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#„Aber dann kam das böse Erwachen“

„Aber dann kam das böse Erwachen“

Sie sind schwer erreichbar. Eben waren Sie in der Trainingshalle, jetzt sind Sie im Auto? Müssen Sie sich nicht erholen nach Ihrer Corona-Erkrankung?

Daniel Meuren

Ich bin nicht total geschwächt und kann schon leichtes Funktionstraining für meine unabhängig von der Corona-Erkrankung lädierte Schulter machen. Und jetzt bin ich gerade unterwegs zu meinem Therapeuten Yasin Seiwasser, mit dem ich schon vor der Corona-Erkrankung an Atemtechniken gearbeitet habe. Er ist zuversichtlich, dass wir meine Probleme lösen können.

Was sind denn Ihre Probleme?

Es war tatsächlich so, dass ich selbst in den Tagen, in denen ich positiv war, keine Probleme hatte. Ich hatte Schnupfen und die klassischen Erkältungssymptome, dazu war der Geschmackssinn gestört. Alles so, wie man es von vielen nicht so schweren Verläufen von Corona gehört hat. Sorgen hatte ich nur, dass ich meine schwangere Frau und unsere Tochter anstecken könnte. Die wurden aber nie positiv getestet, ich hielt mich in der Quarantäne selbst von ihnen fern. Als ich nicht mehr ansteckend war, ging auch lockeres Ringen zum Wiedereinstieg problemlos. Aber dann kam bei einer Leistungsdiagnostik das böse Erwachen.

Was passierte?

Da stimmte einiges nicht. Ich war deutlich unter meinen Werten. Auf dem Laufband unter hoher Belastung mit der Atemmaske auf dem Gesicht hatte ich plötzlich starke Schmerzen im Brustbereich. Ich zog die Maske runter und bat die Diagnostiker, dass sie den Gürtel lösen sollen, mit dem die Messgeräte um meine Brust befestigt waren. Ich war überzeugt davon, dass sie den plötzlich ganz fest zugezogen haben. Die zeigten mir dann aber nur irritiert, dass der Gürtel ganz locker um meine Brust hing. Die Schmerzen kamen aus meinem Körper. Die Lunge hat einfach zugemacht. Meine Leistungsfähigkeit war um mindestens 20 Prozent reduziert.

Muss man sich das so vorstellen, dass Sie statt 100 Liegestützen plötzlich nur noch 80 geschafft haben?

Wir Ringer machen nicht nur 100 Liegestütze. Wir schaffen grundsätzlich immer alle, was auch immer alle ist. Im Ernst: So simpel ist es nicht. Krafttraining geht problemlos. Ich breche aber zusammen, sobald es an die konditionelle Höchstbelastung geht.

Gibt es Aussicht auf Besserung?

Von der Schulmedizin werde ich derzeit als Belastungsasthmatiker eingestuft, und mir wird Cortison empfohlen. Zusammen mit Yasin Seiwasser gehe ich aber erst einmal einen konservativen Weg.

„Ich breche zusammen, sobald es an die konditionelle Höchstbelastung geht“: Frank Stäbler beschreibt seinen Zustand.


„Ich breche zusammen, sobald es an die konditionelle Höchstbelastung geht“: Frank Stäbler beschreibt seinen Zustand.
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Bild: dpa

Haben Sie sich eigentlich beim Ringen angesteckt, einer Sportart, bei der man zwangsläufig ohne jede Distanz agieren muss?

Ich habe keine Ahnung, wo ich mich angesteckt haben könnte: Es gibt null Nachvollziehbarkeit. Den Trainingsbetrieb beim Nationalteam kann man nahezu ausschließen. Ich bin im Team tatsächlich der bislang einzige Sportler, der sich infiziert hat. Wir testen dort sehr viel, meine Kameraden gehen diese Woche beispielsweise in die Sportschule auf dem Herzogenhorn am Feldberg im Schwarzwald. Die wird nur für uns aufgemacht, da hält sich sonst keiner in der ganzen Zeit auf, das Essen wird uns vor die Tür gestellt. Mehr Vorsicht ist nicht möglich.

Wie hat die eigene Erkrankung Ihren Blick auf Corona verändert?

Wenn ich ehrlich bin, war ich vorher zwar schon vorsichtig, auch mit Blick besonders auf meine Familie und speziell meine Oma, die bei uns auf dem Hof wohnt, aber hatte die Krankheit für mich selbst nicht als gefährlich angesehen. Jetzt bin ich demütig geworden.

Was bedeutet das?

Ich kann den jungen Menschen, die sich so unangreifbar fühlen, wie ich es getan habe, vor allem aber auch den Verschwörungstheoretikern und allen anderen kritischen Menschen nur sagen: Ich habe es jetzt schwarz auf weiß, dass es auch für Nichtrisikogruppen schwere Verläufe geben kann. Ich will da als warnendes Beispiel dienen, deshalb habe ich meine Erkrankung öffentlich gemacht.

Im Frühjahr sagten Sie nach der Absage der Olympischen Spiele, nach denen Sie die Karriere direkt beenden wollten, dass Sie nicht Ihren letzten Kampf gegen Corona verlieren werden. Haben Sie noch immer die Zuversicht, dass es im kommenden Jahr Olympische Spiele geben wird und Sie konkurrenzfähig sein werden?

Ich habe schon eine gewisse Sorge und Unsicherheit. Corona ist eine Krankheit, bei der es keine Langzeit-Erfahrungswerte gibt. Aber mit meinem Betreuerteam bin ich jetzt zuversichtlich. Derzeit sehe ich es in meiner stets zuversichtlichen Art so, dass mir die Götter nach meiner Verletzung bei Olympia 2016 und der Verschiebung von Tokio noch ein paar Steine in den Weg rollen wollten, damit ich am Ende ein würdiger Erklimmer des Olymps bin.

Um in der Ringersprache zu bleiben: Auf Schultern liegen Sie noch nicht, aber von der Matte hat Sie Corona erst mal geschoben, oder?

Es ist noch mehr. Es stand mal 0:0, der Kampf hat schlecht begonnen. Jetzt liege ich 0:6 hinten und muss aufpassen, dass ich bei 0:8 nicht technisch k.o. bin. So eine Lage hatte ich aber mal im WM-Viertelfinale 2018 – und am Ende wurde ich Weltmeister.





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„Abkochen“ mit Ringer Stäbler
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Der Kampf vor dem Kampf
Bild: Privat

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