenn man im Kino weinen muss, hat der Regisseur etwas richtig gemacht. Weinst du selbst beim Filmeschauen?

Ja, auf jeden Fall. Das geht bei mir schon los, wenn ich Drehbücher lese! Der letzte Film, der mich sehr berührt hat, war Past Lives.

White Bird Film vs. Vorlage: Helen Mirren als Großmutter

Wenn du dich für ein neues Filmprojekt entscheidest: Gibt es etwas, was es unbedingt haben muss, um dich zu reizen?

Ich mag jedes Genre. Ich bewundere Billy Wilder, der in jedem Genre unterwegs war. Das hat mich immer begeistert, weil man jedes Mal etwas Neues dazulernt. Ich entwickle momentan die Drehbücher für zwei, drei Sachen, die ich noch nicht vorher gemacht habe. Aber es dauert immer eine gewisse Zeit, bis die Finanzierung zusammenkommt. Deshalb rede ich lieber noch nicht konkret darüber.

Also kommt nach dem Sequel White Bird keine weitere Fortsetzung wie World War Z 2?

Nein. David Fincher wollte das ja machen und dann hat es nicht geklappt. Und ich weiß nicht, wo das jetzt steht.

Wie steht des um deinen Kriegsfilm mit Ewan McGregor: The Cow. Ist der noch aktuell?

„Die Kuh“? Den entwickle ich schon seit Ewigkeiten. Da ist es etwas schwierig mit der Finanzierung. Aber ich habe noch nicht aufgegeben!

Wunder und White Bird sind auf den ersten Blick zwei sehr verschiedene Filme, haben aber die gleiche Botschaft von Nächstenliebe und Menschlichkeit. Was war dein letzter Akt der Nächstenliebe?

Ich war gestern in Santa Monica und habe mein Auto geparkt. Da sah ich, wie ein Polizist kam und für die ganzen abgelaufenen Parkuhren Strafzettel schrieb. Beim Wagen neben mir hat es rot geblinkt. Da habe ich dann eine Münze reingeschmissen. Er wäre der nächste gewesen. Nur der Polizist fand das gar nicht lustig.

Marc Forsters White Bird läuft seit dem 11. April 2024 in den deutschen Kinos.

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