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#ARD-Thriller „Polarjagd“: Figuren auf kaltem Spielfeld

Neo-Western trifft auf Psychothriller in der eisigen Kulisse des schwedischen Polarkreises: „Polarjagd“, die dritte Folge der ARD-Reihe „Zielfahnder“, überzeugt auf ganzer Linie.

Kälte, Schnee, Wälder, in denen sich Menschen anscheinend in Luft auflösen können, ein vereister Wasserfall: Der Film „Zielfahnder – Polarjagd“ beginnt mit Bildern imposanter Naturschönheit. Einer Schönheit, die gegenüber menschlicher Not unempfindlich ist, so gleichgültig wie die Elche, denen eine Frau kurz zuvor beim Joggen begegnet ist. Dieselbe Frau, gesehen aus Himmelsperspektive durch eine allbeobachtende Linse, liegt gleich zu Beginn in Embryonalstellung im Schnee. „Er hat gesagt, er wird mich finden, egal, wo ich mich verstecke“, sagt die nach Schweden geflüchtete Anne Herbst (Lisa Wagner) zur Eröffnung.

Es sind mehrdeutige Bilder der Stille nach der Hetzjagd. Das Opfer liegt da, zur Strecke gebracht von jemandem, dessen größtes Vergnügen die Jagd vor der Vernichtung ist. Die Natur hier, nahe des Polarkreises, ist überlebensfeindlich und spielt dem psychopathischen Täter in die Hände. Schon am Nachmittag wird es dunkel. Die lange Nacht produziert Täuschungen, einmal freilich auch Polarlichter, einen Moment der naturmagisch erleuchteten Andacht.

Keine Exekutivbefugnisse im Ausland

Im einzigen Haus weit und breit, einer therapeutischen Einrichtung für Gewaltopfer, herrscht klaustrophobische Stimmung unter den Verbliebenen. Es mag hier wie Winter in Bullerbü aussehen, doch der erste Eindruck täuscht. Draußen zieht der Stalker immer engere Kreise um sein Ziel, die schwer zu verteidigende Wagenburg mit zahlreichen Fenstern, unübersichtlichem Grundriss und nicht gesichertem Keller. Anna Herbst, die hier mit neuer Identität lebt, hat einen Angriff mit knapper Not schon einmal überlebt, ihr Körper ist gezeichnet von den Narben einer Messerattacke. Der Täter Robert Lessing (Mike Hoffmann) ist wieder hinter ihr her.


Trailer
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„Zielfahnder – Polarjagd“

Die deutschen Zielfahnder Hanna Landauer (Ulrike C. Tscharre) und Lars Röwer (Hanno Koffler) reisen an und sollen Anne Herbst vor Lessing in Sicherheit bringen, nachdem dieser gerade einen Mord begangen hat, um auf ihre Spur zu kommen. Ausgerechnet Landauer, meint Herbst: Die Polizistin hatte in ihrem Fall schon einmal versagt. Lessing kam davon.

Herbsts Schutz wird dadurch erschwert, dass die Zielfahnder im Ausland keine Exekutivbefugnisse haben, keine Waffen tragen dürfen und kaum Unterstützung von der schwedischen Polizei erhalten. „Spielleiter“ Lessing scheint es zu gelingen, die Figuren auf dem Spielfeld zu platzieren, nach Belieben. Zumal weder Herbst noch der Therapeut Migal Parson (Mats Blomgren) oder die Mitpatienten Thure Berg (Jonathan Perleth) und Marie Holm (Frida Argento) den Wünschen der Zielfahnder folgen und abreisen. Lieber verschanzen sie sich. Die Provinz Jämtland, in der „Zielfahnder – Polarjagd“ gedreht wurde, gilt als der „wilde Westen“ Schwedens. Das passt.

„Polarjagd“ ist die dritte „Zielfahnder“-Folge. Die erste, inszeniert von Dominik Graf, hieß „Flucht in die Karpaten“ (2016) und hatte eine noch stärkere Neo-Western-Erscheinung. Dieses Mal führt Sebastian Ko Regie. Ihm und der Kamera von Christoph Krauss gelingt es, Psychothriller und Westernmotive miteinander zu verbinden (Buch Dagmar Gabler). Lisa Wagners herausragende Darstellung vermittelt Todesangst und Selbstaufgabe wie den Mut der Verzweifelten. Sie zeigt, wie Stalker Leben zerstören können. Herausragend ist auch die Musik des Films. Ein verunsicherndes Klarinettenmotiv, Atem, hörbare Stille und kakophonisches Akustikchaos – nicht zuletzt die Musik von Matija Strnifia bewirkt, dass „Zielfahnder – Polarjagd“ viel mehr ist als ein genretypischer Thriller.

Zielfahnder – Polarjagd, am Samstag um 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek.

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