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#Was geflüchtete Kinder an deutschen Schulen erwartet

„Was geflüchtete Kinder an deutschen Schulen erwartet“

Anfang April waren es mehr als vierzigtausend. Vierzigtausend Kinder und Jugendliche, die sich aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet haben und jetzt hier zur Schule gehen. Und es vergeht kein Tag, an dem es nicht weitere Menschen, zumeist Frauen und Kinder, aus dem Land im Krieg hierher zu uns schaffen, in Sicherheit.

Niemand kann sagen, wie lange diese Menschen fern von ihrer Heimat leben müssen. Aber es ist ja klar, dass sie nicht einfach irgendwo anders, in Deutschland zum Beispiel, nur abwarten und nichts tun können, bis der schreckliche Krieg endlich vorbei ist. Die Kinder, die in der Ukraine in die Schule gegangen und dann nach Deutschland geflüchtet sind, sollen jetzt hier die Schule besuchen. Gerade bei Menschen, die Schreckliches erlebt haben und sich auch jetzt noch Sorgen machen, um andere, die in der Heimat geblieben sind, oder um das, was sie sonst dort zurückgelassen haben, ist es wichtig, dass sie nicht einfach nichts tun, nichts tun können, wenn sie hier sind.

Das war den Politikern, die sich in den einzelnen Bundesländern um die Schulen kümmern, den Kultusministern, sofort klar. Sie haben gemeinsam beschlossen, dass die Schüler aus der Ukraine bei uns sicher sein müssen, dass sie seelischen Beistand brauchen für die Bewältigung ihrer Kriegserfahrungen und dass sie auch hier bei uns ein Recht auf Bildung und Betreuung haben.


Bild: F.A.Z.

In einer gemeinsamen Erklärung haben die Politiker geschrieben: „Für alle Kinder und Jugendlichen ist die Schule in diesen schwierigen Zeiten von besonderer Bedeutung, denn sie bietet verlässliche Strukturen, ein sicheres Umfeld und die Möglichkeit, sich in einem geschützten Raum mit Gleichaltrigen und mit den Lehrkräften als Vertrauenspersonen auszutauschen.“

Das stimmt. Aber was heißt das? Es heißt, dass auf die Schulen und auf alle, die sich darum kümmern, dass alles klappt, auf die Lehrer und auf die Schüler ganz schön was zukommt. In der Ukraine spricht man nicht nur eine andere Sprache als bei uns, man schreibt auch mit anderen Buchstaben, in der kyrillischen Schrift. Zum Glück können mehr Kinder aus der Ukraine auch unsere lateinischen Buchstaben lesen, als anfangs befürchtet. Aber wer schon mal in einem Land mit anderer Schrift Urlaub gemacht hat, weiß, wie schwer es ist, sich zurechtzufinden, wenn man nicht ganz einfach alles lesen kann. Und wer sich noch an seinen ersten Schultag an einer neuen Schule – oder den ersten Schultag überhaupt – erinnern kann, weiß, wie nervös einen all das Fremde und Neue sowieso schon machen kann, auch wenn man keine andere Sprache sprechen muss oder gerade etwas Furchtbares erlebt hat.

Vielleicht hatte die ukrainische Konsulin aus Hamburg das im Kopf, als sie den deutschen Kultusministern geantwortet hat, ihrem Land, der Ukraine, lege gar nicht so viel daran, dass die geflüchteten Kinder in die deutschen Schulen und das deutsche Schulsystem aufgenommen werden. Die Kinder aus der Ukraine sollten lieber übers Internet aus ihrer Heimat unterrichtet werden, sie sollten ja auch nicht lange hier bei uns bleiben.

Wenn man doch nur sagen könnte, wie lang es dauert, bis alle, die geflüchtet sind, ohne Angst zurückkehren können in ihre Heimat! Kann man aber nicht. Und wenn wir erst einmal ein paar Monate abwarten, bis wir uns darum kümmern, dass die Kinder in die Schulen kommen, hätten wir diese Monate verloren, wenn es doch länger dauert als erhofft.

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In manchen Orten gibt es Willkommensklassen, in denen die Kinder erst einmal unter sich bleiben und sich intensiv darauf vorbereiten können, später in die anderen Klassen zu kommen. Anderswo gibt es tolle Projekte, bei denen aus der Ukraine geflüchtete Lehrerinnen sich um die Kinder kümmern. Und wieder woanders gucken die Leute, die sich um die Schulen kümmern, erst einmal ganz genau hin: Welche Fächer zum Beispiel gibt es, in denen die Sprachunterschiede keine so große Rolle spielen? Sport, na klar, aber auch Musik oder Kunst. Englisch bei älteren Schülern, die schon Fremdsprachenunterricht haben. Bei Mathe ist es schon kniffliger, da wird einerseits viel gesprochen und erklärt. Aber andererseits kennt Mathe eigentlich keine Länder- oder Sprachgrenzen. Deutsch ist natürlich am schwierigsten. Aber die Kinder könnten in der Zeit eben einfach ihren Ukrainischunterricht haben, für den soll ja auch noch Platz sein. Der Unterricht, den ukrainische Kinder über das Internet auf Ukrainisch bekommen können, soll seinen Platz finden in ihrem Schulalltag hier. Auch wenn es bestimmt eine ganz schöne Puzzelei ist, ihn in den Stundenplänen unterzubekommen.

So schwer ist es nicht

Genauso wichtig aber wie die Frage, wie sich das alles organisieren lässt, ist die Frage, was wir als Schulkinder und Eltern in unseren Schulen tun können, um es den Kindern aus der Ukraine leichter zu machen. Und da gibt es die schönsten Ideen. In manchen Schulen haben sie kleine Schultüten, ein bisschen wie bei der Einschulung, als Willkommensgruß gebastelt und den neuen Schülern geschenkt. In manchen Schulen übernimmt es immer ein Schulkind, das sich schon gut mit allem auskennt, einem neuen, geflüchteten Schulkind alles zu zeigen und zu erklären. Notfalls mit Händen und Füßen. Und am besten mit einem Lächeln.

Das geht natürlich auch, wenn sich die Schule oder die Lehrer nicht darum gekümmert haben: So schwer ist es nicht, Kekse mit einem anderen zu teilen, in der Pause eine Geste zu machen, die bedeutet, komm doch auch hierher zu uns, zusammen ein Spiel zu spielen oder einfach nur nebeneinander zu sitzen und den Radiergummi auszuleihen, auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht. Und: wetten? Es braucht bestimmt keinen einzigen Tag, bis man nicht nur den Namen des geflüchteten Kindes kennt, sondern auch weiß, was „hallo“ und „tschüs“ und „bis morgen“ auf Ukrainisch heißt.

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