Wissenschaft

#Auf Reisen – 44. Spurenworkshop in Frankfurt am Main – blooDNAcid

Ende Februar findet jedes Jahr der Spurenworkshop der Spurenkommission der DGRM statt.

Zur Erinnerung: Der historische Zweck des Spurenworkshops war, die Ergebnisse der beiden jährlichen GEDNAP-Ringversuche für forensisch-molekularbiologische Labore vorzustellen und zu diskutieren.  Inzwischen ist die Veranstaltung, die tatsächlich einmal als ganz kleiner Workshop ihren Anfang nahm, aber zu einer großen internationalen Tagung mit Hunderten Teilnehmern und zahlreichen Industrieausstellern geworden, auf der auch immer etliche wissenschaftliche Vorträge präsentiert werden.

Dieses Jahr gab es eine wichtige Neuerung, denn wir als Spurenkommission haben entschieden, einen eigenen Ringversuch („TrACE – ein Ringversuch der Spurenkommission“) anzubieten, ausgerichtet vom Institut für Rechtsmedizin in Münster, weil es, nachdem der jahrelange Ausrichter der GEDNAP-Ringversuche insolvent gegangen war, nicht gelungen ist, sich mit dem Nachfolgeinstitut, das GEDNAP übernommen hat, auf Bedingungen zu einigen, die die Spurenkommission erfüllt sehen will, um einem Ringversuch das Prädikat „Ringversuch der Spurenkommission“ zu verleihen. Die GEDNAP-Ringversuche wurden (ohne Prädikat) trotzdem weitergeführt und viele Teilnehmer des Spurenworkshops hatten auch daran teilgenommen, so daß natürlich dem Ausrichter von GEDNAP ein Vortragsslot, traditionell am Freitagnachmittag, gegeben wurde, um die Ergebnisse vorzustellen und zu diskutieren. Die Spurenkommission hat am Samstag dann auch die Ergebnisse von „TrACE“ vorgestellt. Doch ich greife vor…

Das letzte Mal waren wir in „Bielefeld“, wo meine (Ex-/Neu-)Doktoranden Kathrin, Jan und Annica über die Etablierung einer verbesserten (und vor allem schnelleren) Methode zur RNA-Extraktion aus forensischem Spurenmaterial (Kathrin), die Unmöglichkeit der Subdifferenzierung forensisch relevanter Hirnregionen mittels Untersuchung differentieller RNA- Expression (Jan) [1] und erste Ergebnisse aus dem Projekt zum „Molekularen Alibi“ (Annica) [2] gesprochen hatten.

Dieses Jahr ging es also nach Frankfurt (a.M.) und die Tagung stand, dies vorweg, unter keinem guten Stern, denn erstens fand zeitgleich eine große Messe in Frankfurt statt, so daß die Hotelpreise exorbitant hoch waren und zweitens gab es am Donnerstag einen Bahnstreik, der es für viele sehr schwer machte, nach Frankfurt zu kommen. Beides wirkte sich leider negativ auf die Teilnehmerzahlen auf. Dennoch war ich wie auch die letzten Jahre schon am Donnerstag vor Ort, um eine Fortbildungsveranstaltung (zu DNA-Transfer) für die Kollegen (mit) zu gestalten. Außerdem nahm ich am Treffen der Spurenkommission teil, die sich traditionell im Rahmen des Spurenworkshops, so auch dieses Mal am Freitagmorgen zusammensetzt.

Christian Heinz (CDU), hessischer Justitzminister (und ja, das Namensschild ist noch vom Vorredner)

Gegen Mittag begann dann das normale Programm mit Grußworten unter anderem des hessischen Justizministers, Christian Heinz, die mir sehr gut gefielen, denn er positionierte sich eindeutig gegen das Verbot der Feststellung der biogeographischen Herkunft (BGA) aus Spuren-DNA, das derzeit in Deutschland gem. StPO (noch und bekanntlich aus rein ideologischen, nicht wissenschaftlichen Gründen) besteht. Die allermeisten meiner Kollegen und auch die allermeisten Ermittler auf Polizeiseite teilen die Kritik am Verbot und daß nun auch hochrangige Politiker sich öffentlich kritisch dazu äußern, ist ein gutes Zeichen und sollte uns ermutigen, weiterhin eine Aktualisierung der StPO anzustreben, die auch in Deutschland BGA-Feststellung ermöglicht (nachdem das z.B. kürzlich erst in der Schweiz passiert ist, wozu sich yours truly übrigens im Schweizer TV geäußert hat).

Hier ein paar Vorträge, die ich besonders interessant oder spannend fand:

Die Kollegin M. Nastainczyk-Wulf aus Halle berichtete von einer institutseigenen Untersuchung zur Sicherung von Spermien aus dem Mundraum nach oraler Vergewaltigung durch den Einsatz von Mundspülung und verglich die Effizienz dieser Vorgehensweise mit der des standardmäßigen Einsatzes von Abriebtupfern (zur Erinnerung: vor 10 Jahren hatte ich hier mal eine Studie zum Einsatz von Zahnseide zu diesem Zweck vorgestellt). Es zeigte sich, daß die Methode sehr gut funktioniert (in den Händen der Kollegen sogar besser als die Standardmethode) und sich die Ausspülungen des Mundraums auch sehr gut für spätere Untersuchungen lagern lassen. Ein interessanter Denkanstoß, um evtl. das Standardprozedere bei der Sicherung von Spuren nach Sexualdelikten anzupassen.

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