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#Auf Tuchfühlung mit der Verantwortung: Sex-Dates während der Pandemie

Auf Tuchfühlung mit der Verantwortung: Sex-Dates während der Pandemie

Kontaktbeschränkungen, Ausgangssperre und Abstand halten – nicht gerade ideale  Voraussetzungen, um neue Menschen kennenzulernen. Erst recht nicht, um zu daten.  Trotzdem möchte Odelia auf körperliche Nähe nicht verzichten, denn die Sehnsucht  überwiegt oft die eigene Sicherheit: die Sehnsucht nach etwas Leidenschaft.  

Casual Sex während der Pandemie? Ja, das ist möglich. Zwar anders als davor, aber es ist möglich. So sieht das zumindest die 22-jährige Studentin aus Hamburg. Vor Corona feierte Odelia lieber in Bars und Clubs, lernte dort Männer kennen und nahm auch ab und zu jemanden mit zu sich nach Hause – ganz locker und unverbindlich. Aber das ist aktuell unmöglich. „Es ist einfach nicht mehr so spontan“, sagt Odelia. Jetzt fordere sogar ein eigentlich unverbindliches „Sex-Date“ deutlich mehr Planung.

Wie sieht so ein Sex-Date während Corona aus?

Spazierengehen? „Muss ja irgendwie sein.“ Das findet sie jedoch etwas nervig. Manchmal sogar verschwendete Zeit. „Oft fehlt einem auch total die Nähe zum anderen, wenn man sich öffentlich trifft.“ Es sei schwierig einzuschätzen, ob die Chemie stimmt. Vor allem, wenn sich Odelia mit einem Date „auf Abstand“ treffen muss. Sie ist sich oft unsicher, wie sie sich gegenüber ihrem Date verhalten soll. Durch die Pandemie seien viele Personen natürlich vorsichtiger geworden, daher möchte auch die 22-Jährige keine persönlichen Grenzen überschreiten. Auch sie selbst schützt sich vor einer möglichen Ansteckung: „Mittlerweile wissen wir mehr über das Virus. Und wenn es eben um das Eine geht, dann ist es kein Ding sich einfach vorher kurz testen zu lassen.“ Wer dafür nicht offen ist, den treffe Odelia nicht.  

In den meisten Fällen läuft das aber wie von selbst: draußen treffen, Bierchen zischen, Körperkontakt suchen, mit zu sich nach Hause nehmen oder zum Dating-Partner gehen, wieder ein Bierchen kippen und intim werden.  

Erst neulich überkam Odelia die Lust. Die Lust nach Nähe, kuscheln und Aufmerksamkeit. „Wenn man dann so ein bisschen alleine ist, dann überkommt mich auch manchmal die Lust einfach jemanden zu kuscheln. Einfach auch mal fremde Leute zu treffen und zu flirten – das macht man gar nicht mehr.“ 

Wenn man dann so ein bisschen alleine ist, dann überkommt mich auch manchmal die Lust einfach jemanden zu kuscheln. Einfach auch mal fremde Leute zu treffen und zu flirten – das  macht man gar nicht mehr.

Also kontaktiert sie eine Tinder-Bekanntschaft auf Instagram, ob er nicht noch „Bock auf ein Bier“ hätte. Es ist 22 Uhr abends. Ein wenig unsicher ist sie sich: Soll sie wirklich zu einem Fremden fahren? „Scheiß drauf, ich mach‘s einfach“, motiviert sie sich. 

„Truth Hurts“ von Lizzo dröhnt durch die Wohnung, hektisch flitzt Odelia zwischen  Badezimmer und ihrem WG-Zimmer hin und her. Die große Frage: Was zieht sie an? Nicht zu sexy, aber auch nicht zu casual. Die Blondine entscheidet sich für eine dunkelgraue Jeans und  ein langarmiges Crop-Top. „Haben wir noch irgendwie eine Mische zuhause?“, fragt Odelia ihre Mitbewohnerin. Mit drei Zitronen und Sprudel macht sich Odelia auf den Weg zu ihrem Date. „Ich habe mich danach gesehnt einem Menschen nahe zu sein. Wenn ich all  meine Freunde sehe, die Partner haben, fühle ich mich oft einsam“, so die 22-Jährige. Im Nachhinein bereut sie ihre Aktion ein wenig: „Ich kannte den Typen gar nicht. Es war zwar ein cooler Abend, zum Sex kam es aber nicht.“ Odelia und der Unbekannte schnacken, trinken ein paar Drinks und küssen sich. Aber Odelia fühlt sich unwohl. „Er wollte unbedingt mit mir schlafen, aber ich habe mich einfach nicht danach gefühlt.“ 

Nicht jede*r unterstützt den Kontakt mit Fremden

Intim werden mit einem wildfremden Menschen. Eigentlich kein Ding, während einer Pandemie supporten das jedoch nicht alle in Odelias Umfeld: „Am Anfang von Corona habe ich schon von meinen Freunden Gegenwind bekommen. Viele fanden es krass, dass ich mich mit fremden Leuten getroffen habe. Das fanden einige nicht cool.“ Einerseits versteht Odelia die Meinung ihrer Freund*innen. Andererseits sind all ihre Freund*innen auch in Beziehungen, können sich somit auch nicht ganz in ihre Lage versetzen. Mittlerweile hat sich das Bild in ihrem Umfeld jedoch stark verändert. „Meine Freunde stehen voll hinter mir. Nach über einem Jahr Corona sind wir schon viel weiter, mit dem, was wir über das Virus wissen.“ Aktuell datet Odelia nur ab und zu. Smalltalk und Spazierengehen langweilen sie. Und wenn es doch zu  einem körperlichen Treffen kommt, setzt die Studentin Selbsttests voraus. Ihre Freund*innen sehen das ähnlich: „Sie verstehen mittlerweile, wenn man sich einsam fühlt. Ich meine, man kann nun mal einfach nicht Weggehen und jemanden ungezwungen kennenlernen.“  

Ein Ass hat Odelia noch im Ärmel: alte, eingefrorene Kontakte. Manchmal schreibt Odelia mit Männern aus ihrer Vergangenheit. Einfach der Aufmerksamkeit wegen – und entweder es ergibt sich ein Treffen, weil man die „Person ja schon kennt“ oder eben nicht. Nicht immer kann Odelia ihr schlechtes Gewissen in den Hintergrund stellen. Sie macht sich auch Gedanken darüber, sich oder andere zu infizieren: „Oft denke ich mir, dass ich es doof  finde, das alles zu machen. Aber manchmal kann man auch gar nicht aus seiner Haut raus und ist irgendwo dann nur menschlich und sucht einfach nur Nähe zu einem anderen  Menschen.“ 

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