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#Antisemitisches Schmährelief soll an Kirche bleiben

„Antisemitisches Schmährelief soll an Kirche bleiben“

Nach jahrelangem Streit über die antisemitische Schmähplastik an der Wittenberger Stadtkirche hat der Gemeindekirchenrat entschieden, dass die „Judensau“ weiter an der Fassade des Gebäudes verbleibt. Der Kirchengemeinderat setzt sich damit über den Vorschlag eines von ihm eingesetzten Expertengremiums hinweg, wie am Mittwoch bekannt wurde.

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Das Expertengremium hatte im Juli eine möglichst rasche „Abnahme und Verbringung“ des Sandsteinreliefs aus dem 13. Jahrhundert empfohlen. Die Schmähplastik zeigt, wie Juden an den Zitzen eines Schweins hängen, das im Judentum als unreines Tier gilt.

Die „lokale Sicht“ gab den Ausschlag

Nach einem mehrjährigen Gerichtsstreit hatte der Bundesgerichtshof im Juni entschieden, dass kein rechtlicher Anspruch auf Entfernung dieses „in Stein gemeißelten Antisemitismus“ besteht. Die Richter argumentierten, dass aus dem vormaligen „Schandmal“ durch eine bereits 1988 beigefügte Bodenplatte sowie eine spätere Erklärtafel ein „Mahnmal“ geworden sei.

Das ranghoch besetzte Expertengremium sprach sich kurze Zeit später dennoch dafür aus, der „Judensau“ ihre gegenwärtige Sichtbarkeit zu entziehen und sie stattdessen künftig in unmittelbarer Nähe der Kirche mit einer vertieften historischen Kontextualisierung zu präsentieren. Der Gemeindekirchenrat folgte diesem Rat „nach einem intensiven Austausch und anfänglich kontroversen Diskussionen“ nicht und möchte die bessere Kontextualisierung nun an Ort und Stelle leisten. Den Ausschlag dafür habe die „lokale Sicht“ gegeben, berichtete Stadtkirchenpfarrer Matthias Keilholz der F.A.Z., der selbst eine Entfernung des Schmähreliefs für die beste Lösung hält.

In Teilen der Wittenberger Stadtgesellschaft wird die Debatte über die „Judensau“ auch in einen Zusammenhang mit der Diskussion um eine „Cancel Culture“ und einen „Bildersturm“ gestellt. Christoph Maier, der Moderator des Expertengremiums und Direktor der Evangelischen Akademie in Wittenberg, zeigte sich „überrascht und enttäuscht“ über die Entscheidung der Kirchengemeinde und beklagte eine fehlende Einbindung des Expertengremiums. Die Debatte dürfe nicht in „identitätspolitisches Fahrwasser“ geraten, warnte Maier gegenüber der F.A.Z.

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