Wissenschaft

#Abnehm-Effekt des Doppelwirkstoffs Tirzepatid bestätigt

Nach der Abnehmspritze Semaglutid zeigt nun ein zweiter ursprünglich für Diabetiker zugelassener Wirkstoff ebenfalls große Wirkung gegen Adipositas: Tirzepatid. Dieses Medikament kombiniert chemische Bestandteile zweier Darmhormone, die das Sättigungsgefühl und den Zuckerstoffwechsel beeinflussen. In einer klinischen Studie der Phase 3 erzielten stark übergewichtige Testpersonen nach zwölf Wochen einer einleitenden Diät und Umstellung ihrer Lebensweise und 72 Wochen der Einnahme von Tirzepatid eine Verringerung des Körpergewichts um rund 26,6 Prozent, der reine Gewichtsverlust in der Tirzepatid-Phase lag bei 18,4 Prozent. Auch Blutwerte und Blutdruck verbesserten sich in der Tirzepatidgruppe stärker als mit einem Placebo. Nach Ansicht des Teams bestätigt dies, dass Menschen mit Adipositas durch Medikamente dieser Art deutlich abnehmen und damit ihre Gesundheit verbessern können.

Menschen mit starkem Übergewicht und Adipositas tun sich oft schwer damit, dauerhaft abzunehmen. Ursachen dafür sind keineswegs nur mangelnde Diät-Disziplin, sondern auch biologische Faktoren. So legen Studien nahe, dass die hormonelle Steuerung von Hunger- und Sättigungsgefühl bei stark Übergewichtigen aus dem Gleichgewicht geraten ist. Auch die veränderte Darmflora der Betroffenen könnte dazu beitragen, den Appetit anzuheizen und den Jojo-Effekt zu begünstigen. „Die erneute Gewichtszunahme nach einer Diät und Umstellung der Lebensweise ist in Teilen auf anhaltende Anpassungen des Stoffwechsels zurückzuführen, durch die die Hungerhormone der Betroffenen zunehmen und die Sättigungshormone weniger werden“, erklären Thomas Wadden von der University of Pennsylvania und seine Kollegen. „Der Energieverbrauch verringert sich zudem im Verhältnis zum Gewichtsverlust überproportional stark.“ Als Folge ist es für Menschen mit starkem Übergewicht schwieriger, beispielsweise durch Sport zusätzliche Kalorien zu verbrennen.

Tirzepatid ahmt zwei Darmhormone nach

In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass einige ursprünglich gegen Diabetes Typ 2 entwickelte Wirkstoffe diesen Teufelskreis zumindest in Teilen durchbrechen können. Diese Mittel, darunter der unter den Präparatnamen Ozempic beziehungsweise Wegovy zugelassene Wirkstoff Semaglutid, ahmen ein körpereigenes Darmhormon nach, das den Zuckerstoffwechsel und das Sättigungsgefühl beeinflusst. Dieses Glucagon-like Peptide-1 (GLP-1) wirkt sowohl auf die insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse als auch auf das Gehirn und trägt so dazu bei, den Hunger und den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Klinische Studien ergaben, dass Adipositas-Patienten durch diese „Abnehmspritze“ stetig und anhaltend an Gewicht verlieren – zumindest solange der Wirkstoff einmal wöchentlich gespritzt wird. Im Fokus der aktuellen Studie stand ein weiterer, weiterentwickelter Wirkstoff: Tirzepatid ahmt nicht nur die Wirkung des GLP-1-Botenstoffs nach, sondern auch die eines zweiten Darmhormons, des Glukoseabhängigen Insulinotropen Peptid (GIP).

Diese kombinierte Wirkung führte in früheren Studien bereits zu einer Gewichtsreduktion von gut 20 Prozent in 72 Wochen – mehr als bei Semaglutid. Für die Behandlung von Diabetes Typ-2 ist Tirzepatid unter dem Handelsnamen Mounjaro in den USA und in der EU bereits zugelassen, die Zulassung für die Behandlung von Adipositas ist in Arbeit. Das Team um Wadeen hat nun untersucht, ob sich der Abnehmerfolg durch Tirzepatid noch erhöhen lässt, wenn man ihn mit einer Diät und konsequenten Umstellung der Lebensweise kombiniert. Dafür unterzogen sich die 806 Teilnehmenden zunächst zwölf Wochen lang einer klassischen Diät, in der sie intensive Beratung sowie Anleitung zur Umstellung ihrer Lebensweise erhielten. Diejenigen, die nach dieser Vorbereitungsphase dabeigeblieben waren und die in den diesen drei Monaten mindestens fünf Prozent abgenommen hatten, durften an der nächsten, 72 Wochen dauernden Studienphase teilnehmen. In dieser erhielt die Hälfte der Testpersonen ein Placebo, die andere einmal wöchentlich eine Dosis Tirzepatid, die allmählich von anfangs 2,5 Milligramm auf 10 bis 15 Milligramm erhöht wurde. Weder Teilnehmende noch Forschende wussten, wer was bekommt.

26,6 Prozent Gewichtsverlust nach 84 Wochen

Nach Ablauf der insgesamt 84 Wochen zeigte sich: Die Testpersonen, die Tirzepatid erhalten hatten, hatten im Schnitt rund 21,5 Kilogramm an Gewicht verloren, dies entspricht rund 26,6 Prozent des anfänglichen Körpergewichts. Davon entfielen rund 18,4 Prozent auf die Studienphase mit wöchentlicher Tirzepatid-Gabe. Im Schnitt hatte sich im Verlauf der gesamten Studiendauer der BMI um knapp acht Punkte verringert, der Taillenumfang um 14,6 Zentimeter. Die Testpersonen in der Placebogruppe nahmen im Laufe der Studie dagegen nur um 3,8 Prozent ab, wie Wadden und sein Team berichten. Ähnlich wie bei den anderen Präparaten verursachte Tirzepatid vor allem Nebenwirkungen im Verdauungstrakt, darunter Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung. Sie traten vor allem dann auf, wenn die Dosis des Wirkstoffs erhöht wurde und flaute dann wieder ab.

„Diese Ergebnisse liefern solide Belege dafür, dass Tirzepatid nicht nur eine effektive Therapie für Menschen mit Diabetes Typ-2 ist, sondern auch dabei hilft, gemeinsam mit einer kalorienreduzierten Diät, Bewegung und Beratung effektiv einen signifikanten, lebensverändernden Gewichtsverlust zu erzielen“, sagt Co-Autor Gitanjali Srivastava von der Vanderbilt University. Der mit dem Wirkstoff erreichte Abnehmerfolg lag ähnlich wie schon in vorhergehenden Studien zu Tirzepatid deutlich über denen, die mit GLP-1-Wirkstoffen wie Semaglutid erzielt wurden. Dies bestätigt, dass die bei Tirzapatid gekoppelte Nachahmung der Darmhormone GLP-1 und GIP stärker abnehmfördernd wirkt. „Diese neuen Therapien verändern das Gebiet der Adipositasbehandlung rapide – und weitere sind schon in der Entwicklung“, sagt Srivastava. Sowohl Semaglutid als auch Tirzepatid bieten Menschen mit starkem Übergewicht die Chance, besser und effizienter an Gewicht zu verlieren als mit Diäten und gängigen Methoden allein.

Quelle: Thomas Wadden (University of Pennsylvania, Philadelphia) et al., Nature Medicine, doi: 10.1038/s41591-023-02597-w

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