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#Aufmarsch der Trolle

Aufmarsch der Trolle

So richtig gut ging es nicht los für das neue Trump-Netzwerk mit dem Namen „Gettr“. Die App ist dazu gedacht, Twitter und Facebook, die Donald Trump nach dem Sturm seiner Anhänger aufs Kapitol im Januar verbannten, etwas entgegenzusetzen und der freien Meinungsäußerung, die Amerikas Rechte in den Netzwerken eingeschränkt sieht, Raum zu geben.

Aber gleich am Starttag wurde die Plattform, die der frühere Trump-Berater Jason Miller ins Leben gerufen hat, offenbar gehackt. Mehrere Konten, darunter das von Miller und das des ehemaligen Außenministers Mike Pompeo, zeigten die Botschaft eines @JubaBaghdad: „free palestine“ – befreit Palästina. Man habe die Sache binnen Minuten behoben, so Miller in einer Stellungnahme. Der Hacker behauptete im Gespräch mit der Publikation Business Insider, es sei „ziemlich leicht“ gewesen, sich Zutritt zu verschaffen. Zudem wurde das Portal von allerlei pornographischen Darstellungen, sogenannten Shitposts, also Störern, und wirren Botschaften geflutet.

Ähnlich wie die im Zuge des Kapitol-Sturms in der Bedeutungslosigkeit versunkene App Parler inszeniert sich Gettr als zensurfreies Forum, „gegründet auf den Prinzipien der freien Rede und unabhängiger Gedanken sowie der Ablehnung politischer Zensur und der ,cancel culture‘“. Freilich werden auch hier Grenzen gezogen, zumindest in den Nutzungsbedingungen. Die App behält sich vor, Inhalte „pornographischer, beleidigender obszöner, gewalttätiger, bedrohender, illegaler Natur“ zu sperren. In der vergangenen Woche blockierte Gettr einem Bericht des Magazins Slate zufolge das Konto von Tim Gionet, der unter dem Künstlernamen „Baked Alaska“ auftritt und einer der prominenteren Teilnehmer des Kapitol-Sturms war. Ebenso sollen Nutzerkonten gesperrt worden sein, die, angeblich unter Anleitung des prominenten Ultrarechten Nick Fuentes, zum offenen Bruch der Nutzungsbedingungen aufriefen. So einfach ist es dann offenbar doch nicht mit der freien Rede. Auf Gab, einer konkurrierenden Free-Speech-Plattform, die zum Sammelbecken ultrarechter Stimmen und sonstiger Provokateure geworden ist, machte sich Häme breit.

Ein Konto für Donald Trump ist bereits reserviert

Finanziert wird Gettr offenbar von einem milliardenschweren Exilchinesen namens Guo Wengui, der vor fast einem Jahr gemeinsam mit Steve Bannon ein regimekritisches chinesischsprachiges Mediennetzwerk aus der Taufe gehoben hatte – nach Berichten des Magazins Politico war dies die Vorform von Gettr. Miller räumte in verschiedenen Mediengesprächen zwar ein, dass Guo Wengui für die Startfinanzierung gesorgt habe, inzwischen spiele er aber keine formelle Rolle mehr.

Angeblich steht Gettr für „Getting Together“, also: zusammenkommen. Trump-Anhänger könnten es aber auch lesen als „Get her“, zumal die Plattform an ihrem ersten offiziellen Tag neben pornographischen Inhalten von kruden Clinton-Fotofakes überschwemmt wurde. Man erinnert sich: „Lock her up!“ war der Anti-Clinton-Schlachtruf der Trump-Fans.

Trump selbst ist bisher ironischerweise nicht auf der neuen Plattform, und es ist fraglich, ob er jemals dazustoßen wird. Miller hat ihm eigenen Angaben zufolge ein Konto mit der Signatur @realDonaldTrump reserviert. „Der ehemalige Präsident wird seine eigene Entscheidung treffen“, sagte ein Mitarbeiter der App gegenüber Politico. „Das Konto ist reserviert und wartet auf ihn.“ Trump hatte nach seinem vielfach angekündigten Social-Media-Comeback zuletzt mit einem Blog namens „From the Desk of Donald J. Trump“ eine Bauchlandung gemacht; nach weniger als einem Monat wurde das Projekt Anfang Juni eingestellt.

Die App mit Hauptsitz in New York soll ihren Nutzern das Posten von Nachrichten bis zu 777 Zeichen und dreiminütige Videos ermöglichen, und User sollen ihre Twitter-Inhalte und ihre Follower zu Gettr importieren können. Man beabsichtige, Nutzer von Twitter abzuwerben und zu Gettr zu bringen, sagte der anonyme App-Mitarbeiter im Gespräch mit Politico.

Ob dies funktioniert, wird vom Interesse abhängen, das Gettr weckt. Viel aufregender Stoff war dort zunächst nicht zu finden. Jason Miller etwa postete: „Hydroxychloroquine funktioniert! – Präsident Trump. Und niemand wird dies löschen oder dieses Konto sperren!“ Dieser und ähnliche Miller-Posts, etwa zum Laptop von Joe Bidens Sohn Hunter oder zum beliebten Trump-Bonmot von der „Hexenjagd“, wollen offenbar an alte Zeiten anknüpfen und die Trump-Fans mobilisieren. Es wirkt aber vor allem anachronistisch. Das größte Problem der Plattform dürfte sein, dass sie von Trollen und Gestrigen lebt. Von einem „Marktplatz der Ideen“, wie Gettr sich selbst nennt, ist hier nichts zu erkennen.

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