#Sommer in Schweden – Ein Wochenende auf der Halbinsel Kullaberg
Inhaltsverzeichnis
Kullaberg erreichst du mit dem Auto von Malmö aus in einer Stunde, aber auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln bist du über Helsingborg in etwas über zwei Stunden da. Ein guter Ausgangspunkt ist die Stadt Höganäs oder weiter nördlich der kleine Ort Mölle. Ein toller Platz zum Abhängen ist der Hafen, wo du den schönsten Blick auf Mölle hast, in der Salty Dog Bar Finger Food essen oder im 60er-Jahre-Café Emma och Henrik Eis schlecken kannst. Wenn du dem Weg entlang der Küste folgst, kommst du irgendwann an einem idyllischen Badeplatz mit Pool vorbei. Hier dürfen ausschließlich Frauen ungestört nacktbaden, kleine Kinder sind erlaubt.
Regionales und saisonales Mittagessen in der Ransvik Havsveranda
Wenn du am Badeplatz vorbei läufst, wird der Weg steiniger, aber nicht weniger schön. Es geht immer entlang der Küste durch wildes Terrain, das in einen Wald übergeht. Nach 20 Minuten Fußmarsch lugt zwischen den Bäumen das Glashaus des Restaurants Ransvik Havsveranda vor. Ransvik liegt etwas versteckt direkt am Meer, wer mag, kann von einer Beton-Plattform auch ins Wasser springen. Der Weg entlang der Küste ist perfekt für alle, die sich vor oder nach dem Essen noch etwas bewegen wollen, das Lokal ist aber auch mit dem Auto erreichbar und links der hölzernen Treppe, die zum Haus führt, befindet sich ein Lift für Rollstuhlfahrer*innen.
Die Ransvik Havsveranda punktet nicht nur mit der Lage, sondern auch mit dem Essen. Aufgetischt werden vor allem Gerichte aus frischen, regionalen und saisonalen Zutaten. Auf den Tellern der Gäste liegen Fisch und Salat, ich entscheide mich zum Mittag für eine riesige Sauerteigstulle mit Pilzen und Tomaten, „den besten Schwedens“, wie mir der Inhaber freudig verkündet. Viele Gerichte sind im Ransvik vegan, dazu zählen auch die fantastischen Nachspeisen. Besonders angetan hat es mir der Raw Cake mit Himbeeren und Limette.
Outdoor-Touren rund um den Leuchtturm
An der nördlichsten Spitze der Halbinsel Kullaberg liegt einer der ältesten Leuchttürme Schwedens und ein großes Waldgebiet, das umso karger wird, je weiter es ans Meer reicht. Das Unternehmen Kullabergsguiderna bietet hier verschiedene Touren an, auf denen du die Flora und Fauna der Umgebung entdecken kannst. Am eindrucksvollsten sind wohl die Bootstouren, auf denen du ganzjährig Zehntausende Schweinswale und Tümmler beobachten kannst. Wer es sportlicher mag, versucht sich am Coasteering: Diese Sportart verbindet Klettern mit Klippensprüngen und Schnorcheln. Ein bisschen entspannter sind die Höhlenwanderungen, bei denen du an der Küste entlang kraxelst und natürliche sowie künstliche Höhlen entdeckst.
Übernachtung im Coasters
Auf der Halbinsel Kullaberg gibt es einige schicke Hotels, aber wenn du deinen naturnahen Ausflug fortsetzen willst, solltest du im Coasters vorbeischauen. Der Glamping-Spot liegt zwischen den beiden Dörfern Brunnby und Arild und ist das Projekt der Schwedin Sofie und des Australiers Will, die hier neben ihrem Wohnhaus eine Blumenfarm betreiben. Vermutlich dachten sie sich, dass dieses idyllische Fleckchen Land zu schön ist, um es nicht auch anderen zugänglich zu machen und so stehen nun drei große Glamping-Zelte auf dem Grundstück hinter dem Haus und laden Gäste ein, bei einem Schlückchen Wein die Ruhe zu genießen.
Hinter dem Wohnhaus der Beiden befindet sich nämlich nicht nur die Blumenfarm, sondern auch das Weinanbaugebiet von Arild’s Vineyard. Ab und zu spazieren Gäste entlang der Weinreben, ansonsten ist es hier aber wunderbar still, sodass man den Ausblick für sich hat. Die Glamping-Zelte sind mit großen Doppelbetten ausgestattet, es gibt Kochutensilien und Kochnische sowie ein Gemeinschaftsbad mit Toilette und WC. Du musst also nur dein Essen selbst mitbringen.
Abendessen in der Villa Brunnby
Zu Abend essen lässt es sich aber auch schön in der nahe gelegenen Villa Brunnby. Das alte, backsteinerne Gutshaus ist ein beliebter Ort für Hochzeiten und andere große Feste; in dem luxuriösen Bau kann man aber auch einfach so übernachten, ins Spa einchecken oder im Restaurant dinieren. Auch hier werden fast ausschließlich saisonale und regionale Zutaten zu feinen Gerichten verarbeitet.
Abends gibt es ein Fünf-Gänge-Menü und für meinen Besuch hat der neue Küchenchef extra ein komplett veganes Menü kreiert – sein erstes Mal, wie er mir freudig mitteilt. Ich bin nicht nur begeistert von so viel Hingabe, sondern auch von den Speisen an sich: Es gibt weißen Spargel mit essbaren Blumen, Gemüse der saison mit Kartoffelpüree und Avocado-Muß mit Gurkenperlen. Natürlich muss hier niemand vegan essen, das „normale“ Menü besteht aus mindestens zwei Fleischspeisen, kann aber nach vorheriger Anmeldung auch angepasst werden.
Eine Mikronation in Schweden: Ladonien
Nur wenige Kilometer von Coasters entfernt befindet sich der wohl merkwürdigste Ort in Schweden. Schon in den 1980er-Jahren errichtete der Künstler Lars Vilks ein verschlungenes, vieltürmiges Kunstwerk aus Treibholz an der nördlichen Küste des Naturschutzgebietes in Kullaberg. Vilks nannte sein Kunstwerk „Nimis“, was im Lateinischen „zu viel“ bedeutet. Die Türme sind über enge Tunnel miteinander verbunden – ein spektakulärer Spielplatz für Kinder und Erwachsene gleichermaßen!
Den schwedischen Behörden war Nimis lange Zeit ein Dorn im Auge. Sie forderten den Abriss, da keine Baugenehmigung vorlag. Auf einen jahrelangen Rechtsstreit reagierte Vilks – als Ausdruck des Protests – mit der Gründung der Mikronation Ladonien. Ladonien selbst hat heute rund 27.000 Staatsbürger*innen, aber keine Einwohner*innen. Die Staatsbürgerschaft kannst du online für 30 Dollar beantragen. Wie du den Weg nach Ladonien und Nimis findest, erkläre ich in diesem Artikel, denn eine Beschilderung gibt es nicht.
Sommer in Südschweden
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