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#Deutschland ist von China so abhängig wie einst von Russland

„Deutschland ist von China so abhängig wie einst von Russland“

Olaf Scholz soll mit militärischen Ehren empfangen werden, wenn er am 4. November zum Staatsbesuch nach Peking reist. Das allein ist schon ein Zeichen hoher Wertschätzung. Noch größere Achtung aber zollen die Gastgeber ihm mit einer ganz anderen Vorzugsbehandlung. Sie ist in China so außergewöhnlich, dass nur wenige sie in den vergangenen drei Jahren genießen durften: Um die strikten Corona-Vorschriften umgehen zu können, sollen der Kanzler samt Entourage in eine „Blase“ gebracht werden. Dort haben nur hohe Kader Zutritt.

Konrad Schuller

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Das erste Mal kam das Blasen-Modell im Februar bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele zur Anwendung. Damals machte Wladimir Putin davon Gebrauch. Kurz bevor er die Ukraine überfiel, kündigte er damals an der Seite von Präsident Xi Jinping eine „grenzenlose Partnerschaft“ beider Länder an.

Dass Scholz nach drei Jahren chinesischer Isolation als erster westlicher Regierungschef nach Peking reist, sagt viel über das Verhältnis zwischen Deutschland und China. Noch symbolhafter aber ist, dass vor Kurzem schon ein anderer Deutscher im Privatjet nach China fliegen durfte und sich nicht isolieren musste: Martin Brudermüller, Vorstandschef der BASF. Anfang September eröffnete der Chemiekonzern in Südchina ein gigantisches Werk.

Zur Feier ließ sich Han Zheng zuschalten, Mitglied des nur sieben Personen umfassenden Ständigen Ausschusses im Politbüro der Kommunistischen Partei. Das ist der höchste Machtzirkel Chinas. Diese besondere Aufmerksamkeit ist verständlich. Genau wie Volkswagen, BMW und Daimler steht BASF mit seiner zehn Milliarden Euro teuren Investition schließlich für die wachsende Abhängigkeit der deutschen Industrie von China.

Den Chinesen ist das nur recht. Die Bundesregierung aber will diese Abhängigkeit wegen der neuen Aggressivität in Chinas Außenpolitik eigentlich beenden. Wie das funktionieren soll, ist unklar. Die Volksrepublik ist Deutschlands wichtigster Handelspartner, und die BASF glaubt, dass bald zwei Drittel ihres weltweiten Wachstums aus China kommen werden.

Eine riskante Wette

Die Wette der Ludwigshafener geht jedoch nur auf, solange China sich nicht wie Russland verhält – also so lange, wie Xi keinen Angriff auf Taiwan befiehlt. Dass es vor dessen Küste schnell zum Krieg kommen könnte, wurde im Sommer klar, als Xi nach einem Taiwan-Besuch von Nancy Pelosi, der „Sprecherin“ des amerikanischen Repräsentantenhauses, wochenlang Militärmanöver vor der Insel abhalten ließ.




Sollte Taiwans Schutzmacht Amerika bei einem Angriff seine Verbündeten zu Sanktionen gegen Peking drängen, wie das jetzt schon im Fall Russlands geschieht, könnte das in China eine Hungersnot auslösen. Aber nicht nur das. Chinas Wirtschaft ist elfmal so groß wie die Russlands, und manche schätzen, dass sie in der Folge eines Kriegs um ein Viertel schrumpfen könnte. Für deutsche Konzerne wie BASF wäre das weitaus folgenreicher als der Ukrainekrieg.

Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft beschränkt sich dabei nicht nur auf den chinesischen Absatzmarkt. China ist für Deutschland längst auch auf der Importseite unentbehrlich. Das Land liefert bis zu siebzig Prozent der seltenen Erden und Metalle, welche die deutsche Industrie braucht, und dazu eine Reihe essenzieller Vorprodukte. Eine Umfrage des Ifo-Instituts ergab unlängst, dass 46 Prozent der deutschen Unternehmen von Lieferungen aus China abhängig sind. Anders ausgedrückt: Wenn China nicht mehr liefert, steht jede zweite Produktionsanlage der deutschen Industrie still. Davon handelt ein ausführlicher Bericht im Wirtschaftsteil dieser Ausgabe.

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