Nachrichten

#Zum Tod des amerikanischen Liedermachers Jimmy Buffett

Als die Welt entdeckt war und es nur noch wenige echte Abenteuer zu erleben gab, begannen die bessergestellten Menschen unter den Zivilisationsmüden, ihre Individualträume von der eigenen Insel oder zumindest einem eigenen Boot zu verwirklichen. „Ich träume oft davon, ein Segelboot zu klau’n“ sang Udo Lindenberg 1975. Viele amerikanische Rock- und Popstars besaßen da längst stattliche Boote. Als der Folksänger David Crosby 1967 bei den Byrds herausgeschmissen wurde, lieh er sich 25.000 Dollar von einem Freund und kaufte eine 22 Meter lange Segelyacht, die er die „Mayan“ taufte, und machte damit die Weltmeere unsicher.

Und Jimmy Buffett, der ebenfalls als Liedermacher und zunächst Countrysänger in den frühen Siebzigern eine Karriere begonnen hatte, entdeckte bald den Boot-Eskapismus für sich als musikalischen Gegenstand: Über biertrinkende Trucker gab es schließlich schon viele Songs, über Segler in tropischen Gewässern mit Cocktails in der Hand noch nicht so viele. Das änderte sich gründlich mit Buffetts wegweisendem Album unter dem schönen Titel „Changes in Latitudes, Changes in Attitudes“ (1977). Darauf war auch der Song „Margaritaville“, der sein Leben verändern sollte und zu einem Inbegriff amerikanischer Partykultur werden sollte.

Da ist noch was im Mixer

„Wastin‘ away again in Margaritaville“: Es ist eigentlich ein typischer Countrysong nach dem alten Motto „She left because I drink, and I drink because she left me“, aber die Szenerie wurde geschickt verlegt von den Südstaaten in ein phantastisches Inselreich, in dem Krabbengerichte vor sich hinkochen, während man Margaritas trinkt, die über allen Schmerz hinweghelfen. „There’s booze in the blender / And soon it will render / That frozen concoction that helps me hang on“.

Die Mischung aus Melancholie, Gleichgültigkeit und dem Willen, trotzdem zu feiern, schlug beim Publikum derart ein, dass Buffett neben einer Musikkarriere bald auch eine als Besitzer einer Restaurankette namens „Margaritaville Café“ hatte. Alles zusammen machte ihn zum vielfachen Millionär und schließlich gar Milliardär, wenn auch nicht ganz so reich wie Warren Buffett (mit dem er nicht verwandt war).

Es hielt ihn zum Glück nicht davon ab, noch viele weitere topical songs über leichtes und leicht beschädigtes Leben in südlichen Gefilden zu schreiben, bei denen schon die Titel großartig waren: „Coconut Telegraph“, „Last Mango in Paris“, Barometer Soup“, „Banana Wind“ oder „Beach House on the Moon“.

Cheeseburger im Paradies

Buffett hatte zwar ansatzweise etwas von einem Hippie, das er aber offenbar problemlos mit einem Yuppie-Lifestyle und vielen (stereo)typischen Insignien eines „american way of life“ verbinden konnte, wie etwa sein Song „Cheeseburger in Paradise“ verriet. Zum eigenen Boot kamen bald auch Privatflugzeuge, und tatsächlich abenteuerlich sollte sein Leben auch noch werden: Er überlebt eine Bruchlandung vor Nantucket, und als er 1996, mit dem U2-Sänger Bono an Bord seines Flugzeugs, in Jamaica landen wollte, wurden sie von der dortigen Polizei beschossen, weil man sie für Drogenkuriere hielt. Natürlich machte Jimmy Buffett auch daraus sofort ein lustiges Lied: „Jamaica Mistaica“.

Musikalisch prägte er einen eigenen Stil zwischen Country und Tropical Style, den manche als „Gulf and Western“ bezeichnen. Sein Fans nannte er „Parrotheads“. Sie bildeten eine große Partygemeinde, die dann sogar teilweise in von Buffett gebauten Altersheimen ebenfalls unter dem Namen „Margaritaville“ ihren Lebensabend verbrachten: Manches an Buffets Geschichte könnte man sich wirklich nicht besser ausdenken.

Er sang im Duett mit Frank Sinatra und wurde bald auch Buchautor: erfolgreich vor allem mit seinem Memoir „A Pirate Looks at Fifty“, aber auch mit Kinderbüchern. Auch höheren Alter ließ er nicht nach und war noch in diesem Jahr auf einer Tour mit dem Titel „Second Wind“. Bei allem Spaß hat er aber auch, gerade mit den Liedern aus seiner Frühzeit, einige Musik von bleibender Schönheit hinterlassen, etwa „Son of Son of a Sailor“. Am 1. September ist Jimmy Buffett im Alter von 76 Jahren gestorben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!