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#Die Umbrüche in der Globalisierung

„Die Umbrüche in der Globalisierung“

Über Sinn und Zweck des Weltwirtschaftsforums in Davos lässt sich trefflich streiten. Ist es noch zeitgemäß, mehr als 2000 Teilnehmer für eine knappe Woche in die Schweizer Alpen zu karren, um dort etwa Bündnisse im Kampf gegen den Klimawandel zu verkünden? Die knappe Antwort auf die Sinnfrage lautet: Ja, der offene persönliche Austausch ist sogar wichtiger denn je in Zeiten, in denen die bestehende Weltordnung gleich an mehreren Stellen ins Wanken geraten ist.

So musste sich Bundeswirtschafts­minister Robert Habeck von der indischen Delegation anhören, dass deren Bereitschaft zum Kauf russischer Energieträger eng damit zusammenhänge, dass Deutschland derzeit den Markt für Flüssiggas leer kaufe. Wer Klimaanlagen gegen die Hitzewelle betreiben und Düngemittel gegen die Ernährungskrise produzieren muss, fragt nicht nach Umständen. So lautet die erste Erkenntnis aus Davos, dass es keine geschlossene wirtschaftliche Isolation Russlands geben wird. So schockierend Russlands brutaler An­griffskrieg gerade auf Europäer wirkt – in anderen Erdteilen gehören be­waffnete Konflikte zum traurigen Alltag.

Wiederaufbau der Ukraine

Viele ukrainische Politiker haben die Bühne in Davos genutzt, um ihren Forderungen nach Waffenlieferungen Nachdruck zu verleihen. In vielen Zirkeln ging es aber auch schon um den Wiederaufbau des geschundenen Landes. Auf den Trümmern einen modernen Staat zu errichten, wie ihn sich die tapferen Ukrainer wünschen, wird ein gigantisches Projekt. Wann und ob überhaupt der Ag­gressor aus Moskau für Reparationen herangezogen werden kann, steht in den Sternen. Es wird also vor allem an der westlichen Welt sein, diese Aufgabe zu stemmen. Dem 40-Milliarden-Dollar-Paket aus den USA müssen noch viele folgen.

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Die nachhaltigsten Folgen für die Weltwirtschaft könnte aber die Lockdown-Politik Pekings haben. Auch wenn in einigen Fabriken des Landes die Produktion langsam wieder an­läuft, kann das rigide Durchgreifen China noch teuer zu stehen kommen. Peking hat offenbart, dass es keinen Moment zögert, seine Interessen mit aller Macht durchzusetzen. Unter jungen, qualifizierten Chinesen ha­ben schon Absetzbewegungen ins Ausland eingesetzt. Das System hat mit seinem Wohlstandsversprechen gebrochen, das bislang jenes auf politische Teilhabe weitgehend ersetzte.

Klumpenrisiko China

Auch ausländische Unternehmen suchen mit Hochdruck nach alternativen Produktionsstandorten in Asien, um das Klumpenrisiko China zu reduzieren. Für seine Nachbarn ist das eine große Chance. Indische Ge­sprächspartner waren in den Alpen gefragt. Schwieriger ist die Lage für Unternehmen, wenn das Reich der Mitte als Absatzmarkt eine überragende Rolle spielt, wie für deutsche Autohersteller oder den weltgrößten Chemiekonzern BASF. So erklärte der Volkswagenchef in Davos auch offen, dass er es sich gar nicht leisten könne, auf dem größten Automarkt der Welt einen Gang runterzuschalten. Allerdings präsentierten die Wolfsburger auch ihre Wachstumsstrategie für die USA.

Das führt zur dritten Erkenntnis: Die Globalisierung ist nicht tot. In einer arbeitsteiligen Welt kann sich niemand komplett abschotten. Aber sie wird sich verändern und tut dies bereits. Schon die Handelskonflikte der Trump-Ära haben multinationale Konzerne zur Konzentration innerhalb der großen Wirtschaftsblöcke bewogen, um unempfindlicher gegen Strafzölle zwischen Weltregionen zu werden. Die aktuellen Lieferkettenprobleme beschleunigen den Wandel. Das ökonomische Leitprinzip der Kostenoptimierung, die vorherrschende Managementmaxime der vergangenen Jahrzehnte, hat Konkurrenz bekommen. Die Widerstandsfähigkeit gerade strategisch wichtiger Komponenten rückt in den Vordergrund. Doch die Produktion wider das ökonomische Kalkül zurückzuholen kostet Geld und ruft die Politik auf den Plan. Der Chips-Act der EU-Kommission lässt grüßen. Wer den Freihandel gezielt einschränkt, riskiert wiederum die Fehlallokation knapper Ressourcen.

Tiefgreifender Umbau

Und die Mittel sind knapp. Denn der Kampf gegen den Klimawandel bedeutet nicht weniger als den tiefgreifenden Umbau ganzer Wirtschaftssysteme. Die erforderlichen Summen sind so gewaltig, dass sich kein seriöses Preisschild dranhängen lässt. Dazu drängen aktuelle Entwicklungen wie die grassierende Inflation die Wohlfahrtsstaaten dazu, mit steigenden Sozialausgaben die härtesten Folgen für die Schwächsten abzufedern. In Ländern, die sich diesen Ausgleich nicht leisten können, drohen Hungersnöte die politische Stabilität zu gefährden.

Hatte die Weltgemeinschaft noch vor nicht allzu langer Zeit gehofft, 2022 einen kräftigen wirtschaftlichen Aufschwung erleben zu können, waren viele Themen in Davos ähnlich wie das Wetter: grau und unangenehm. Umso wichtiger ist es, im Austausch zu bleiben.

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