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#Zum Tod des „Latte Igel“-Autors Sebastian Lybeck

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Zum Tod des „Latte Igel“-Autors Sebastian Lybeck

Die Kriege der Zukunft werden um Wasser ausgefochten, das ist mittlerweile ein Gemeinplatz. Aber als Sebastian Lybecks erstes Kinderbuch 1956 erschien, dürfte das Thema den meisten jungen Lesern nicht nur neu gewesen sein, es wurde auch aus einer derart ungewöhnlichen Perspektive geschildert, dass „Latte Igel und der Wasserstein“ seinen Zauber bis heute nicht verloren hat.

Tilman Spreckelsen

Der Wald vertrocknet, die Blätter welken, der Boden reißt auf. Latte Igel, einer der Waldbewohner, fragt den klugen Raben Korp, ob man denn gar nichts dagegen tun könne. Doch, meint der, es müsse sich einer auf den Weg in den Norden machen, wo der Bärenkönig Bantur eifersüchtig den Wasserstein hüte, einen magischen Gegenstand, der Quellen sprudeln lasse. Man müsse das Land der Wölfe und das der Luchse durchqueren, und natürlich werde der Bärenkönig den Stein nicht einfach herausrücken, aber für den Wald sei das die einzige Chance. Gut, sagt sich der unbedarfte Igel, einer müsse das wohl übernehmen, und zieht los. Es ist nichts Heldisches an ihm, er tappt unterwegs in eine Falle nach der anderen. Doch er wächst daran, und Lybeck gelingt es mit leichter Hand, glaubwürdig zu vermitteln, wie dieser arglose, liebenswerte, aber auch starrköpfige Igel Situationen meistert, die übermächtig schienen. Und über der abenteuerlichen Geschichte liegt trotz aller Dramatik eine wohltuende skandinavische Nüchternheit.

Eigentlich ein Lyriker

Dabei verstand sich Sebastian Lybeck, geboren 1929 als Angehöriger der schwedischsprachigen Minderheit in Finnland, eigentlich als Lyriker. Der Großvater war ein bekannter Schriftsteller, der Vater Maler, der, so erzählte es Lybeck 2012, verstört aus dem Krieg zurückkam und mit seiner rückhaltlosen Entscheidung für die Kunst das ererbte Vermögen dezimierte. Umso mehr hätte seine Mutter bei dem Jungen, der immer nur schreiben wollte, auf eine ordentliche Ausbildung gedrungen. Die damit verbundenen Kämpfe schilderte Lybeck noch aus dem Abstand vieler Jahrzehnte äußerst anschaulich. Er wurde schließlich Zeitungsjournalist, und aus einer Sommerserie über die Tiere seiner Heimat wurde in wenigen Tagen das Buch von Latte Igel, ein internationaler Erfolg, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, bis heute stetig lieferbar und noch 2019 verfilmt.

Lybeck arbeitete als Fischer auf den Lofoten und veröffentlichte einige Gedichtbände, er kämpfte als Aktivist gegen ein Wasserkraftwerk in Lappland und gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Mutlangen. Als Autor aber erzielte er seine größte Wirkung mit dem in zahlreiche Sprachen übersetzten Buch von „Latte Igel“, dem 1969 ein zweiter Band folgte und 2009 mit großem Abstand der dritte. Sie alle beschreiben eine Reise und eine Mission, nur dass sich die Ziele auf charakteristische Weise wandelten: Im ersten Band kämpft Latte Igel um das Wohl des ganzen Waldes, in „Latte Igel reist zu den Lofoten“ um die Rettung einer entführten Freundin, im dritten Band aber um die Erlösung der eigenen Person von dem „Schwarzen Schatten“, der plötzlich über den alt gewordenen Igel gefallen war.

Es fällt nicht schwer, hinter alldem die Perspektive des knapp achtzigjährigen Autors wahrzunehmen, der in den Jahren zuvor seine an Alzheimer erkrankte Frau Berthe gepflegt und schließlich verloren hatte. Und so berührt die Schilderung, wie Latte Igel aus eigener Kraft aus dem großen Grau herausfindet, zurück zu seinen Freunden, wenn auch gezeichnet, umso mehr. Unter den zahlreichen Kinderbüchern, die sich inzwischen mit der Einsamkeit und den Ängsten der Ältesten beschäftigen, findet dieses nicht seinesgleichen.

Sebastian Lybeck ist, wie erst jetzt bekanntwurde, am 11. November im Alter von 91 Jahren in Stockholm gestorben.

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