#Shadow and Bone – Macht es sich Netflix zu einfach?
„Shadow and Bone – Macht es sich Netflix zu einfach?“
Kein Erzählstoff dürfte im Bereich der Young Adult Fantasy so oft herangezogen worden sein, wie die Geschichte des oder der Auserwählten.
Shadow & Bone macht relativ schnell deutlich, dass hier niemand die Intention hatte, das Rad neu zu erfinden. Die Serie wirkt, je länger man sie schaut, so als wäre statt einer Torte vom Konditor, eine aus der Tiefkühltruhe geliefert worden, die zwar durchaus essbar ist, aber immer gleich schmeckt und der eindeutig das gewisse Etwas fehlt. Die Geschichte um die dunkle Schattenwand, sowie das ans Russische Kaiserreich angelehnte Setting mögen kurzweilig etwas Abwechslung simulieren, werden aber insbesondere von der blassen Charakterzeichnung überschattet. Dass es insbesondere der von Jessie Mei Li gespielten Protagonistin Alina Starkov an Charisma fehlt, ist durchaus schwerwiegend und kann kaum von den restlichen Sidekicks kompensiert werden.
Das Produktionsniveau ist im oberen Mittelfeld angesiedelt, sodass die Kameraarbeit sowie die visuellen Effekte allesamt recht ordentlich geworden sind. Das durchaus gemächliche pacing sowie der inkohärente Aufbau der Fantasywelt sorgen gepaart mit einem recht substanzlosen Skript allerdings dafür, dass Shadow and Bone nicht gerade zu gebannt vor dem TV-Gerät sitzenden Fernsehstunden führt. Abermals präsentiert Netflix eine weitere vermeintliche easy-to-watch Serie, deren Zugriff allerdings durch die Vielzahl von lose eingeführten Charakteren, deren Relevanz sich häufig nicht erschließt, künstlich erschwert wird.
Die gängigen Game of Thrones Vergleiche, die mittlerweile zu fast jeder mittelgroßen Fantasyproduktionen gezogen werden, verbitten sich allerdings nicht nur aufgrund dieser oberflächlichen Charakterzeichnung, sondern in Betracht gezogen werden sollte auch immer das jeweilige Zielpublikum. Bereits die Buchvorlage wird dem Jungendfantasyroman zugeordnet, ist also für ein eher junges Zielpublikum konzipiert worden. Gerade beim Fantasygenre macht es Sinn, dieses nicht als Hyperonym zu betrachten und alles in einen Topf zu werfen, sondern sich auf die Zielgruppe zu konzentrieren, die eine andere sein dürfte als bei Erwachsenenfantasy wie Game of Thrones oder The Witcher.
Shadow and Bone mag sich produktionstechnisch durchaus etwas von den vielen Fließbandproduktionen des Streamers absetzen, reiht sich aber trotzdem in dessen Peak TV Katalog ein und dürfte obgleich des kurzfristigen Erfolgs, den mittlerweile praktisch jeder etwas größere Neustart bei Netflix für sich beansprucht, über keinen längeren Zeitraum hinweg in Erinnerung bleiben.
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