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#Zwei Buchhändler aus Kabul leisten Widerstand

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Zwei Buchhändler aus Kabul leisten Widerstand

In Kabul steht ein Haus, in dem sich gut zehntausend Bücher stapeln, die niemand lesen wird. Eine Geschichte erzählen die Romane und Ratgeber dennoch. Jene nämlich vom Ende einer Hoffnung, die in Unternehmen wie Kabul Reads, dem ersten Online-Buchhandel Afghanistans, ihren Ausdruck fand. Gegründet 2019 von Sher Shah Rahim und Nargis Ehsan, geschlossen mit der Ankunft der Taliban. Die Bücher lagern seitdem dort, bewacht von Rahims Bruder Ahmad.

Früher haben die Taliban Bücher verbrannt. Die „neuen“ Taliban aber wissen: Fotos brennender Bücher wären schlechtes Marketing für sie. Der afghanische Buchmarkt soll lieber langsam zugrunde gehen. Ohne eine nennenswerte Druckerei- und Papierindustrie im Land sind die gut sechzig registrierten Buchhandlungen auf Buchimporte angewiesen. Die Grenzen sind für sie geschlossen. Doch selbst bei noch vollen Regalen werden viele bald aufgeben. Bücher haben für Afghanen gerade keine Priorität. Es geht ums Überleben. Wer Erspartes hat, hält es zusammen. Wer weiß schon, was noch kommen wird.

Nargis Ehsan, die Mitbegründerin von Kabul Reads, gelang die Flucht nach Kanada. Sher Shah Rahim wurde im August an Bord einer Air-Force-Frachtmaschine nach Doha und von dort in die Vereinigten Staaten ausgeflogen.

Videoanruf nach Maryland, wo der 30-jährige Informatiker und Unternehmer jetzt lebt. Der 12 Monate alte Sohn und die dreijährige Tochter schlafen noch, Rahim kann in aller Ruhe im Wohnzimmer telefonieren. Es ist hell und geräumig, die Familie gerade eingezogen. Bis dahin lebte sie mit 14000 anderen Geflüchteten in einem Militärcamp in Wisconsin; wochenlang mit den Kleidern ihrer Flucht am Leib. Der eilig gepackte Rucksack war unterwegs verloren gegangen. Im Camp traf Rahim auf Dave, einen Afghanistan-Veteranen, der helfen wollte. Dave erzählte von der afghanischen Gastfreundschaft, brachte Kleidung, Essenspakete, Spielzeug für die Kinder und vermittelte Rahim einem Job bei einem IT-Spezialisten in Maryland.

Eine Hörbuch-App in Paschtu und Dari

Das erste Gehalt ist überwiesen, Rahim könnte endlich zur Ruhe kommen. Mit dem Kopf ist er aber noch in Kabul; bei Angehörigen, die kein Flugzeug erreichten; bei den Büchern in seinem Haus, bei Kabul Reads, das nie lukrativ, aber sein ganzer Stolz gewesen war, da es die Lesekultur förderte und den Menschen neue Gedankenwelten eröffnete. Er gab auf. Aber nur, um etwas Neues anzufangen. Noch im Flüchtlingscamp und ohne Investorenhilfe lancierte er „Bulbul“, die erste und bisher einzige Hörbuch-App in Paschtu und Dari. Sie ist weitaus mehr als bloßes Hörvergnügen. Sie ist auch als Akt des Widerstands zu verstehen – gegen die kulturelle Verdummung unter dem Banner des radikalen Islams der Taliban, gegen die Abschottung von der Welt; gegen den Ausschluss von Mädchen und Frauen von Bildung und natürlich gegen den schleichenden Tod der Literatur.

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