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#Paradies für Senioren? In Österreich steigt die Rente um fast zehn Prozent

Österreichs Rentner haben es besser. Sie gehen nicht nur früher in Pension als ihre deutschen Nachbarn und leben länger als jene, sie erhalten in der Regel auch jeden Monat höhere Bezüge. Und die steigen im kommenden Jahr um 9,7 Prozent. Das ist fast das Doppelte der aktuellen Erhöhung in Deutschland, die den 21 Millionen deutschen Rentnern eine Steigerung um 4,39 Prozent im Westen und 5,86 Prozent im Osten beschert hat.

Andreas Mihm

Wirtschaftskorrespondent für Österreich, Ostmittel-, Südosteuropa und die Türkei mit Sitz in Wien.

Doch der von der staatlichen Datenbehörde Statistik Austria ermittelte Zuwachs um knapp 10 Prozent reicht dem Seniorenrat, der Interessenvertretung der Pensionisten, nicht aus. Dessen Vorsitzenden Peter Kostelka forderte für Rentner mit monatlichen Bezügen zwischen 1400 und 1700 Euro eine Sonderzahlung in Höhe einiger Hundert Euro.

Immerhin, so das Argument, werde die Erhöhung erst Ende Januar wirksam, bis dahin müssten die Senioren die hohe Inflation von aktuell 7 Prozent vorfinanzieren, die über der deutschen von 6,2 Prozent und jener von 5,3 Prozent im Euroraum liegt. Unterstützung bekommt er vom gewerkschaftsnahen Institut Momentum. Das hat ermittelt, dass selbst nach der Erhöhung die durchschnittlichen Pensionen das Kaufkraftniveau von 2020 um 24 Euro unterschritten.

Deutsche arbeiten länger für weniger Rente

Die von Pensionistenlobbyist Kostelka als Referenz für notwendige Zuzahlungen genannte Spanne von 1400 bis 1700 Euro gibt einen Hinweis auf die durchschnittliche Höhe der gesetzlichen Rente in Österreich, die laut der Wiener Regierung im vergangenen Jahr bei Frauen 1192 Euro im Monat und bei Männern 1917 Euro erreichte. In Deutschland lauten die entsprechenden Werte laut Bundesregierung nach 45 Versicherungsjahren 1323 Euro im Monat bei Frauen und 1637 Euro bei Männern.

Allerdings arbeiten deutsche Rentner für ihre geringere Rente länger. Denn in Österreich beträgt das Regelpensionsalter für Frauen 60, für Männer 65 Jahre. Erst ab dem kommenden Jahr wird es schrittweise bis 2033 auf ein einheitliches Regelalter von 65 Jahren angepasst. In Deutschland arbeiten Frauen und Männern schon jetzt länger. Für alle ab dem Jahrgang 1964 Geborenen beträgt das reguläre Renteneintrittsalter 67 Jahre.

In Wirklichkeit nutzen aber auch viele Österreicher die Gelegenheit zum frühzeitigen Abschied aus der Arbeitswelt. Männer gehen laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO tatsächlich mit 63,3 Jahren in Rente. Auch in Deutschland arbeiten die wenigsten bis zum gesetzlichen Rentenalter, bleiben aber dennoch länger im Beruf: 2021 lag das tatsächliche Renteneintrittsalter bei 64,1 Jahren. Dass die Lebenserwartung für heute 60-Jährige in Österreich, bei Männern wie Frauen, um einige Wochen höher als beim Nachbarn im Norden ausfällt und so den Wert der Rente steigert, soll auch nicht unterschlagen werden.

Die Erhöhung der Altersbezüge steht vor der 2024 anstehenden Nationalratswahl außer Frage, und doch gibt es eine Debatte darum. Denn sie belastet den Staatshaushalt mit 5,3 Milliarden Euro. Samt der parallelen Aufstockung der Beamtenpensionen, die laut Finanzministerium im Schnitt 3100 Euro im Monat betragen, klettern die Mehrausgaben damit laut Opposition auf 6,4 Milliarden Euro.

Vor dem Hintergrund haben die liberalen Neos verlangt, die Einmalzahlung gegenzurechnen, die die Rentenbezieher zum Ausgleich der hohen Inflation im März bekommen haben und die den Staatshaushalt mit 650 Millionen Euro belastet hat. Die Einkommen der Pensionisten seien in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Einkommen der Erwerbstätigen, was nicht erklärbar und ungerecht sei.

Ein Grund dafür liegt in der Art und Weise, wie der Anstieg der Pensionen berechnet wird. Er basiert allein auf dem durchschnittlichen Anstieg der Lebenshaltungskosten von Juli des Vorjahres bis Juni – im gleichen Maß steigen ab Januar weitere staatliche Sozialleistungen um 665 Millionen Euro. Ökonomen wie Christine Mayrhuber vom WIFO halten neben einer Reform des Rentensystems, das Frauen immer noch benachteilige und langfristig kaum mehr finanzierbar sei, eine andere Berechnungsformel für notwendig. Nur die allgemeine Inflation als Indikator für die Pensionserhöhung heranzuziehen, reiche nicht aus.

Mit 23,9 Milliarden Euro fließt in diesem Jahr schon rund ein Viertel des Bundeshaushalts in die Alterssicherung, auch in die Absicherung der umlagefinanzierten Renten. Der von Renten- und Pensionszahlungen beanspruchte Anteil am steigenden österreichischen Bruttoinlandsprodukt wächst von Jahr zu Jahr – von aktuell 6,04 Prozent auf 6,73 Prozent in vier Jahren, prognostizieren von der Regierung bestellte Gutachter.

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