Nachrichten

#Nie den Schwung aus Frankfurt verloren

Nie den Schwung aus Frankfurt verloren

Der Mann konnte singen, keine Frage. Doch was er sang, das war für das durchschnittliche deutsche Ohr in den fünfziger Jahren vielleicht doch eine Spur zu fremdländisch, zu amerikanisch. Mit Jazz und Blues erreichte man in der Zeit des Wirtschaftswunders keine Massen. Die wollten zwar durchaus den Duft der weiten Welt schnuppern, dies aber lieber in homöopathischen Dosen. Und so wurde aus dem in musikalischen Kreisen hochgeschätzten Jazzsänger Bill Ramsey eben ein veritabler Schlagerstar, der mit charmantem Akzent die „Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe“, „Souvenirs“ oder „Pigalle (Die kleine Mausefalle)“ besang oder die Hörer wissen ließ, dass die Mimi ohne Krimi nie ins Bett geht.

Christian Riethmüller

Bezeichnenderweise war es die Idee eines deutschen Jazzpianisten, den jungen Amerikaner aus Cincinnati, der als Soldat nach Deutschland und Frankfurt gekommen war und dort etwa im Jazzkeller auftrat, zum Schlagerstar aufzubauen. Heinz Gietz gehörte dem legendären Hotclub Sextett an, einem der wichtigsten Ensembles in den frühen Tagen der Frankfurter Jazzgeschichte, hatte allerdings früh gemerkt, dass Jazz zwar Applaus bringen mag, aber sich bei weitem nicht so gut verkauft wie Schlagermusik. Und so ließ er Talente wie Caterina Valente oder eben Bill Ramsey zwar nicht gerade herausfordernde, doch dafür umso einträglichere Liedchen singen.

Die Verehrung für seine Vorbilder wie Nat King Cole und Louis Jordan hat Bill Ramsey mit der Hinwendung zur leichten Muse, für die ja auch seine Mitwirkung an zahlreichen Unterhaltungsfilmen in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren steht, aber nie drangegeben. Ab Mitte der sechziger Jahre, als auch in Deutschland mit dem Erfolg der Beatles das Interesse am Schlager etwas abflaute, nahm er endlich „seine Musik“, nämlich Jazz und Blues, auf und sang in seiner englischen Muttersprache. Hits blieben zwar fortan aus, doch dem Publikum in Deutschland, wo er seine Heimat gefunden hat, blieb er nicht zuletzt durch zahllose Fernsehsendungen, in denen er als musikalischer Gast auftrat, sowie als Moderator eigener Sendungen stets vertraut.

Auch als Musiker war er weiter aktiv, ob mit eigenen Swing- und Jazzprogrammen oder als vielbejubelter Gast bei den „Swing Legenden“-Tourneen mit Max Greger und Hugo Strasser. Sein enzyklopädisches Wissen gerade über Swing brachte er seit Ende der achtziger Jahre auch regelmäßig in der Sendung „Swingtime“ bei der Radiowelle hr2-kultur des Hessischen Rundfunks zum Ausdruck, was viele Fans glauben ließ, Bill Ramsey lebe in Frankfurt.

Dort hatte er aber nur in den Anfangszeiten gewohnt und war sogar eine Zeitlang in einer Pension Zimmernachbar von Rosemarie Nitribitt, bevor er für viele Jahre nach Zürich zog, danach noch in Wiesbaden lebte und schließlich von 1991 an in Hamburg sein Zuhause fand. Zur „Swingtime“, die bis 1. März 2019 ausgestrahlt wurde, bevor Ramsey die Moderation aus Altersgründen aufgab, reiste er an und blieb so der Stadt, in der die Karriere eines amerikanischen Jazzsängers, der ein deutscher Schlagerstar wurde, ihren Anfang nahm, verbunden. Am Samstag kann dieser Sänger seinen 90. Geburtstag feiern.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!