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#Wer ist Novak Djokovic?

„Wer ist Novak Djokovic?“

Was ist bloß mit Novak Djokovic los? Diese Frage hat sich die Tenniswelt schon oft gestellt. Zunächst in den ersten Jahren seiner Profikarriere, als der Serbe in kniffligen Spielsituationen immer wieder über Wehwehchen klagte und medizinische Auszeiten nahm, um gleich danach weiterzuspielen wie ein junger Tennisgott. Oder in der aktuellen Phase, in der sich Djokovic einer Corona-Impfung beharrlich verweigert und lieber auf die Teilnahme an großen Turnieren wie jüngst in den Vereinigten Staaten verzichtet.

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Seit dem vergangenen Wochenende nun gibt der Weltranglistenerste neueste Rätsel auf. Im Halbfinale seines Heimturniers in Belgrad machte der 34-Jährige schlapp, verlor den entscheidenden dritten Satz gegen Andrej Rublew sage und schreibe 0:6. Seine Müdigkeit habe wohl mit einer Krankheit zu tun, die er Wochen zuvor durchgemacht habe, sagte Djokovic. Eine Corona-Infektion soll es angeblich nicht gewesen sein, sondern „etwas, das sich auf mich, meinen Körper, meinen Stoffwechsel auswirkt“. Was das wohl sein mag?

Wie so oft bleibt Djokovic, wenn es um seine Befindlichkeit geht, im Vagen. Früher bezweifelten Konkurrenten deswegen, ob der Serbe wirklich Beschwerden habe oder ob er sie eher vorspiele. Inzwischen gilt Djokovic als einer der fittesten Spieler auf der Tennistour, insofern kam sein schwerer Anfall von Müdigkeit überraschend. Zumal er in diesem Jahr kaum gespielt hat.

Bei den Höhepunkten der Sandplatzsaison, in der kommenden Woche beim Masters-Turnier in Madrid und vom 22. Mai an in Roland Garros, will Djokovic seine Schwächephase überwunden haben und wieder Großes erreichen. Im besten Fall seinen 21. Grand-Slam-Turniersieg, mit dem er zum Rekordhalter und Pariser Sandplatzkönig Rafael Nadal aufschließen würde. „Paris bleibt mein großes Ziel“, so Djokovic, obwohl seine bisherige Saison erstaunlich schlecht verlief: In Dubai und Monte Carlo, wo er als Ungeimpfter spielen durfte, scheiterte er früh. Und dass er in Belgrad schlappmachte, mutet an wie ein Rückfall in längst verdrängte Zeiten.

Daniel Müksch: Novak Djokovic. Ein Leben lang Krieg. Verlag Die Werkstatt 2022, 240 Seiten, 22 Euro.


Daniel Müksch: Novak Djokovic. Ein Leben lang Krieg. Verlag Die Werkstatt 2022, 240 Seiten, 22 Euro.
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Bild: Verlag Die Werkstatt

Womit wir bei einem Buch wären, das Djokovics Karriere vom serbischen Knirps, der 1999 in der Pause zwischen den Nato-Luftangriffen Tennisunterricht erhielt, bis zum Rekord-Weltranglistenersten in allen Höhen und Tiefen nachzuzeichnen versucht. „Novak Djokovic. Ein Leben lang im Krieg“ lautet dessen Titel. Wer wenig über Djokovic weiß, wird einiges über seine unbändige Motivation, seinen Lebensweg und seine diversen Förderer erfahren. Dass der Serbe mit der Mentalität eines Kriegers seinem Beruf nachgeht, ist aber so oft geschrieben worden, dass es zur Phrase geworden ist.

Befremdliche Kriegsmetaphorik

Auch sonst gibt die Biografie wenig her, was über bisherige Erkenntnisse hinaus geht. Dass Djokovic bei den meisten Fans unbeliebt ist, weil er den jahrelang noblen Zweikampf zwischen dem „Maestro“ Federer und „Rafa“ Nadal so gewaltig wie erfolgreich störte, weil er auf dem Platz brüllt und zu martialischen Posen neigt und weil er in mancherlei Hinsicht als Querdenker auftritt – alles bekannt und schon in kürzerer Form beschrieben.

Nur vielleicht nicht so reißerisch wie von Daniel Müksch in seinem Buch: „Novak Djokovic ist ein Eindringling. Er hat sich Zutritt zu einem exklusiven Kreis verschafft. Nicht mit Bitcoin, Messer oder Sprengstoffgürtel. Sondern mit seinem 645-quadratzentimetergroßen Tennisschläger.“ Djokovic führe „einen ganz persönlichen Krieg“, heißt es weiter. So viel Kriegsmetaphorik ist immer heikel, in Zeiten wie diesen liest es sich besonders befremdlich.





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Großes Tennis für alle
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Die Geheimnisse hinter den Schlägen der Stars
Bild: picture alliance, Bearbeitung: F.A.Z.

Doch der Ton ist gesetzt. Müksch beschreibt Djokovics Tennisleben sehr effektvoll, aber wenig tiefgründig. Was kaum anders zu erwarten war, konnte er doch nicht mit Djokovic und seinem Team sprechen, sondern hat überwiegend allgemein verfügbare Quellen ausgewertet. Der Rückgriff auf älterer Veröffentlichungen führt zu dem eigenartigen Missverhältnis, dass bis zu Djokovics ersten Grand-Slam-Titel 2008 in Australien die Hälfte des Buches vergeht – die großen Erfolgsjahre werden in der zweiten Hälfte eher abgehandelt. Zudem sind manche Kapitel – vor allem um die verweigerte Einreise nach Australien zu Jahresbeginn – offensichtlich hastig niedergeschrieben. Darauf deuten kryptische Sätze hin sowie eine falsche Zeitverschiebung zwischen Melbourne und Belgrad.

Fehlende Nähe wäre verkraftbar, wenn eine klare Haltung des Biografen zur porträtierten Person erkennbar wäre. Dazu wären folgende Fragen analytisch zu klären gewesen: Ist die Abneigung vieler Fans gegen Djokovic nachvollziehbar? Liegt sie womöglich nicht nur an seinem Auftreten, sondern auch an seiner Spielweise? Wie ist es zu erklären, dass der Serbe großen Wert auf faire und freundliche Gesten legt, aber trotzdem aneckt und viele gegen sich aufbringt? Doch Sätze wie „Seinen Willen und seine Kraft zieht er aus der Aggressivität gegen einen Gegner, den er besiegen will“ oder „Grenzen sind für ihn nicht existent“, sind mehr Geraune als Deutung.

Zumal der Autor selbst beschreibt, wie Djokovic immer mal wieder an Grenzen stößt: Sei es bei der Wahl seiner Trainer wie Andre Agassi, Boris Becker oder zuletzt Marian Vajda, von dem er sich nach vielen Jahren jüngst trennte. Oder seien es körperliche Grenzen. Seine Genesung dauere länger, als er erwartet habe, gab Djokovic nach seinem Aus in Belgrad zu. Klingt irgendwie nicht nach Krieg ohne Grenzen.

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