#Auch das Ifo-Institut kappt seine Wachstumsprognose
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„Auch das Ifo-Institut kappt seine Wachstumsprognose“
Der Krieg in der Ukraine bremst das Wachstum der deutschen Wirtschaft und beschleunigt die Inflation. Davon geht das Ifo-Institut in seiner am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturprognose aus. Die Münchner Forscher erwarten für dieses Jahr nunmehr ein Wachstum um 2,2 bis 3,1 Prozent. Im Dezember hatten sie noch ein Plus von 3,7 Prozent vorhergesagt. „Die russische Attacke dämpft die Konjunktur über deutlich gestiegene Rohstoffpreise, die Sanktionen, zunehmende Lieferengpässe bei Rohmaterialien und Vorprodukten sowie erhöhte wirtschaftliche Unsicherheit“, sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Konjunkturabteilung am Ifo. Das wiederum treibe die Inflation. Statt der bisher angenommenen 3,3 Prozent dürften die Verbraucherpreise in diesem Jahr um 5,1 bis 6,1 Prozent steigen. Das wäre die höchste Rate seit 1982.
In der vergangenen Woche hatten schon andere große Wirtschaftsforschungsinstitute ihre Konjunkturprognosen deutlich gesenkt. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) halbierte seine Prognose für dieses Jahr nahezu von 4 auf 2,1 Prozent Wachstum. Das RWI in Essen erwartet immerhin noch ein Plus von 2,5 Prozent. Am optimistischsten ist das IWH: Die Hallenser rechnen mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung um 3,1 Prozent. Die Prognosen der Institute für den Anstieg der Inflation bewegen sich zwischen 4,8 und 5,8 Prozent.
Das erste Quartal dürfte laut den Ifo-Forschern noch gut gelaufen sein. Erst im März habe der russische Angriff auf die Ukraine für einen konjunkturellen Dämpfer gesorgt. Die gegen Russland verhängten Sanktionen, die gestiegenen Energiepreise und neue Lieferengpässe hätten eine Reihe gewichtiger Industrieunternehmen gezwungen, ihre Produktion zu drosseln und Kurzarbeit anzumelden. Die hohen Energiepreise verringerten zudem die Kaufkraft der der Haushalte: „Insgesamt gehen durch den Anstieg der Verbraucherpreise allein im ersten Quartal Kaufkraft im Umfang von schätzungsweise etwa 6 Milliarden Euro verloren“, schreiben die Forscher. Dennoch konnte die Wirtschaftsleistung zum Jahresauftakt nach ihrer Einschätzung leicht um 0,5 Prozent zulegen, während etwa das Kieler IfW von einem Rückgang um 0,9 Prozent ausgeht.
Weitere Entwicklung hängt an den Energiepreisen
Aufgrund der Unsicherheit über den weiteren Konfliktverlauf berechneten die Münchner – wie schon nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 – zwei Szenarien für den weiteren Konjunkturverlauf in diesem Jahr. Gestützt wird die Konjunktur in beiden Fällen vom Konsum, der mit den Corona-Lockerungen im Frühjahr wieder kräftig anziehen dürfte. Im optimistischen Szenario, das von einem Wirtschaftswachstum um 3,1 Prozent ausgeht, legen die privaten Konsumausgaben um 5 Prozent zu, im pessimistischen Szenario um 3,7 Prozent. Die hohe Inflation wirke jedoch dämpfend, erklärte Wollmershäuser.
Auch die Industriekonjunktur schwäche sich spürbar ab. Im pessimistischen Szenario könnte die Industrieproduktion im zweiten Quartal wegen hoher Energiepreise und Lieferengpässen Quartal sogar sinken. Gleichwohl sitzen die Industrieunternehmen noch immer auf prall gefüllten Auftragsbüchern. Die Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit unterscheiden sich hingegen kaum. So erwarten die Forscher eine Arbeitslosenquote von 5 Prozent, allerdings dürfte die Kurzarbeit im pessimistischen Szenario „deutlich zunehmen“.
Dem optimistischen Szenario liegt die Annahme zugrunde, dass die Energiepreise ihren Höhepunkt schon überschritten haben und in den kommenden Monaten schrittweise wieder sinken. Der Ölpreis würde dann von derzeit 101 Euro pro Fass schrittweise auf 82 Euro zum Jahresende sinken und der Preis für Erdgas von 150 Euro pro Megawattstunde auf 108.
Öl könnte noch teurer werden
Im pessimistischen Szenario hingegen steigen die Preise vorerst weiter und sinken erst in der zweiten Jahreshälfte. Öl könnte sich dann bis Mai auf 140 Euro pro Fass verteuern und Erdgas auf 100 Euro pro Megawattstunde. Zum Jahresende würde der Ölpreis in diesem Szenario auf 122 Euro pro Fass sinken, jener für Erdgas auf 163 Euro pro Megawattstunde sinken.
Die Auswirkungen eines Embargo russischer Energielieferungen haben die Münchner Ökonomen in ihrer Prognose nicht berechnet. Eine Unterbrechung der Energielieferungen aus Russland stelle jedoch ein großes Risiko dar und würde „kurzfristig einen weit größeren wirtschaftlichen Schaden verursachen“, sagte Wollmershäuser. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Rezession komme, sei hoch.
Für das Jahr 2023 erwartet das Ifo ein Wachstum um 3,3 bis 3,9 Prozent. Die Inflation werde dann auf etwa 2,0 Prozent zurückgehen, erklärte Wollmershäuser. Die Prognosen der anderen großen Wirtschaftsforschungsinstitute gehen von einem Wachstum der deutschen Wirtschaft zwischen 1,5 und 3,6 Prozent im nächsten Jahr aus, wobei das RWI am zuversichtlichsten und das IWH am pessimistischsten ist. Die Verbraucherpreise dürften ihren Prognosen zufolge zwischen 2,3 und 3,4 Prozent steigen.
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