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#30 Sekunden an zwei Holmen

30 Sekunden an zwei Holmen

Entscheidungen um die Titel an den einzelnen Turngeräten sind speziell: Anders als im Teamwettkampf, wo eine großartige Übung einer Kollegin den eigenen Fehler wettmachen kann, oder im Mehrkampf, in dem man vielleicht am Balken patzt, aber dann am Boden über sich hinauswächst, gibt es in den Finals nur diesen einen Auftritt. Ein Auftritt, der am Barren rund 30 Sekunden lang ist. 30 Sekunden, in denen das Ergebnis von Jahren, meist Jahrzehnten Training an den zwei Holmen überprüft wird.

Im Finale stehen die besten acht Turnerinnen der Qualifikation, die Reihenfolge ist ausgelost. Acht Mal 30 Sekunden, dazu die Vorbereitung der Holme, das Warten auf das grüne Licht auf der Anzeigetafel, das besagt, dass die Übung innerhalb von 30 Sekunden begonnen werden muss, und dann im Anschluss das Warten auf die Wertung – eine knappe halbe Stunde nur wird das komplette Finale dauern.

Ein Hauch hat gefehlt

Elisabeth Seitz, die als Siebtbeste der Qualifikation in das Barrenfinale am Sonntag (12.24 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zu Olympia, im ZDF und bei Eurosport) eingezogen ist, kennt diese Situation gut. Sie stand bereits 2012 im olympischen Barrenfinale, damals betreut von der heutigen Nachwuchs-Bundestrainerin Claudia Schunk, bei der sie in Mannheim das Turnen gelernt hat. Bei diesem ersten großen Auftritt auf internationaler Bühne turnte sie durch, sogar ziemlich gut. Allein die Übungen der Konkurrenz waren schwieriger und nicht weniger gut durchgeturnt. Der sechste Rang in einem olympischen Finale – ein Erfolg. 2016 in Rio stand Elisabeth Seitz wieder im Barrenfinale. Wieder turnte sie durch.

Doch auch in Rio waren die Darbietungen der Konkurrenz schwieriger oder einen Deut besser präsentiert. So zum Beispiel jene von Teamkollegin Sophie Scheder, die Bronze gewann. Der vierte Rang in ihrem zweiten olympischen Barrenfinale hatte für Elisabeth Seitz zunächst einen leicht bitteren Geschmack. Nicht zuletzt, weil nur ein Hauch gefehlt hatte: 0,033 Punkte Differenz auf eine Medaille sind nicht wirklich eine messbare Größe.

„Eine Katastrophe“

Nun also das dritte und vermutlich letzte olympische Barrenfinale. In der Zwischenzeit hat Seitz ihren internationalen Ruf als hervorragende Turnerin an diesem Gerät gefestigt: Sie gewann Bronze bei der Europameisterschaft 2017 und auch bei der Weltmeisterschaft 2018. Zuletzt lief es weniger gut: Bei der WM in Stuttgart 2019 fiel Seitz beim Pak-Salto, und bei der diesjährigen EM schaffte sie zwar wiederum den Sprung ins Finale, fiel aber auch wieder, beim Jägersalto. Das letzte Jahr, in dem das tägliche Training ohne Aussicht auf einen Wettkampf Seitz einige Motivationsprobleme eingebracht hatte, bezeichnet sie als „eine Katastrophe“.

Seitz, mittlerweile 27 Jahre alt, gehört zu jenen Turnerinnen, denen ein großes und lautes Publikum nach eigenem Bekunden hilft, es spornt sie an, anstatt sie einzuschüchtern. An das fehlende Publikum in Tokio scheint sich Elisabeth Seitz, die wie schon 2016 von Robert Mai betreut werden wird, mittlerweile gewöhnt zu haben: Im Mehrkampf am Donnerstag turnte sie auf den neunten Rang, ihre beste olympische Mehrkampf-Platzierung. In das Finale geht Seitz mit der niedrigsten Schwierigkeitsnote des Feldes – was nichts bedeutet, solange die Konkurrenz nicht durchturnt.

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