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#Anruf im Vatikan: Lieber Papst, dürfen Christen an den Weihnachtsmann glauben?

Weihnachten ohne Weihnachtsmann, das ist für viele undenkbar. Aber wie steht eigentlich der Vatikan dazu? Das wollte unsere Autorin Herausfinden – und rief im Vatikan an.

Mein erstes Telefongespräch mit dem Vatikan endet schon, bevor es richtig begonnen hat. „Die Nummer ist nicht vollständig“, sagt eine computergenerierte Frauenstimme, die dem Klang nach lange vor ChatGPT entstanden ist. Ich bin enttäuscht, aber vor allem erleichtert. Noch mal Zeit gewonnen, um die zwei Sätze zu üben, die ich mir auf Italienisch zurechtgelegt habe: Guten Tag, ich bin Journalistin bei einer deutschen Tageszeitung und mache eine Umfrage im Vatikan: Darf man an den Weihnachtsmann glauben?

Die Umfrage war die Idee von zwei Kollegen. Der eine suchte Texte für seine Weihnachtsausgabe, der andere hat entdeckt, dass der Vatikan jedes Jahr ein gedrucktes Telefonbuch mit allen Nummern herausgibt, von der Vatikan-Apotheke bis zur Glaubenskongregation. Die heißt inzwischen zwar nicht mehr so, aber selbst Eingeweihte halten den neuen Namen für schwer vermittelbar: Dikasterium für die Glaubenslehre. Klingt eher nach Katasteramt oder dem Denkarium aus Harry Potter.

Kann man einen Kardinal mit dem Weihnachtsmann behelligen?

Ähnlich zauberhaft ist auch die Idee meiner Kollegen: Jemand könnte sich mithilfe des Telefonbuchs einmal quer durch den Vatikan telefonieren und über Weihnachten ins Gespräch kommen. Für den Kollegen, der das Telefonbuch beschafft hat, kam das nicht infrage. Er spricht zwar fließend Italienisch und schreibt regelmäßig über den Vatikan. Aber genau deshalb wollte er die Idee nicht verwirklichen – Stichwort verbrannte Erde. Der andere kann kein Italienisch. So kamen die beiden schnell auf mich.

Dass sie keinen großen Widerstand fürchten mussten, haben wohl meine früheren Artikel nahegelegt („Geknechtet vom Spitzkohl“, „Mehr Stammtisch, bitte!“ oder „Spülmaschine essen Beziehung auf“). Und tatsächlich gefiel mir die Idee. Sie erinnerte mich an Telefonstreiche aus der Schulzeit. Ich sagte leichten Herzens zu. Es war schließlich erst Oktober und Weihnachten noch weit weg.

Als ich ein paar Wochen später das erste Mal durch das Vatikan-Telefonbuch blättere, melden sich Zweifel. Wie kann ich es wagen, einen Kardinal mit dem Weihnachtsmann zu behelligen? Legt der nicht direkt empört auf, weil ich ihm seine Zeit stehle, während er mit dem Papst an der nächsten Enzyklika arbeitet? Oder zumindest über tiefgreifende theologische Fragen wie das Frauenpriestertum nachdenkt? Wird man sich über mich beschweren? Werde ich das Ansehen meiner Zeitung im Vatikan womöglich für immer ruinieren?

Den Weihnachtsmann da mit reinzuziehen, hielt ich am Anfang für witzig. Eine klitzekleine heidnische Provokation gegenüber der Kurie. Jetzt finde ich die ganze Sache nur noch peinlich. Aber peinlich würde es auch sein, einen Rückzieher zu machen. Und weil mir mein Ruf in der Redaktion wichtiger ist als der im Vatikan, nehme ich das Telefonbuch wieder in die Hand.

Kinder am 17. Dezember bei der traditionellen Segnung der Krippen auf dem Petersplatz in Rom


Kinder am 17. Dezember bei der traditionellen Segnung der Krippen auf dem Petersplatz in Rom
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Bild: AFP

Auf den ersten hundert Seiten sind die Mitarbeiter nach Namen aufgelistet. Auch wenn man den Papst vielleicht nicht direkt als Mitarbeiter bezeichnen kann, mache ich mich auf die Suche nach seiner Nummer. Doch Franziskus steht weder unter F noch unter P wie „Papa“. Das ist schon mal ein Dämpfer. Ich suche nach dem einzigen anderen Namen, der mir spontan einfällt: Parolin, Pietro, amtierender Staatssekretär Seiner Heiligkeit. Statt Seiner Eminenz antwortet die elektronische Frauenstimme. „Die Nummer ist nicht vollständig.“

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