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#Auf die Wahl folgt das Chaos

Auf die Wahl folgt das Chaos

Rund eine Woche nach den Wahlen in der Zentralafrikanischen Republik (ZAR) ist Staatschef Faustin-Archange Touadéra zum Sieger der Präsidentenwahl erklärt worden. Wie die Wahlkommission am Montagabend mitteilte, habe der 63 Jahre alte Touadéra im ersten Wahlgang am 27. Dezember mit 53,9 Prozent die absolute Mehrheit erreicht. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 76,3 Prozent. Der frühere Regierungschef Anicet Georges Dologuélé, der den Angaben zufolge mit 21 Prozent auf dem zweiten Platz landete, sprach am Montag von einer „Farce“; es habe zahlreiche „Unregelmäßigkeiten und Betrug“ gegeben.

Claudia Bröll

Touadéras Wahlsieg, der vom Verfassungsgericht noch bestätigt werden muss, war von den meisten Beobachtern erwartet worden. Internationale Organisationen werden ihn vermutlich anerkennen, allerdings dürfte er die Konflikte mit den Rebellen anheizen und könnte die Zentralafrikanische Republik für lange Zeit ins Chaos stürzen. Denn die Gewalt in dem kriegsgeschüttelten Land eskaliert weiter. Außerhalb der Hauptstadt Bangui tobten zuletzt Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen sowie der nationalen Armee, ruandischen und russischen Truppen und Blauhelmsoldaten der UN-Friedensmission Minusca, die seit 2014 in dem Binnenstaat tätig ist und mehr als 12.000 Soldaten umfasst.


Bild: F.A.Z.

Rebellengruppen eroberten am Wochenende die Diamantenstadt Bangassou. Nach Angaben der Vereinten Nationen hatten Kämpfer die im Südosten an der Grenze mit der Demokratischen Republik Kongo (DRC) gelegene Stadt am Samstagmorgen angegriffen und am Sonntag unter ihre Kontrolle gebracht. Die Leichen von fünf Kämpfern seien gefunden worden, hieß es in einer Twitter-Mitteilung von Minusca. Viele Einwohner flüchteten über den Grenzfluss in die Demokratische Republik Kongo. Schon in der Vergangenheit ereigneten sich in Bangassou brutale Auseinandersetzungen. Im Mai 2017 belagerten christliche Milizen die Stadt drei Tage lang, griffen dort lebende Muslime an, die sich in eine Moschee flüchteten. Dutzende muslimische Zivilisten und mehrere Blauhelmsoldaten wurden getötet.

Die Rebellen kontrollieren zwei Drittel des Landes

Ebenfalls am Samstagmorgen wurde nach Angaben der UN-Mission die Stadt Damara angegriffen, die 75 Kilometer von Bangui entfernt liegt. Die nationalen Streitkräfte hätten auf das Feuer der Angreifer reagiert, woraufhin diese sich zurückzogen, während die Minusca-Friedenstruppen die Patrouillen in der Stadt und in der Umgebung verstärkten. Die Leichen von acht Kämpfern seien gefunden worden. Da die größeren Straßen kontrolliert werden, arbeiten sich die schwerbewaffneten Rebellen mit Motorrädern und kleinen Lastwagen durch den Regenwald voran.

Es gebe keinen Zweifel, dass die Angriffe der vergangenen Tage die Wahlen stören sollten, teilte der Leiter der Minusca-Mission, Mankeur Ndiaye, mit. Mehrere Rebellengruppen hätten versucht, die Abstimmung zu blockieren. In vielen Wahlbezirken konnte wegen der Sicherheitslage nicht gewählt werden, zudem seien Wähler behindert worden oder hätten keine Wahlzettel erhalten. Zwei Drittel des Landes werden von den Rebellen kontrolliert.

Blauhelmsoldaten der UN-Mission Minusca bewachen am 27. Dezember eine Wahlstation in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.


Blauhelmsoldaten der UN-Mission Minusca bewachen am 27. Dezember eine Wahlstation in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik.
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Bild: EPA

Präsident Touadéra hatte die Bevölkerung schon am 31. Dezember gewarnt, das Land befinde sich in einem „Kriegszustand“. Eine Koalition bewaffneter Gruppen wolle ihn im Auftrag des ehemaligen Präsidenten François Bozizé von der Macht verdrängen. „Ich habe die schmerzliche Pflicht, Ihnen heute Abend zu sagen, dass wir uns im Krieg befinden“, sagte er.

Der 74 Jahre alte Bozizé war Ende 2019 aus dem Exil zurückgekehrt. Das Verfassungsgericht hatte ihm eine Kandidatur bei den Wahlen verwehrt. Die Richter verwiesen auf seine Zeit außer Landes und auf Anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermordes. Der frühere General bestreitet, einen Umsturz zu planen. Allerdings kursieren Berichte, er sei mit Rebellengruppen gesehen worden.

Bozizé war 2003 mit Hilfe eines Putsches an die Macht gelangt, wurde dann 2013 von einer „Séléka“ genannten Allianz muslimischer Verbände aus dem Amt gejagt. Es folgte ein Bürgerkrieg zwischen christlichen und muslimischen Gruppen mit Massakern an der Zivilbevölkerung. Seit 2016 führt Touadéra, ein früherer Premierminister unter Bozizé, das Land. Er gilt weithin als Staatslenker, dem an Stabilität gelegen ist. 2019 schloss die Regierung ein Friedensabkommen mit den verfeindeten Gruppen. Die Hoffnungen waren damals groß, aber der Versuch scheiterte.

Hoffnungen auf eine Waffenruhe

Die Zentralafrikanische Republik ist mit Rohstoffen wie Diamanten, Gold oder Uran reich gesegnet, ist aber eines der ärmsten Länder in Afrika. Selbst in der Hauptstadt fließt lediglich nachts Strom, tagsüber werden nur Geschäftsviertel versorgt. Auch die Wasserversorgung ist instabil. 

Hilfsorganisationen warnen jetzt vor einer humanitären Krise. „Die Kämpfe und die Instabilität hindern uns daran, die ohnehin geschwächte Bevölkerung zu versorgen“, sagte Philippe Guiton, Direktor von World Vision, gegenüber der F.A.Z. Die Organisation, die unter anderem von den Vereinten Nationen, den Vereinigten Staaten und der Europäischen Union finanziert wird, hat bis auf zwei alle Projekte in Bangui gestoppt. Sie verteilt Lebensmittel sowie Bargeld und Gutscheine zum Kauf von Lebensmitteln, setzt sich zudem für die Bekämpfung von Malaria ein.

Die letzte Lieferung von Anti-Malaria-Medikamenten im November reiche nur für drei Monate, sagt Guiton. Jedes Jahr sterben in der Zentralafrikanischen Republik Tausende an Malaria, die Zahl der Covid-19-Todesfälle beträgt nach offiziellen Angaben hingegen nur 63. Trotzdem hat die Corona-Pandemie das Land hart getroffen, weil wichtige Versorgungsketten, beispielsweise aus Kamerun, unterbrochen werden. „Wir hoffen auf eine Waffenruhe, so dass wir bald unsere Dienste für die Bevölkerung wieder starten können“, sagt Guiton.

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