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#Bayerns Verbindung zum Mond

Bayerns Verbindung zum Mond

Aber da sind ja gar keine Astronauten“, sagt das kleine Mädchen mit großen Augen vor der Antenne 1. Es würde schon passen, wenn Menschen in Astronautenanzügen vor den riesigen Antennen und Parabolspiegeln herumlaufen würden. Doch es ist auch schon so surreal genug, wie diese oberbayerische Bilderbuchlandschaft auf eine Kulisse wie im Science-Fiction-Film trifft. Diese Antenne 1, so erklärt der Vater geduldig, sorgte einst dafür, dass 1969 die Fernsehbilder von der Mondlandung in die deutschen Wohnzimmer flimmerten. „Vom Mond?“, fragt sie. „Wirklich direkt vom Mond?“ Das Radom, wie die Antenne 1 in Raisting heißt, war schließlich die wichtigste Verbindung Deutschlands zur Welt. Nur die Vereinigten Staaten, Großbritannien, Frankreich und Australien hatten damals solche Anlagen. Wir sprechen von einer Zeit, in der Rechner die Größe von Wohnzimmern hatten. Ein Übersee-Gespräch kostete fünfzig Mark pro Minute, mit Raisting nur noch drei Mark. Und das Fräulein vom Amt wurde in Rente geschickt.

„Die Antenne 1 ermöglichte 1965 die erste Live-Fernsehübertragung, löste mit 240 Fernsprechkanälen über Satellit die Unterseekabel von Deutschland nach Übersee ab und vollbrachte den ersten Schritt vom analogen ins digitale Zeitalter“, erklärt René Jakob, Geschäftsführer der Radom GmbH. Und sie ermöglichte eben, dass Neil Armstrongs „kleiner Schritt“ auch in der Bundesrepublik zu sehen war.

Das war keine Liebesheirat

Astronauten und Agenten gab es nie in Raisting; keine Versuche, mit Außerirdischen in Kontakt zu treten, keinen James Bond oder andere Agenten-Kollegen, wenngleich Jakob einschränkt: „Spionage wurde zumindest offiziell nicht betrieben.“ Dafür sei schließlich Bad Aibling zuständig gewesen. Die dortige Station war von 1955 knapp fünfzig Jahre lang die große Abhörbasis des amerikanischen Nachrichtendienstes NSA mit bis zu 1800 Mitarbeitern. „Da spielte auch das berühmte Rote Telefon eine Rolle. Bei uns in Raisting ging es dagegen nur um öffentliche Satellitenübertragungen“, erklärt Jakob. Bei der Mondlandung zum Beispiel wurden die Bilder von Armstrong und seinen Kollegen in Aus­tralien empfangen, über Satellit nach Raisting, von dort auf die Zugspitze und schließlich in die deutschen Wohnstuben gesendet.

Agrarlandschaft mit Antennen: Man hat sie dann doch nicht grün angestrichen.


Agrarlandschaft mit Antennen: Man hat sie dann doch nicht grün angestrichen.
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Bild: Picture-Alliance

Raisting lag so südlich wie möglich und dennoch weit genug von den hohen Alpen weg, um den besten Empfang zu gewährleisten. Die Standortwahl war also kein Zufall. So kam der Pfaffenwinkel, ein Stück nahezu perfektes Oberbayern mit Stallgeruch und 160 Kirchtürmen, die in den weiß-blauen Himmel ragen, zu seinen Parabolspiegeln. Einer schlug vor, man solle die Schüsseln doch grün anstreichen, damit sie nicht so auffallen. In der Außendarstellung tat man die Idee aber als Aprilscherz ab.

Natürlich wirkt die Erdfunkstelle in Raisting bis heute deplatziert, hat aber auch ihre optischen Reize. Damals wurde das Projekt nicht gottergeben angenommen, was man im katholischen Pfaffenwinkel hätte annehmen können. Der Raistinger Albert Tafertshofer kann sich noch an die Anfänge erinnern. Sein Vater war im Raistinger Gemeinderat mit den Planungen der Erdfunkstelle zu Beginn der Sechzigerjahre vertraut. „Es war sicher keine Liebesheirat“, sagt Tafertshofer. „Die Braut – Raisting – wurde zunächst nicht gefragt, der Bräutigam – die Bundespost – hielt sich im Hintergrund beziehungsweise seine Pläne geheim.“

Dann standen die Dinger da

Also tauchten Gerüchte auf. Der Zweite Weltkrieg war gerade einmal 16 Jahre vorbei. Es bestand „die Furcht, dass bei einem erneuten Kriegsausbruch Raisting bombardiert werden könnte, um die Nachrichtenübertragung zu stören“, so Tafertshofer weiter. Es herrschte der Kalte Krieg, die Berliner Mauer wurde erst kurz zuvor erbaut. Doch mit einem großzügigen Ankauf von Grundstücken zum damals sehr guten Preis von 15 Mark für den Quadratmeter verstummten bald die Gegenstimmen, zumal man an die künftigen Mitarbeiter auch gut Zimmer vermieten konnte. Sogar die bekannteste Stimme der Gegnerschaft, der Komponist Carl Orff aus dem nahen Dießen, gab schließlich auf.

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