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#Als Rasputin den Weltenlauf bestimmte

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Als Rasputin den Weltenlauf bestimmte

Es gibt Prequels, die einer Geschichte ein Gerüst verleihen, ihr einen neuen Farbton geben, zum Verhandeln der eigenen Wahrnehmung anregen. In „King’s Man – The Beginning“, der Vorgeschichte der zwei in den letzten Jahren erschienenen, an der Comicreihe anknüpfenden Filme von Matthew Vaugn, geht es nicht um vertiefende Aufklärung, es geht um eine reine Haltungsangelegenheit.

Die Aufgabe eines King’s Man ist, un­beugsam zu sein, gut gekleidet, geradezu reizlos anständig und jederzeit be­reit, im Dienste der Menschheit zu sterben. Das ist bekannt und wird an allen sich anbietenden Stellen nochmals bekräftigt. Nur im Fall, dass ein sibirischer Kleinkrimineller Anfang des 20. Jahrhunderts als Anhänger eines wahnsinnigen schottischen Müllersohnes den russischen Za­ren Nikolaus II. manipulieren und auf diese Weise – ja was eigentlich? – den weiteren, verbürgten Niedergang der Geschichte gefährden sollte, nur in diesem Fall sei ein wenig Gaunerei erlaubt.

Daniel Brühl als Hochstapler

Ungefähr so verhält es sich mit dem Film, der seine das Bond-Genre parodierende Haltung zwar vorgibt, aber nur in Ansätzen erzählt. Vorab verliert Orlando, Gründer der Garde und Duke von Oxford in Gestalt eines zaudernden Ralph Fiennes, vor den Augen seines Sohnes seine Frau, und der kleine Conrad, von dem noch eine ganze Weile die Hoffnung ausgeht, er werde später, dann von Harris Dickinson dargestellt, den Protagonisten dieser verwirrenden Geschichte stellen, sieht zu. Die letzten Worte der Mutter: „Beschütze unseren Sohn, er darf nie wieder einen Krieg sehen.“ Es ist das Jahr 1902, das Versprechen wird sich schwerlich einhalten lassen, wenngleich Orlando zwölf Jahre später immer noch alles dafür tut, den Jungen im Familienanwesen in staatstragende Dialoge zu verwickeln und so vom Weltgeschehen abzulenken.

Hieraus ergibt sich aber immerhin die Voraussetzung für die Gründungsidee des geheimsten aller Geheimdienste aus der Comicvorlage, in dem sich einflussreiche Männer zusammentaten, die nach dem Tod ihrer Söhne auf den Schlachtfeldern nichts anderes mit ihrem Vermögen anzufangen wussten.

Der „Hirte“ beim Sport auf seinem Felsplateau


Der „Hirte“ beim Sport auf seinem Felsplateau
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Bild: Disney

Glänzende Schauspieler treten auf und ab, Daniel Brühl als Hochstapler Erik Jan Hanussen, der Einflüsterer Kaiser Wilhelms, Gemma Arterton, einst Bond-Girl, nun der Oxfords ewige Nanny mit sagenhaften Sprechanteilen („Warum nur verursachen Jungs immer so ein Schlamassel?“), ein furioser Rhys Ifans als Rasputin, der Orlando vor dem Duell immerhin angemessen animalisch eine schlecht verheilte Narbe aus dem Schoß leckt. Motive und Genres rauschen vorbei: das Adelsmelodram, das Kriegsdrama, die Actionkomödie, die Parodie. Vermeintlicher Höhepunkt ist das Kriegsgeschehen um Conrad im Schützengraben, der einem Auftrag nachgeht, der ihm selbst so wenig be­kannt ist wie den Betrachtern und im weiteren Verlauf des Films bekräftigend zur Weltenrettung erhoben wird.

Der von seinen Anhängern vermutlich wegen seiner beachtlichen Ziegenzucht „mein Hirte“ genannte Bösewicht und Treiber des internationalen Kriegsgeschehens, dem Rasputin und die anderen be­dingungslos folgen, residiert auf einem Felsplateau, das die Voraussetzungen für dramatische Panoramen und Actionszenen bietet und diese dank halbwegs unterhaltsamer, allerdings auch nicht mehr taufrischer technischer Kniffe erfüllt.

Und die ganze Zeit schwingt eine Sehnsucht nach ironischer Brechung mit, nach einem ehrlichen Comic Relief bei allem Blödsinn, der einem hier nach achtmaliger pandemiebedingter Verschiebung vor­gesetzt wird. Einverstanden, alle Mächtigen bis auf die Briten sind größenwahnsinnige Spinner. Sicher, die Tanzeinlage Rasputins und das Meerestosen in den Augen von Ralph Fiennes entschädigen für vieles. Doch am Ende bedarf es einer Selbstjustiz übenden Ziege, damit wir die ersehnte parodierende Haltung aufatmend zur Kenntnis nehmen.

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