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#Baerbock spielt noch auf Sieg

Baerbock spielt noch auf Sieg

Zu Beginn der ZDF-Sendung „Klartext“ nimmt Annalena Baerbock das Wort Kanzlerin nicht in den Mund und weicht der ersten Aufwärmfrage aus: Ja, sie spiele noch auf Sieg, es gehe darum, ob es einen „echten Aufbruch“ mit den Grünen gebe oder nicht. Die Grünen liegen in den Meinungsumfragen zwischen 15 und 17 Prozent, die Kompetenzzuschreibungen für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz sind seit Wochen besser als die für die Grünen-Kanzlerkandidatin Baerbock. Bei den Grünen hat deshalb im Stillen schon die Diskussion eingesetzt, wie die erste Kanzlerkandidatin in der Parteigeschichte die 28 Prozent und die reale Aussicht auf das Kanzleramt eigentlich verspielen konnte, warum sie ihrem eigenen Anspruch, die Öko-Partei zur führenden Partei der linken Mitte zu machen, in diesem Bundestagswahlkampf nicht gerecht geworden ist.

In der ZDF-Sendung spielen diese Fragen keine Rolle, sondern Peter Frey und Bettina Schausten gelingt es, die wesentlichen Versprechungen des grünen Wahlprogramms einem harten Praxistest zu unterziehen. Annalena Baerbock bekommt nur selten die Chance, sich auf die aus ihren Wahlkampfauftritten hinlänglich bekannten Bekenntnisse und Satzbausteine zurückzuziehen, sie muss konkret werden und sieht dabei – zumindest bei einigen Antworten nicht gut aus, kann aber auf viele Fragen auch überzeugende Antworten geben.

Am Anfang wird sie von einer vermutlich konventionell wirtschaftenden Landwirtin gefragt, wie sie den Import von Billig-Lebensmitteln aus China und Brasilien eigentlich stoppen wolle. „Indem wir regionale und Bio-Produkte aus der Region stärken“, antwortet Baerbock zunächst und berichtet dann von Gesprächen mit baden-württembergischen Milchbauern. Aber kauft dann niemand mehr die Billig-Suppen aus China? Die Landwirtin ist nicht überzeugt. Und als sie nach dem Milchpreis gefragt wird, verschätzt sich die grüne Kanzlerkandidatin: 50 Cent vermutet sie. „Es sind 31 Cent“, entgegnet die Landwirtin. Baerbocks Vorschlag, Fleischprodukte aus regionaler Produktion endlich einheitlich und konsequent zu kennzeichnen, stößt dagegen auf Zustimmung.

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Ähnlich realistisch wie Laschet oder Scholz

Das Thema Klimaschutz gehört zu den wichtigsten in diesem Wahlkampf, für die Grünen ist es das wichtigste: Die Moderatoren konfrontieren die grüne Politikerin mit der Sicht eines Bürgers aus der Oberlausitz, wo die Kohlewirtschaft immer noch ein wichtiger Wirtschaftszweig ist. „Nur zwei Prozent ist der Anteil, den Deutschland am menschengemachten CO2-Ausstoß in der Welt hat“, sagt der Mann. Baerbock antwortet ähnlich realistisch wie Armin Laschet oder Olaf Scholz: Mit einem Beitrag von zwei Prozent könne Deutschland das Weltklima nicht retten, aber die Europäische Union und die Vereinigten Staaten seien zusammen die zweitgrößten Emittenten in der Welt, deshalb sei eine transatlantische Klimaallianz nötig. Auf die Nachfrage von Peter Frey, wie die Grünen den sechs Jahre früher stattfindenden Ausstieg aus der Kohlewirtschaft in der Oberlausitz denn abfedern wollten, fällt Baerbock dann nur der Ausbau des Tourismus ein.

Dann kommt das heikle Thema Benzinpreiserhöhung – in Verbindung mit sozialer Gerechtigkeit. Ein Bürger vom Bodensee fragt, wie er bei Spritpreisen von 1,80 Euro und einem schlecht ausgebauten Nahverkehrsnetz zur Arbeit kommen solle. „Die 16 Cent wollen wir über die nächsten Jahre erhöhen, eine Kaufpreisprämie von 9000 Euro soll es für E-Autos geben, und wir müssen den öffentlichen Nahverkehr ausbauen“, antwortet Baerbock.

Debatte über das Gendern

Je länger und vielfältiger die grüne Kanzlerkandidatin gefragt wird, desto deutlicher wird, dass die grüne Transformation der Wirtschaft viel Geld kosten wird. Die Finanzierungschancen und die schon jetzt sehr hohe Staatsverschuldung sprechen die Moderatoren nicht an, und die Kandidatin umschifft den heiklen Punkt natürlich auch.

Geschickt pariert Baerbock den Vorwurf einer Frau aus Ostdeutschland, dass die Grünen viel vom Gendern und von Quoten reden würden, sie aber für die Gleichberechtigung wenig täten. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sollte selbstverständlich sein. Wir haben 18 Prozent Lohnunterschied“, antwortet Baerbock. Das wolle sie ändern. Und dann rückt sie die Debatte über das Gendern dorthin, wohin sie nach Auffassung vieler Bürger aber nicht aller Grüner eigentlich auch gehört: „Das Gendern ist nicht das große politische Thema, sondern es ist ein Thema von Anstand und Höflichkeiten, dass Menschen so angesprochen werden, wie sie ihr Geschlecht selbst definieren.“

Am Ende geht es um die Rente. Ein Bürger berichtet, dass er nach 45-jähriger Berufstätigkeit als Schlosser von 728 Euro Rente leben müsse, dass die Benzinpreiserhöhungen seine Lebensqualität künftig noch stärker einschränken würden: „Davon können Sie nicht leben“, sagt Baerbock und schlägt eine Garantierente von 1200 Euro vor – wie die finanziert werden soll, bleibt offen.

Ganz am Ende fragen die Moderatoren die 40 Jahre alte Kanzlerkandidatin schließlich noch, ob sie eigentlich Veganerin oder Vegetarierin sei. Baberbock verneint beide Fragen und verzichtet klugerweise auch darauf, sich dafür zu rechtfertigen, obwohl in ihrer Partei solche Lebensstilfragen ja sehr ernst genommen werden.

Die Frage, ob sie Olaf Scholz oder Armin Laschet in einer möglichen Regierung mehr vertrauen würde, beantwortet sie nicht. An der Vorstellung, Bundeskanzlerin zu werden, scheint Baerbock nach 90 Minuten Bürgergespräch beim ZDF doch wieder richtig Gefallen gefunden zu haben: „Wenn wir einen wirklichen Aufbruch wollen, dann geht das nur mit einer grün geführten Bundesregierung.“ Und eben einer Kanzlerin Annalena Baerbock.

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