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#Zählen Clownfische Streifen?

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Bei drei werden sie besonders sauer: Die Anzahl weißer Streifen, die Clownfische bei einem Besucher ihrer Heimatanemone erkennen, entscheidet offenbar darüber, wie aggressiv oder gelassen sie reagieren. Anhand der Streifenzahl unterscheiden sie demnach konkurrierende Artgenossen von „harmlosen“ Anemonenfisch-Arten. Dies geht aus Experimenten mit unterschiedlich gestreiften Fisch-Attrappen hervor. Versionen mit zwei, einem oder keinem Streifen störten die Versuchstiere demnach deutlich weniger als solche, die wie sie selbst gezeichnet waren. Es handelt sich um ein weiteres Beispiel für die teils komplexen Fähigkeiten von Fischen, sagen die Wissenschaftler.

Der Animationsfilm „Findet Nemo“ hat die auch Clownfische genannten Anemonenfische (Amphiprion) berühmt gemacht. Er handelt von den Abenteuern eines dreistreifigen Vertreters dieser Gattung der Riffbarsche, die insgesamt 28 Arten mit unterschiedlichen Zeichnungen umfasst. Sie kommen in den Korallenriffen des tropischen Indopazifiks einschließlich des Roten Meeres vor. Gemeinsam ist ihnen die Lebensweise in einer Gemeinschaft mit Seeanemonen: Clownfische leben in kleinen Gruppen zwischen den Tentakeln ihrer jeweiligen Heimat-Anemone. Die Nesseltiere bieten den an ihr Gift angepassten Bewohnern dabei Schutz vor Angreifern. Im Gegenzug verteidigt vor allem das Alpha-Tier der Gruppe die Anemone und die Gruppe versorgt sie durch ihre Nahrungsreste und Ausscheidungen mit zusätzlichem Futter.

Es ist bekannt, dass die Clownfische nicht nur Fressfeinde der Anemone attackieren, sondern auch Vertreter ihrer eigenen Art davonjagen. Besucher anderer Spezies der Anemonenfische lassen sie hingegen meist in Ruhe. Das liegt daran, dass die unterschiedlichen Clownfisch-Arten auf bestimmte Anemonen-Spezies spezialisiert sind, wodurch sie zwischenartlich meist nicht um Wohnraum konkurrieren. Ein Artgenosse kann ihnen aber die Anemone streitig machen und wird deshalb attackiert. Das Forschungsteam um Kina Hayashi vom japanischen Okinawa Institute of Science and Technology ist in diesem Zusammenhang nun der Frage nachgegangen, inwieweit die unterschiedlichen Streifenzeichnungen der verschiedenen Anemonenfisch-Arten bei der Wahrnehmung der Bedrohung eine Rolle spielen. Es gibt dabei Arten, die wie „Nemo“ drei weiße Vertikal-Streifen besitzen, aber auch zwei- oder einstreifige sowie einfarbige Spezies.

Für ihre Experimente haben sich die Forschenden die dreistreifige Clownfisch-Art Amphiprion ocellaris ausgesucht. Die Versuchstiere wurden in Aquarien aus Eiern aufgezogen und dann im Alter von etwa sechs Monaten für die Experimente eingesetzt. Zunächst untersuchte das Team die Reaktionen der Fische auf die Gegenwart anderer Anemonenfischarten mit unterschiedlichen Zeichnungen sowie auf Besucher der eigenen Art. Grundlegend zeigte sich dabei erneut, dass die A. ocellaris-Clownfische ihre eigenen Artgenossen am intensivsten attackieren. Der Orange Anemonenfisch (Amphiprion sandaracinos), der keine Vertikal-Streifen besitzt, wurde hingegen kaum beachtet. Anschließend gingen die Forscher dann zu einem Test über, der genauer zeigen sollte, inwieweit die Streifenanzahl eine Rolle bei den Reaktionen spielt.

Drei Streifen wirken am stärksten

Sie konfrontierten dazu etablierte Gruppen aus jeweils drei Clownfischen mit verschiedenen Plastik-Attrappen.

Zusammenfassende Darstellung der Studienergebnisse. © Kina Hayashi

Diese waren entweder einheitlich orangefarben oder zeigten einen, zwei oder drei weiße Streifen. Außer den vertikalen Balken wiesen die Formen aber keine weiteren artdefinierenden Merkmale auf. Wie das Team berichtet, belegten ihre Beobachtungsergebnisse, dass die Fische tatsächlich auf die Anzahl der Steifen reagieren. Denn das aggressivste Verhalten zeigten die Versuchstiere gegenüber dem künstlichen Eindringling, der wie sie selbst drei weiße Streifen besaß. Die Stärke der Abwehrreaktion entsprach dabei der im Fall realer Artgenossen. Die Plastikmodelle mit zwei Balken wurden hingegen seltener angegriffen, während Modelle mit einem oder keinem Balken am wenigsten aggressive Reaktionen verursachten.

Wie die Forschenden erklären, haben frühere Untersuchungen bereits gezeigt, dass Clownfische deutlich stärker auf Modelle mit vertikalen statt horizontalen Balken reagieren, was darauf hindeutet, dass die Menge an weißer Farbe oder das allgemeine Vorhandensein weißer Streifen nicht der entscheidende Faktor ist. „Unsere Ergebnisse weisen somit darauf hin, dass die Clownfische in der Lage sind, die Anzahl der Balken zu zählen, um die Art des Eindringlings zu erkennen“, resümiert Hayashi. „Letztlich verdeutlicht die Studie damit auch, wie viel wir über die Lebewesen der Meeresökosysteme noch nicht wissen“, so die Forscherin.

Quelle: Okinawa Institute of Science and Technology (OIST) Graduate University, The Company of Biologists, Fachartikel: Journal of Experimental Biology, doi: 10.1242/jeb.246357

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