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#Zu absurd, um wahr zu sein?

„Zu absurd, um wahr zu sein?“

In seinem Er­zählband beschreibt Wisser in kurzen Episoden unterschiedliche Frauenleben. Dabei dreht sich alles um die alltäglichen Herausforderungen der Liebe, die zuweilen schwierigen Auseinandersetzungen mit sich selbst und vor allem: um kuriose Beziehungen.

Eine Frau, die ihrem Mann fälsch­licherweise eine Affäre vorwirft, und dieser Mann, der keinen anderen Ausweg mehr sieht, als sich eine Geliebte auszudenken, um den grotesken Wahnvorstellung seiner Frau recht zu geben – darum geht es in der Geschichte namens „Silvia“. Den Gesamttitel des Buchs darf man hier also wörtlich verstehen. Die Erzählung gipfelt im Absurden, als sich die reale Ilona in einem Brief an die ausgedachte Silvia wendet und sie bittet, ihr dabei zu helfen, wieder frischen Wind in die Ehe zu bringen: „Mein Mann leugnet alles. Neuerdings behauptet er, Sie nur erfunden zu haben. Das ist sehr demütigend für mich. Bitte helfen Sie mir!“ Ist die Geschichte zu verrückt, um wahr zu sein?

Eine Menge Wodka und Zurückweisung

Diese Frage stellt man sich auch in „Aviva“, einer Erzählung um eine Frau namens Inga. Die hat neben einem Alkoholproblem auch Schwierigkeiten da­­mit, sich dem Chaos in der Wohnung zu stellen und Struktur in ihr Leben zu bringen. Und auch das mit dem Kinderkriegen hat trotz Hormonpräparaten nicht so richtig funktioniert. Dann trifft Inga auf ihre neue Nachbarin Aviva, die sie zu Beginn sehr seltsam und später überaus anziehend findet. So kommt es, dass sich beide eines Abends besser kennenlernen.

Inga, die in ihrer Sehnsucht nach Nähe die Komplimente Avivas falsch zu deuten scheint, startet einen Annäherungsversuch, der von der Nachbarin nicht erwidert wird. Nach tränenreichem Abgang meint Inga, das dunkle Geheimnis Avivas enttarnt zu haben: Sie habe mit ihrem eigenen Sohn einen weiteren gezeugt und den ersten nach der Zeugung umgebracht! Hat sich das so abgespielt? Oder ist es die Frucht einer Menge Wodka und der vorherigen Zurückweisung Avivas? Die Beantwortung dieser Frage überlässt Wisser dem Leser.

Der 1971 geborene österreichische Schriftsteller bildet in den nach einzelnen Protagonistinnen benannten Epi­soden un­­dramatisch und schmucklos Leben von Frauen ab, wie sie wirklich sind oder sein könnten. Mal auf mehr, mal auf weniger Seiten, gelingt es ihm, unvorhersehbare und abwechslungsreiche Alltagstragiken abzubilden. Auch wenn die Frauen- und Männer­bilder einander zuweilen sehr ähneln.

Und so kommt es, dass einem die Prosecco trinkende Frau und der Türen auflassende Mann immer wieder begegnen. Was als repetitives Stilelement ­verstanden werden kann und die einzelnen Ge­schichten miteinander verbindet, wirkt beim Hintereinanderwegschmökern schnell monoton. Es empfiehlt sich also, jede von Wissers Geschichte für sich zu lesen.

Daniel Wisser: „Die erfundene Frau“. Erzählungen.Luchterhand Literatur­verlag, München 2022. 240 S., geb., 22 Euro.

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