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#Bauen und backen wie die Vorfahren

Bauen und backen wie die Vorfahren

Es handelt sich nicht um eine weitere neue Siedlung, die derzeit vor den Toren Marburgs entsteht. Es ist eher das Gegenteil: Am Rand der zur Gemeinde Weimar zählenden Ortschaft Argenstein entstehen Bauten und Hofanlagen aus längst vergangenen Epochen. Sie führen in eine Zeit zurück, in der Großfamilien und ganze Sippen unter einem Dach wohnten. Wofür ein Langhaus von gut 30 Meter Länge steht, wie es sich unsere Vorfahren während der Jungsteinzeit errichteten.

Wolfram Ahlers

Wolfram Ahlers

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für Mittelhessen und die Wetterau.

Kaum weniger stattlich präsentiert sich nicht weit davon ein germanisches Gehöft, ein Anwesen, dass auch den Einfluss der Römer auf die damaligen Siedler verdeutlicht. Schließlich befand sich dieses Gebiet seinerzeit nicht weit entfernt vom Grenzgebiet des nördlichen Limes. Derzeit im Aufbau ist eine bronzezeitliche Hofanlage, die verdeutlichen soll, wie die damaligen Bewohner dieser Gegend Pflanzenbau betrieben und Tiere hielten.

Im Lahntal zwischen Marburg und Gießen realisiert die hessische Landesarchäologie in Kooperation mit dem Kreis Marburg-Biedenkopf, der Stadt Marburg sowie einer Genossenschaft ein archäologisches Freilichtmuseum, in dem nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen Anwesen aus verschiedenen Epochen rekonstruiert werden. Die Nachbildungen von Hofstelen, Gehöften und Weilern, verbunden durch Wege und Pfade, ermöglichen sozusagen auf Schritt und Tritt Begegnungen mit der frühen Siedlungsgeschichte Mittelhessens.

Investitionen von sechs Millionen Euro in die „Zeiteninsel“

Der Zeitplan für die weiteren Vorhaben der „Zeiteninsel“, wie sich die Schau zum Leben in der Vergangenheit nennt, steht mittlerweile fest, und die Landesregierung hat für die bevorstehenden Arbeiten auf dem Gelände weitere finanzielle Mittel bewilligt. Denn das Land ist Hauptgeldgeber für das Projekt, das nach Fertigstellung neben der Keltenwelt am Glauberg und der Saalburg im Taunus zu den Topadressen der hessischen Archäologie zählen soll. Mit gut sechs Millionen Euro sind die Investitionen in die „Zeiteninsel“ taxiert, wovon das Land knapp 90 Prozent übernimmt, die übrigen Kosten teilen sich der Kreis Marburg-Biedenkopf, die Stadt Marburg und die Gemeinde Weimar.

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Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres beginnen die Arbeiten am Herzstück der Anlage. Dabei handelt es sich freilich nicht um einen Nachbau aus der Frühgeschichte, sondern um einen modernen Bau, jedoch errichtet mit Baumaterialien, wie sie schon früher zum Einsatz kamen. Dieses Multifunktionsgebäude, das den zentralen Zugang zum Museumsdorf bilden wird, bekommt eine Servicestation für die Besucher, an der über all das informiert wird, was die Gäste beim Rundgang erwartet, und die zudem weiterführende Erläuterungen bietet zu den Rekonstruktionen und den jeweiligen Epochen. Ende nächsten Jahres soll das „Inselzentrum“ fertiggestellt sein. An die Vollendung der bronzezeitlichen Hofsiedlung schließt sich im nächsten Jahr zudem der Nachbau eines Weilers an, eine Art Kleinsiedlung mit Wohnhäusern und Wirtschaftsbauten, die das Leben in der Eisenzeit veranschaulicht.

Im Frühjahr 2022 steht die Fertigstellung der Station Mittelsteinzeit an, ein Lagerplatz, wie ihn Jäger und Sammler vor mehr als 10.000 Jahren angelegt haben könnten. Rekonstruktionen von Hütten und Zelten sollen vor Augen führen, wie sich die Menschen damals gegen Witterung und wilde Tieren zu schützen versuchten. Parallel dazu wird an der Infrastruktur weitergearbeitet, an Wegen, der Gestaltung des Geländes und am Bau von Parkplätzen.

Gäste sollen miteinbezogen werden

Die offizielle Eröffnung, der ein Probebetrieb im „Inselzentrum“ vorangeht, ist für den Internationalen Museumstag 2022 geplant. Betrieben wird das Freilichtmuseum von einer Genossenschaft, was hierzulande Modellcharakter hat. Daran beteiligt sind neben dem Kreis und den beiden Kommunen Geldinstitute, Förderverein und Privatleute. Finanzieren soll sich die Einrichtung aus Eintrittsgeldern, Gastronomie, Verkauf von Publikationen und Andenken, kulturellen Veranstaltungen und nicht zuletzt über Kurse, die die Genossenschaft in Zusammenarbeit mit der Landesarchäologie Besuchern anbieten will.

Beim Projekt „Zeiteninsel“ geht es nämlich nicht nur darum, Rekonstruktionen von Anwesen aus der Vor- und Frühgeschichte für Besichtigungen aufzubauen. Das Konzept sieht vielmehr vor, Gäste einzubeziehen. Dazu zählen etwa Aktionen und Kurse zum Mitmachen, bei denen sich Teilnehmer mit Landbau, Viehhaltung, Nahrungszubereitung, Herstellung von Waffen und Jagdtechniken vor Jahrtausenden vertraut machen können. Veranstaltungen solcher Art fanden und finden schon statt. Nicht zuletzt sollen Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen hier zum Zuge kommen, Gelegenheit bekommen, zu experimentieren, etwa zur Pflanzenkultivierung, zu Anbaumethoden und deren Einfluss auf die Umwelt. Außerdem können sie erforschen, wie sich Zivilisationen gegenseitig beeinflusst haben.

Die Wahl des Ortes für das Museumsdorf geschah nicht nur unter dem Aspekt guter touristischer Infrastruktur in der Nähe einer der Hauptstraßen durch Mittelhessen und des Lahn-Radwanderwegs. Vor allem hat er einen engen Bezug zur Archäologie. Denn das Gebiet an der Lahn um Weimar erwies sich immer wieder als ergiebige Fundstelle. Seit mehr als zwei Jahrzehnten finden dort immer wieder Grabungen statt, wobei Relikte aus rund 10.000 Jahren hessischer Siedlungsgeschichte ans Licht kamen. Besonders aus den Zeitfenstern, die das Freilichtmuseum seinen Besuchern näherbringen und damit eine neue archäologische Kulturlandschaft für Hessen erschließen will.

Informationen zu dem Aufbau des Freilichtmuseums und den schon jetzt angebotenen Kursen gibt es im Internet unter www.zeiteninsel.de

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