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#Alvaro Morata gegen alle Anfeindungen

Alvaro Morata gegen alle Anfeindungen

Da war dieser Junge, groß gewachsen, dunkler Teint, schüchtern. Aus gutem Hause, der Vater Verantwortlicher bei einer großen Medienanstalt. „Ein sehr fleißiger junger Mann“, erinnert sich Luis Milla. „Aber niemand, der aufgrund seiner Persönlichkeit aus einer Gruppe herausstach. Im Gegenteil. Er hielt sich eher im Hintergrund.“ Kaum zu glauben, dass aus diesem Jungen zehn Jahre später ein Fußballer werden sollte, über den Spanien seit Tagen, ja Wochen diskutiert. Hitzig und oft übertrieben. „So wie das in Spanien eben ist. Wer in der Öffentlichkeit steht, trägt eine große Verantwortung“, sagt Milla.

Milla hat verschiedene U-Nationalmannschaften trainiert, hat sie gesehen, die Talente von morgen. Einigen war tatsächlich die ganz große Karriere vergönnt. Auch Alvaro Morata, dem Introvertierten von einst? „Ja, man muss sich doch nur seine Stationen anschauen. Real Madrid, Atlético, Chelsea, jetzt Juventus. Mehr geht nicht“, sagt Milla. Trotz der exklusiven Arbeitgeber war Spaniens Öffentlichkeit in den vergangenen Tagen weit davon entfernt, den 28 Jahre alten Stürmer in den Rang ihrer Helden zu erheben. Das könnte sich nun ändern.

Spanien trifft im Viertelfinale an diesem Freitag auf die Schweiz (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) und dass der Mannschaft von Trainer Luis Enrique inzwischen gute Chancen auf den Halbfinaleinzug eingeräumt werden, hängt auch mit Morata zusammen. Der hatte Spanien in einem epischen Achtelfinale gegen Kroatien (5:3) in der Verlängerung wieder in Front gebracht, als das Momentum aufseiten der Kroaten schien.

Ein wichtiges Tor, das Trainer Enrique einer speziellen Einordnung unterzog. „Alvaro Morata hat gezeigt, dass es nur wenige gibt, die in der Lage sind, das zu tun, was er getan hat“, sagte er und meinte damit wohl kaum, dass sein Stürmer einen Ball aus rund acht Meter Entfernung über die Linie geschossen hatte. Enrique sprach über den Druck und die Anfeindungen, die sein Spieler zu Turnierbeginn aushalten musste.

Lass‘ die Leute reden

Los ging es mit Pfiffen im ersten Spiel gegen Schweden. Spanien mühte sich zu einem 0:0, das war weniger als erwartet, und weil vor allem die Torgefahr nach vielen ansehnlichen Ballstafetten ausgeblieben war, tat das Publikum in Sevilla bei der Auswechselung des Stürmers seinen Unmut kund. Nicht sehr laut und weit entfernt von einem Pfeifkonzert, aber Morata trafen die einzelnen Schmähungen, obwohl Enrique ihn später verteidigte. „Morata wird noch beweisen, wie wichtig er für uns ist“, sagte der Trainer und sollte recht behalten.

Morata erzielte gegen Polen das 1:0, scheiterte aber in der zweiten Halbzeit mehrfach in aussichtsreicher Position. Spanien spielte wieder nur Remis, und nach abermaligen Pfiffen gegen ihn platzten all die Wut und Enttäuschung aus Morata raus. Vor den Fernsehkameras schimpfte er. „Die Leute sollen sagen, was sie wollen. Wir leben in einem Land, in dem es kostenlos ist, seine Meinung abzugeben. Also lassen Sie sie reden.“ Worte, die wie Spiritus auf ein bereits entzündetes Streichholz wirkten.

Tippspiel zur Fußball-EM


Die Empörung war dermaßen groß, dass er zum Sinnbild des dürftigen Starts seiner Mannschaft wurde. Fachblätter diskutierten, ob er auf der Ersatzbank nicht besser aufgehoben wäre, und in sozialen Medien fand die dort allseits beliebte Hexenjagd statt. So manches wurde thematisiert, etwa seine Aktivitäten auf seinen Social-Media-Kanälen, seine italienische Modelfrau und sein angeblich abgeschwächtes Arbeitsethos, seit er mit jener verheiratet ist. Ein Bild wurde gezeichnet vom weinerlichen, verwöhnten Fußballmillionär, der mit Kritik nicht umgehen könne und immer weglaufe, wenn es unangenehm werde.

Von ähnlichen Geräuschen war einst sein Fortgang von Real Madrid begleitet. Morata, gebürtiger Madrilene, hatte bei Real den Großteil seiner Jugendausbildung absolviert, konnte sich bei den Profis aber nicht durchsetzen, weil er an Karim Benzema nicht vorbeikam. Glücklich wurde er erst bei Juventus Turin. Auch seine große Affinität zum Geburtsland seiner Frau wurde ihm negativ ausgelegt.

Morddrohungen im Internet

In den vergangenen Tagen gab er nun seltene Einblicke in sein Seelenleben. Nach dem Spiel gegen Polen habe er die ganze Nacht nicht schlafen können. Erst am Morgen, als die Sonne längst am Himmel stand, sei er weggedämmert. Er berichtete von Anfeindungen gegen sich und seine Familie im Internet, die in Morddrohungen gipfelten. Bei Cadena Cope sagte er: „Meine Kinder sind nach Sevilla gereist und hatten den Namen ihres Vaters auf dem Trikot. Ich verstehe Kritik, wenn man seinen Job nicht erledigt, aber es gibt eine Grenze. Einige Leute haben gesagt, sie wünschen meinen Kindern den Tod. Ich musste mein Telefon weglegen.“

Nicht nur im Internet, auch im Stadion nahmen die Schmähungen zu. „Morata, wie schlecht bist du“, riefen die Fans. In Kopenhagen, beim Spiel gegen Kroatien, hielt ein Zuschauer ein Plakat in den Händen, auf dem stand: „Morata, ich mache ihn auch nicht rein.“ Wenn die Anfeindungen etwas Positives hervorbrachten, dann, dass sich Mannschaft und Trainer noch stärker für ihren Mitspieler einsetzten. „Ein intaktes Team kann durch so etwas noch enger zusammenrücken. So wie es jetzt der Fall ist“, sagt Milla, Moratas ehemaliger Jugendtrainer.

Die Mannschaft zeigte gegen die Slowakei (5:0) und gegen Kroatien mehr als nur eine Trotzreaktion. Die Mechanismen greifen immer besser, die Offensive wirkt inzwischen wie ein fein abgestimmtes Orchester. Trainer Enrique, dem verschiedene Zeitungen zunächst Starrsinn vorwarfen, wird nun dafür gefeiert, dass er sich nicht habe verbiegen lassen. Milla glaubt, dass für Spanien inzwischen alles möglich ist bei diesem Turnier. Sogar der Titel.

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