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#Allianz-Chef: „Es war eine schreckliche Woche“

Allianz-Chef: „Es war eine schreckliche Woche“

Allianz-Chef Oliver Bäte kündigt Konsequenzen aus dem Streit um Hedgefonds in den USA an. Bereits vor mehr als einem Jahr habe man entschieden, das Geschäftsmodell von Allianz Global Investors „grundlegend neu aufzustellen“, sagte Bäte am Freitag in München. Das Produktangebot werde gestrafft, rund 40 Prozent der Investment-Strategien sollten aufgegeben werden. Die Hedgefonds, mit denen US-Pensionsfonds zu Beginn der Corona-Pandemie massive Verluste erlitten hatten, seien „überhaupt nicht repräsentativ für unseren Erfolg“, betonte Bäte, der sich überraschend an der Telefonkonferenz beteiligte.

Der Münchner Versicherungsriese hatte vor wenigen Tagen eingeräumt, dass sich nach der Börsenaufsicht SEC mittlerweile auch das US-Justizministerium in die Angelegenheit eingeschaltet hat. Ihre Klagen gegen die Allianz summieren sich nach ihren Angaben inzwischen auf rund sechs Milliarden Dollar. Zu den Klägern gehören nach US-Medienberichten unter anderem die New Yorker Metro, der Lehrer-Pensionsfonds im Bundesstaat Arkansas und die Gewerkschaft Teamsters.

Die Vorwürfe laufen darauf hinaus, dass die Fondsmanager die eigenen Richtlinien nicht eingehalten und nicht angemessen auf die Marktentwicklung in der frühen Phase der Corona-Pandemie reagiert hätten. Das soll dann wiederum die hohen Verluste der Investoren verursacht haben.

„Es war eine wirklich schreckliche Woche für uns“, sagte Bäte. Rückstellungen für drohende Verluste hat die Allianz bisher nicht gebildet, weil sie diese für nicht abschätzbar hält. Zu gegebener Zeit werde man Rückstellungen bilden, wenn man klarer sehe, sagte Bäte. „Dieses Event wird Spuren hinterlassen, aber die Allianz nicht von ihrem Weg abbringen.“ Wie viel Geld die Allianz dafür einplant, sagte der Manager nicht, doch rechnet das Unternehmen mit „potentiell negativen Auswirkungen“ auf den Jahresüberschuss, wie Finanzvorstand Giulio Terzariol sagte.

Naturkatastrophen kosten 600 Millionen Euro

Die Folgen der Unwetterkatastrophen in Europa steckt Europas größter Versicherungskonzern dagegen offenbar locker weg und peilt im laufenden Jahr einen Rekordgewinn an: Das operative Ergebnis werde voraussichtlich zwischen 12 und 13 Milliarden Euro liegen und damit in der oberen Hälfte der bisherigen Zielspanne, erklärte das Unternehmen. Der bisherige Bestwert von 11,9 Milliarden Euro stammt aus dem Jahr 2019, im Corona-Jahr 2020 war der operative Gewinn auf 10,8 Milliarden zurückgegangen. „Ich freue mich, dass alle unsere Geschäftsbereiche sehr gute Ergebnisse liefern und wir profitabel wachsen“, sagte Finanzvorstand Giulio Terzariol.

Gut 600 Millionen Euro haben Naturkatastrophen die Allianz allein im zweiten Quartal gekostet. Die Flutkatastrophe durch das Tief „Bernd“ im Juli belastet das laufende dritte Quartal mit rund 400 Millionen Euro. Dabei kann die Allianz offenbar einen Teil an die Rückversicherer abwälzen: Das Tochterunternehmen in Deutschland hatte den Schaden auf mehr als eine halbe Milliarde beziffert.

Erwartungen weit übertroffen

Trotzdem legte die Allianz im zweiten Quartal einen Gewinnsprung hin, auch weil die Belastungen der Corona-Pandemie wegfielen. Von April bis Juni erwirtschaftete der Versicherer ein operatives Ergebnis von 3,3 Milliarden Euro, das nicht nur um 29 Prozent höher ausfiel als im Vorjahr, sondern auch die Analystenerwartungen weit übertraf. Sie hatten der Allianz im Schnitt 3,06 Milliarden Euro zugetraut. Der Nettogewinn stieg sogar um 46 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.

Die wachsende Zuversicht hatte sich angedeutet: Die Allianz beginnt nach der erzwungenen Pause wieder mit Aktienrückkäufen. Bis Ende des Jahres will sie eigene Aktien für 750 Millionen Euro aufkaufen. Die Finanzaufsicht BaFin, die die Versicherer gedrängt hatte, in der Krise ihr Geld zusammenzuhalten, hat nun nichts mehr dagegen.

Die Ankündigung ließ die Allianz-Aktie im Späthandel am Donnerstag bereits kräftig anziehen. Die Allianz hatte ihr 1,5 Milliarden Euro schweres Aktienrückkaufprogramm in der ersten Corona-Welle auf halbem Weg abgebrochen, nun holt sie praktisch den zweiten Teil nach. Am Freitag stieg der Aktienkurs zeitweise um 2 Prozent.

„Das Minimum ist immer die letzte Dividende“

Der Umsatz, also die Summe aus Versicherungsprämien und Fondsgebühren, stieg im zweiten Quartal um 11 Prozent auf 34,3 Milliarden Euro. Umsatztreiber war die Lebens- und Kranken-Sparte, die mehr fondsgebundene Lebensversicherungen verkaufte. In der Sachversicherung lobte Terzariol vor allem den „Fokus auf Zeichnungsdisziplin und Produktivität“. Die Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich auf 93,3 (2020: 95,5) Prozent.

Die Industrie-Sparte AGCS hat die Preise erhöht und kehrte in die Gewinnzone zurück. Die Asset-Management-Sparte mit den Vermögensverwaltern Pimco und Allianz Global Investors warb netto 26 Milliarden Euro frisches Geld ein. Dadurch und durch Kurssteigerungen wuchs das für Dritte verwaltete Vermögen um 56 Milliarden auf 1,83 Billionen Euro.

Den Aktionären stellte Allianz-Chef Bäte in Aussicht, dass die Dividende zumindest nicht gekürzt werden soll: „Das Minimum ist immer die letzte Dividende.“

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