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#„DLD muss neue Themen finden“

„DLD muss neue Themen finden“

Frau Czerny, die DLD findet diesmal aufgrund der Pandemie nur virtuell statt, die vielen spontanen Gespräche an der Kaffeebar oder auf den Gängen fallen aus. Macht das überhaupt Sinn?

Alexander Armbruster

Die Frage habe ich mir lange selbst gestellt. Ich war noch im Herbst davon überzeugt, dass DLD in irgendeiner Form physisch oder zumindest in einer hybriden Version stattfinden kann. Für mich ist das „connect the unexpected“ nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den Pausen, während der Dinners und Partys extrem wichtig. Da passiert viel, was ich als „DLD Moment“ bezeichne: Menschen, die sich ohne DLD nie begegnet wären, kommen miteinander ins Gespräch, oder ich stelle sie gezielt einander vor, weil ich glaube, dass sie gemeinsame Interessen oder Ziele haben. Diese Rolle als Gastgeberin werde ich vermissen.

War es schwerer, für das virtuelle Format spannende Sprecher zu bekommen?

Ich bin froh zu sagen, dass sich die spannendsten Sprecher offenbar bei und mit DLD so wohl fühlen, dass es für sie nicht ausschlaggebend ist, ob die Veranstaltung physisch oder virtuell stattfindet. Sie wissen, dass sie bei DLD ein außergewöhnliches und diverses Publikum erreichen.

Und wie ist das Interesse auf der Seite der Teilnehmer?

Von der vielbesprochenen Online-Konferenz-Müdigkeit spüren wir nichts. Zudem können wir durch die rein virtuelle Ausrichtung neben der „alteingesessenen“ DLD Community ganz neue Zuschauer gewinnen.

Wieso haben Sie nicht einfach auf die DLD komplett verzichtet in diesem Jahr, viele einzelne Menschen und Unternehmen haben aufgrund der Pandemie ohnehin andere Sorgen?

Ich glaube, dass es das falsche Signal wäre, DLD ausfallen zu lassen. Für jeden Einzelnen, für jedes Unternehmen sind die Auswirkungen der Pandemie andere. DLD ist ja keine Messe, die Produkte präsentiert. DLD ist ein Marktplatz der Ideen, auf dem man sich inspirieren lassen kann und mitnimmt, was man gerade braucht. Und um bei dem Bild zu bleiben, glaube ich, dass wir einiges im Angebot haben, von dem jeder auf seine Weise profitieren kann. Seien es die Einsichten von Investoren und Gründern wie Ben Horowitz, Reid Hoffman, Niklas Zennström, Albert Wenger oder Jim Breyer, die kreativen Visionen von Olafur Eliasson, Rem Koolhaas und Bjarke Ingels oder die Zukunftspläne von CEOs wie Oliver Zipse, Stefan Oschmann und Michael Diederich.

Das diesjährige Motto lautet „What The World Needs Now“ – was braucht die Welt aus Ihrer Sicht denn jetzt?

Darauf möchte ich gern mit dem DLD-Motto des Jahres 2019 antworten: Optimism and Courage. Wir alle haben in den vergangenen zwölf Monaten viel erlebt. Nur mit Mut und einer optimistischen Grundhaltung schaffen wir es, die Erfahrungen des Pandemiejahres in positive Energien umzuwandeln, die unsere Welt nachhaltig verändern. Herausforderungen wie die digitale Transformation und der Klimawandel sind ja nicht kleiner geworden.

Die DLD hat ein Problem: Die Themen, die dort besprochen werden – Zukunft des Internets, Künstliche Intelligenz, Quanten-Computing zum Beispiel –, sind mittlerweile ganz oben in Wirtschaft und Politik angekommen, darum geht es auch in Davos oder auf G-20-Treffen. Droht die DLD dadurch mittelfristig schlicht überflüssig zu werden?

Zunächst einmal bin ich ein wenig stolz, dass Themen, die bei DLD schon vor 15 Jahren besprochen wurden, inzwischen zum wirtschaftlichen und politischen Mainstream gehören. Das „Internet der Dinge“ stand schon 2010 auf der DLD-Agenda, Quanten-Computing 2016. Es stimmt, dass die Politik inzwischen den rasanten technischen Wandel unserer Welt als eines der wichtigsten Themen anerkannt hat. Dennoch glaube ich, dass DLD relevant bleiben wird. Es geht mir nicht darum, die bekanntesten und prominentesten Figuren aus Wirtschaft und Gesellschaft auf die Bühne zu bringen.

Nicht?

Natürlich ist das Teil der Dramaturgie eines Events. Was mich aber persönlich treibt, ist es, Menschen kennenzulernen, die an spannenden Zukunftsprojekten arbeiten, die noch nicht Teil des Mainstreams sind, aber das Potential haben, die Welt zu verändern. Da geht es mir nicht anders als jedem anderen Unternehmer: DLD muss neue Themen finden, aber ich zweifele nicht daran, dass mir das gelingen wird.

Die DLD gibt es nun seit dem Jahr 2005, aufgetreten waren schon Mark Zuckerberg, Eric Schmidt, Satya Nadella oder Craig Venter. Welche beiden Episoden kommen Ihnen zuerst in den Sinn, wenn Sie zurückdenken?

Zwei Episoden sind eine ziemliche Einschränkung. Es sind riesige Deals bei DLD entstanden, Kooperationen und sogar Ehen. Mark Zuckerberg interessierte sich zum Beispiel nicht besonders für die offiziellen Treffen und Dinners, die wir für ihn eingeplant hatten. Ihm war viel wichtiger, mit jungen Facebook-Nutzern wie meinen oder den Kindern von Hubert Burda zu sprechen.

Wieso?

Er wollte erfahren, was die heranwachsende Zielgruppe von Facebook erwartet. Das war 2009 ganz sicher etwas anderes als heute im Jahr 2021. Eine andere Geschichte, die ich gern erzähle, ist die einer jungen, sehr höflichen Sängerin, die bei der DLD-Party 2009 aufgetreten ist. Ich war letztlich zu müde und habe ihren Auftritt nicht mehr abgewartet. Was ich verpasst hatte, wurde mir erst bewusst, als „Poker Face“ im Radio wochenlang hoch und runter lief. Zuletzt ist Lady Gaga bei der Inauguration von Präsident Biden aufgetreten.

Zum Schluss der Blick in die technologische Glaskugel: Über was sprechen wir auf der DLD in, sagen wir, fünf Jahren vor allem?

Fünf Jahre sind in unserem Zeitalter fast schon eine unfassbar lange Zeit, wenn man sich mit Technik beschäftigt. Meine aktuellen Prognosen wären die nächsten praktischen Anwendungen des Quanten-Computing, Neuromorphic Computing, Large Scale-Simulationen in virtuellen Welten und ganz sicher auch die Zukunft der Medien und der Mobilität.

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