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#„Wussten Sie, dass Guantanamo noch offen ist?“

„Wussten Sie, dass Guantanamo noch offen ist?“

Schon das „Nice to meet you“ schnurrt sonor durch die Leitung. Die Stimme ist eines der Markenzeichen von Benedict Cumberbatch und sein bestes Werkzeug. Wie kaum einem anderen Schauspieler gelingt es dem Briten unterschiedlichste Charaktere zu verkörpern, ohne dabei viel an seinem Aussehen zu ändern. Vielmehr schlüpft er mit jeder Faser des Körpers in die Rolle, passt Gang, Haltung, Gestik an und arbeitet eben auch mit der ganzen Klaviatur seiner Stimme. Für die Rolle des Marine-Anwalts Stuart Couch im Guantanamo-Drama „Der Mauretanier“ legte er sich einen amerikanischen Akzent zu. Und der ist so dominant, dass man nun fast schon erleichtert bei diesem Interviewtelefonat feststellt, dass er noch immer des Sherlock-Holmes-Britischen mächtig ist. Die erste Frage muss sich also auf seine Stimme beziehen.

Ich war sehr überrascht von Ihrem Akzent im Film.
Oh, ich hoffe doch, im positiven Sinn!?

Durchaus! Aber viele britische Schauspieler sind ja froh, wenn sie einen einzigen amerikanischen Akzent glaubhaft einstudieren. Sie jedoch wechseln die regionalen Färbungen mit jeder Rolle, betonen mal die Ostküstenherkunft des Chirurgen im Superheldenfilm „Dr. Strange“, mal sprechen Sie mit Südstaatenakzent als Sklavenhändler im Historiendrama „12 Years a Slave“, mal mit Boston-Slang im Mafia-Film „Black Mass“. Wie wichtig ist für Sie die Arbeit mit der Stimme?

Nun, der Akzent diesmal gehört zu North Carolina, aber diese Rolle hatte einen sehr speziellen Ton, etwas Zähes und Muskulöses. Fast so, als würde man seine Zunge beim Reden verschlucken. Er hat viele dunkle L-Laute und ist weitaus glottaler als das normale Englisch. Ich hatte außerdem eine ziemlich heftige Erkältung, als wir mit dem Dreh begannen, meine Stimme war tiefer, und das musste ich in die Rolle integrieren. Als meine Stimme gegen Ende der Dreharbeiten wieder ihre normale Tonlage erreichte, musste ich sie vor der Kamera weiter in diesen Tiefen halten. Mir hat das Spielen mit der Stimme aber schon immer Spaß gemacht, es gehört zur Verwandlung dazu wie das Make-up, das man für die Rolle auflegt. Hier war es für mich unabdingbar, um die Authentizität der Rolle zu gewährleisten. Ich habe Stuart und seine Frau getroffen. Er ist ein sehr witziger Mann, sehr trocken, sehr robust, sehr großzügig. Er war gerührt, dass wir auch seine Seite der Geschichte erzählen wollen und half uns dabei, authentisch zu sein. Das wollte ich transportieren. Die Drehbuchschreiber haben sich große Mühe gegeben, seine Sprache und seinen Charakter zu treffen. Er benutzt viele Euphemismen und Aphorismen und sagt tatsächlich Sätze wie „a low crawl through hell in a gasoline suit“ (etwa: „als würde man durch die Hölle kriechen und dabei einen Anzug aus Benzin tragen“).

Beim letzten Satz, der sich auf die Leiden der Opfer in den brennenden Twin-Towers bezieht, wechselt Cumberbatch wieder in den North-Carolina-Akzent, wobei die dunklen Laute bei „low crawl“ so geschmeidig wie ein Panther direkt aus den Tiefen der Kehle heraufschleichen. Doch Cumberbatch hat für „Der Mauretanier“ nicht nur vor der Kamera gestanden, er war von Anfang an auch als Produzent an Bord. Der Film basiert auf der wahren Geschichte Mohamedou Ould Slahis (gespielt von Tahar Ramin). Nach den Anschlägen auf das World Trade Center am 11. September 2001 hielt die amerikanische Regierung ihn 14 Jahre lang in Guantanamo fest. Jahrelang wartete er auf eine offizielle Anklage und die Möglichkeit, sich in einem Prozess gegen die Terroranschuldigungen zu verteidigen. Der von Cumberbatch gespielte Stuart Couch ist eben jener Militäranwalt, der diese Anklage gegen Slahi vorbereiten soll und dabei auf Ungereimtheiten stößt. Der Film basiert auf Slahis Memoiren, die unter dem Titel „Das Guantanamo-Tagebuch“ veröffentlicht wurden. Cumberbatch hatte einen Auszug daraus in einer britischen Zeitung gelesen und war sich sicher, dass er die Geschichte dieses Mannes erzählen musste.

Warum ist diese Geschichte so außergewöhnlich?

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