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#Augen zu und raus

Augen zu und raus

Für Antony Blinken und Lloyd Austin wurde es kein leichter Gang. Beide waren am Mittwoch persönlich ins Brüsseler Hauptquartier der Nato gekommen, um den Verbündeten eine Entscheidung zu erklären, von der diese kalt erwischt worden waren: Amerika zieht seine Truppen aus Afghanistan ab, sofort und bedingungslos. Bis spätestens zum 11. September, wenn sich die Angriffe auf New York und Washington zum zwanzigsten Mal jähren, soll kein ausländischer Soldat mehr am Hindukusch sein. „Der Präsident ist zu dem Schluss gekommen, dass ein auf Bedingungen gründender Ansatz, wie es ihn in den vergangenen zwei Dekaden gab, ein Rezept ist, um für immer in Afghanistan zu bleiben“, so hatte es ein ranghoher Vertreter der amerikanischen Regierung am Dienstagabend dargelegt.

Thomas Gutschker

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Christian Meier

Majid Sattar

Majid Sattar

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.

Für viele bei der Nato fühlte sich das an, als ziehe man ihnen den Teppich unter den Füßen weg. Wann immer Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in den vergangenen Monaten über Afghanistan gesprochen hatte, durfte der Hinweis auf die drei Bedingungen nicht fehlen, welche die Taliban zu erfüllen hätten: Sie müssten ihr Gewaltniveau „deutlich vermindern“, konstruktiv über die Zukunft des Landes verhandeln und ihre Verbindungen zur Terrororganisation Al Qaida kappen.

„Gemeinsam haben wir diese Ziele erreicht“

Fast alle Mitgliedstaaten sahen das so. Und sie dachten, die neue amerikanische Regierung sei auf diese Linie eingeschwenkt. Schließlich hatte Joe Biden den von seinem Vorgänger Donald Trump verfügten Abzug bis Ende April gestoppt und einer „Revision“ unterzogen. „Eigentlich sind wir uns in der Sache einig, nämlich dass wir einen ,condition-based‘-Abzug wollen“, behauptete Außenminister Heiko Maas noch Ende März, nachdem die Außenminister mit Blinken beraten hatten.

Der sah es womöglich auch so – sein Chef aber nicht. Als Blinken am Mittwochmorgen in der Nato-Zentrale eintraf, wirkte seine erste Stellungnahme eher pflichtschuldig, nicht von innerer Überzeugung getragen. Man sei gemeinsam nach Afghanistan gegangen, um die Angreifer vom 11. September zur Rechenschaft zu ziehen und zu verhindern, dass das Land ein „Hafen für Terroristen“ sei, sagte Blinken. Und stellte dann trocken fest: „Gemeinsam haben wir diese Ziele erreicht, die wir uns gesetzt haben. Jetzt ist es Zeit, unsere Truppen nach Hause zu holen.“ Stoltenberg ging darauf nicht ein. Er sprach beharrlich davon, „dass wir heute über unsere künftige Präsenz in Afghanistan reden“. Das klang so, als wolle er die Entscheidung aus Washington erstmal ignorieren. Es gehörte aber dazu, damit der Generalsekretär wenigstens die Fiktion eines gemeinsamen Beschlusses aufrechterhalten konnte.

Dafür fuhr die Nato das ganz große Programm auf. Am frühen Nachmittag besprachen sich zuerst die Außenminister der vier „Rahmennationen“ mit Blinken, welche die regionalen Kommandos führen: die Deutschen im Norden, die Italiener im Westen, die Briten im Osten, die Türken in Kabul. Auch sie waren persönlich nach Brüssel gekommen. Anschließend schalteten sich alle Außen- und Verteidigungsminister der Allianz zu einer virtuellen Sondersitzung des Nordatlantikrats zusammen, die erst am Vortag einberufen worden war. Es ging jetzt nur noch darum, die amerikanische Entscheidung zu einer gemeinsamen zu machen, allen Bedenken und Enttäuschungen zum Trotz.

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