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Alles Theater

Abseits von Bühne und Leinwand lockt Michael Gambon die Menschen gern auf falsche Fährten. Um von der eigenen Person abzulenken und sich die Langeweile des täglichen Auftretens im selben Stück über Monate hinweg zu zerstreuen, überspielt er die Schüchternheit mit erfundenen Geschichten. Zum Beispiel, dass er als Balletttänzer angefangen habe oder die Homosexualität habe aufgeben müssen, weil ihm davon die Augen tränten. Aus diesen Flunkereien webt er amüsante Anekdoten, die dem notorischen Faxenmacher in Interviews als weiteres Ablenkungsmanöver dienen. Der in Dublin geborene, in London aufgewachsene Gambon beruft sich gern auf ein Wort des Schauspielers Paul Scofield: dass er nur existiere, wenn er auf der Bühne stehe.

Gina Thomas

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Als Privatmann versucht er, sich hinter einer Maske zu verstecken. Als Darsteller legt er sie ab und schöpft aus der Gefühlswelt die vielfältigen Schattierungen seiner Charakterzeichnungen, unter denen der durch arthritische Schuppenflechte ans Krankenhausbett gefesselte Groschenkrimiautor hervorzuheben ist, der in der bahnbrechenden Fernsehverfilmung von Dennis Potters „Der singende Detektiv“ im Fieberwahn traumatische Erlebnisse aus seinem Leben verwebt mit der Vierzigerjahre-Welt seiner trällernden Romanfigur und der Realität des Krankenhausdaseins.

Gambon sagt von sich, jede seiner Rollen sei eine Variante der eigenen Persönlichkeit. Er beschränkt sich auf den Text und fühlt sich intuitiv in die Figuren hinein. Als Werkzeugmechaniker ausgebildet, hat Gambon das Schauspiel weitgehend in der Praxis gelernt. Sein Leitbild war Laurence Olivier, der ihn Anfang der 60er Jahre für das National Theatre als Statist engagierte. Mit dem schrumpeligen Gesicht des traurigen Clowns weiß er die Tragik in der Komik zu vermitteln, was ihn besonders befähigt, Becketts abgewrackte Existenzen darzustellen oder die unterschwelligen Bedeutungsebenen bei Harold Pinter zu erfassen. Selbst als Professor Albus Dumbledore – oder „Dumblebore“ wie Gambon frotzelt – suggeriert er dunklere Untertöne als der gutmütigere Richard Harris, den er beerbte. Seit einigen Jahren fällt es ihm jedoch schwer, sich Text zu merken. Deswegen wünscht er sich mehr wortlose Rollen wie in Becketts Einpersonenstück „He, Joe“, die nur von der Expressivität seines Gesichts leben. Heute wird Sir Michael Gambon achtzig.

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