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#Zwischen schrecklich-schönen Stahldinosauriern

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Zwischen schrecklich-schönen Stahldinosauriern

Die Ausrichtung der Olympischen Spiele, einer Weltausstellung oder die Rolle als Europäische Kulturhauptstadt anzustreben erscheint vielen als passé. In Umfragen sprechen sich meist große Mehrheiten der Bürger und Wähler gegen derlei Großveranstaltungen aus, aus Sorge vor teuren „weißen Elefanten“, also Gebäuden und Infrastrukturen, die nach dem Ereignis, für das sie errichtet werden, weitgehend ungenutzt herumstehen. Die „Festivalisierung“ der Stadtentwicklung kann jedoch – wenn sie geschickt geplant ist – auch große Vorteile haben. Industriebrachen in lebendige Stadtquartiere zu verwandeln beispielsweise ist eine drängende Aufgabe aller Städte in den ehemaligen Kohle- und Eisenerzbergbaugebieten Mitteleuropas.

Esch, die zweitgrößte Stadt des kleinen Staates Luxemburgs, war eine Stadt der Schwerindustrie. Ihre Skyline wird von den riesigen schwarzen Hochöfen in Belval dominiert, die schon lange außer Betrieb sind. Um diese schrecklich-schönen Stahldinosaurier herum recken sich allerdings seit einigen Jahren hohe, neue Bank- und Universitätsgebäude in den Himmel, die den Beginn einer neuen Ära für die Industriestadt anzeigen. Die mutige städtebauliche Neudefinition, um die Esch von vielen deutschen Städten beneidet wird, startete der niederländische Architekt Jo Coenen aus dem nahen Maastricht. Er sah den Wandel von Belval von einer riesigen Industriebrache zur „Stadt der Wissenschaften“ voraus. Die Stahlwerke wurden unter seiner Ägide zu einem jungen Stadtteil mit 25.000 Arbeitsplätzen und 8000 Wohnungen. Die beiden 90 Meter hohen Hochöfen blieben erhalten, die neuen Stadtquartiere wurden um sie herum gruppiert. Der französische Architekt Claude Vasconi fügte den alten Hochöfen knallrote Banktürme hinzu und verlieh Belval damit eine neue, unübersehbare Silhouette des Aufbruchs.

Neues Leben in der Ruine

Die Umgestaltung von Belval ist für Esch ein hervorragender Ausgangspunkt, um seine Rolle als Kulturhauptstadt Europas – die es gemeinsam mit neun anderen Kommunen des Luxemburger Verbands Pro Sud und acht französischen Gemeinden der Communauté de Communes Pays Haut Val d’Alzette wahrnimmt – im gerade angebrochenen Jahr für eine nachhaltigere Transformation zu nutzen. Das Festivalprogramm mag hochkarätig sein, aber es ist ephemer. Dauerhafter sind die architektonisch interessanten Projekte und neuen Institutionen.

So sieht gelungener Strukturwandel aus: ehemalige Industrieanlagen werden in Esch von Neubauten gerahmt.


So sieht gelungener Strukturwandel aus: ehemalige Industrieanlagen werden in Esch von Neubauten gerahmt.
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Bild: dpa

Beinahe noch wichtiger als der Umgang mit den Bestandsgebäuden und den Neubauten waren jedoch die Interventionen des Landschaftsarchitekten Michel Desvigne aus Paris. Mit einer streng begrenzten Palette von Gestalt-Elementen bildete er mit dunklen, homogenen Oberflächen einen neutralen, ruhigen Hintergrund für das neue Leben in der Ruine. Reflektierende Bassins erzeugen Tiefe, die einen wirkungsvollen Kontrast zu den schweren, dunklen Stahl-Gebäuden bilden. Desvi­gnes „Stahlhof“ fungiert als „Fenster in die Vergangenheit“ und stellt einen neuen Raum auf der unteren Ebene der Indus­trieanlage dar. Auf der sogenannten Terrasse der Hochöfen sind Rudimente der Industriegeschichte in einen neuen Kontext gefasst. Der öffentliche Platz dient zugleich dem Campus der Uni Luxemburg, der neuen Universität, die das wohlhabende Großherzogtum gegründet hat, sowie der angrenzenden Rockhal-Arena.

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