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#Bayreuths Pläne für die Zukunft der Wagner-Festspiele

Ja, das ist schön: beim „Parsifal“-Vorspiel im Gras zu sitzen, angelehnt an den Stamm einer Esche, und durch die flirrenden Blätter in die Abendsonne zu schauen. Es ist viel Abend in dieser Musik, Weite auch, vielleicht weniger grelles Licht als jetzt, so kurz nach dem Regen. Auf der Decke daneben sitzt ein vielleicht achtjähriger Junge neben seiner Mutter und starrt ins Leere. Ob vor Langeweile oder vor Verzauberung, lässt sich nicht sagen. George Gershwins „Summertime“, gesungen von Daniela Köhler, erträgt das Kind noch mit träumerischem Gleichmut, aber bei einem Ausschnitt aus Giuseppe Verdis „Fal­staff“ möchte es doch lieber malen. Das unterscheidet das mitgebrachte Kind von den mitgebrachten Hunden. Die können nicht malen, also hören sie zu, während Herrchen und Frauchen in den Liegestühlen baumeln und – essen.

Wohl bald doppelt so viele Menschen wie im vorigen Jahr sind zum Freiluftkonzert der Bayreuther Festspiele gekommen. Der Park ist voll, und viele werden darunter sein, die durch das Festspielorchester unter der Leitung von Markus Poschner zum ersten Mal mit Musik von Richard Wagner, Richard Strauss oder Alban Berg in Berührung kommen. Dass auch Maurice Ravel dabei ist, dem Wagner so wenig bedeutete, dass er ihn nicht einmal verachtete, und der als Franzose einem Volk angehörte, von dem wiederum Wagner nichts hielt, muss die meisten nicht interessieren. Wer es weiß, kann die Kaustik dieser Konstellation still genießen.

Traditionalisten rümpften schon vor einem Jahr die Nase über diese Neuerung der Festspielleiterin Katharina Wagner, weil sie Populismus witterten. Sie ver­kennen den Wandel der Zeit, der die Existenz der Hochkultur von der Duldung der Massen abhängig macht. Zu einem nicht unerheblichen Teil werden auch die Bayreuther Festspiele von der Bundesregierung und der bayerischen Staatsregierung finanziert – mit Geld, für das auch diejenigen gearbeitet haben, die nicht zu den Festspielen gehen können oder wollen.

Der „Ring“ ist jetzt auch einzeln buchbar

Die Festspiele brauchen das Geld: für die Sanierung des Festspielhauses genauso wie für den laufenden Be­trieb. Denn die Gesellschaft der Freunde, der dritte wichtige Geldgeber, hat nicht mehr so viel wie vormals zuzuwenden. Wie an diesem Dienstag bekannt wurde, werden der Bund und der Freistaat Bayern deshalb ihre Anteile 2025 auf jeweils 37 Prozent aufstocken, während die Gesellschaft der Freunde dann nur noch 13 Prozent halten wird.

Die Inflation, so sagt es der Geschäftsführer Ulrich Jagels, setze auch den Festspielen zu. Da die Zuschussgeber ihre Mittel nicht aufgestockt haben, mussten die Kartenpreise um sechs Prozent angehoben werden. Karten hatte es zuletzt noch, un­gewöhnlich für Bayreuth, gegeben. Aber inzwischen dürften „Holländer“, „Tannhäuser“, „Tristan“ und „Parsifal“ ausverkauft sein. Nur für den „Ring des Nibelungen“ gebe es noch Karten; der werde jetzt auch nicht mehr komplett angeboten, man könne stattdessen die vier Abende einzeln buchen.

Erstmals Wagners frühe Oper „Rienzi“

In der vergangenen Woche hatte Katharina Wagner die „Süddeutsche Zeitung“ wissen lassen, dass der überraschend hohe Anteil unverkaufter Karten ein hausgemachtes Problem sei: Zweitausend Kundendateien seien versehentlich gelöscht und ein erheblicher Teil des Vorzugskontingents für die Gesellschaft der Freunde zu spät zurückgegeben worden, sodass sie erst im Mai ins Kaufangebot kamen, als die meisten ihre Urlaubsplanung bereits abgeschlossen hätten. Weil es an Geld fehlt, wird es zum hundertfünfzigjährigen Bestehen der Festspiele 2026 kein Auftragswerk für Bayreuth geben. Auch die Inszenierungen von „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ bleiben länger im Programm.

Nächstes Jahr wird Klaus Florian Vogt im „Ring“ alle Siegfriede singen. Dazu gibt es eine Neuproduktion des Regisseurs Thorleifur Örn Arnasson von „Tristan und Isolde“, dirigiert von Semyon Bychkov, mit Andreas Schager als Tristan und Camilla Nylund als Isolde. Das Jahr darauf wird Daniele Gatti „Die Meistersinger von Nürnberg“ in der Neuinszenierung von Matthias Davids dirigieren. Zum Jubiläumsjahr soll erstmals Wagners frühe Oper „Rienzi“ auf dem Grünen Hügel gespielt werden, dazu dann ­alle zehn von Wagner selbst für die Festspiele kanonisierten Werke. Ob Katharina Wagner dann noch Festspielchefin sein wird, muss Ende des Jahres entschieden werden. Bayerns Kunstminister Markus Blume mag sich eine Zukunft der Festspiele ohne die Wagner-Nachfahrin nicht ausmalen. Die aber macht ihren Verbleib von einer grundsätzlichen Erneuerung der Festspiel-Strukturen abhängig. Blume hat seine Bereitschaft zu einer solchen Reform schon signalisiert.

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