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#Benjamin Näßler kämpft für Homosexualität bei WM in Katar

Benjamin Näßler kämpft für Homosexualität bei WM in Katar

Als Benjamin Näßler mit 17 in einem Dorfverein in Donaueschingen Fußball spielt, sind Sprüche wie „schwuler Pass“ oder „schwuler Ball“ auf dem Spielfeld ganz normale Umgangssprache. Immer wieder muss er sich solche Beleidigungen anhören, die im Trainingsalltag fallen. Für ihn persönlich sei das damals eine „unglaublich schwierige Situation“ gewesen, auch weil er leidenschaftlich gern Fußball spielt. „Am schlimmsten war es, wenn wir nach dem Training mit Bier angestoßen haben und dann der Spruch kam: ‚Absetzen, sonst gibt es schwule Kinder!‘ Da wusste ich, dort werde ich mich niemals outen“, sagt Näßler, heute 32 Jahre alt, der im Außendienst einer Versicherung arbeitet.

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Mittlerweile lebt er in Frankfurt und gehört zu den wichtigsten Aktivisten für LGBTQ-Rechte im Fußball. Noch immer betrachtet er die Lage von queeren Menschen in dem Sport als schwierig. „Es gibt kaum Vorbilder. Lange Zeit hat sich nichts getan“, sagt er. Doch Näßler hat sich von seinen Erfahrungen in dem Amateurverein nicht kleinkriegen lassen: Er gründete mehrere Initiativen und stellte eine Petition auf die Beine, die mittlerweile fast 40.000 Unterschriften hat.

Zudem organisiert er queere Fußballturniere und arbeitete an Kampagnen für die Sichtbarkeit von Homosexuellen im Sport. In seiner Freizeit kickt er beim FVV, dem Frankfurter Volleyball Verein, einem der größten schwul-lesbischen Sportvereine in Europa. Im Dezember 2019 wird das erstmals gewürdigt. Hunderte Zuschauer bejubeln ihn bei seiner Ernennung zum „Mr. Gay Germany 2020“. Bei der bundesweiten Wahl, in der es insbesondere um das Engagement für die queere Gemeinschaft geht, hat er sich vor einer Jury gegen mehr als zweihundert Mitbewerber durchgesetzt, wegen seines Einsatzes gegen Homophobie im Fußball.

Debatte über WM in Qatar

Seine neuste Initiative setzt sich mit der Fußball-Weltmeisterschaft im Emirat Qatar auseinander. Er und die anderen Ehrenamtlichen fordern, dass die WM nur noch in Ländern ausgetragen wird, in denen die Menschenrechte gelten. „Deshalb kann ich auch nur bedingt verstehen, dass eine WM dorthin vergeben wurde. Es ist seit Jahren bekannt, dass die Gesetzgebung zu Homosexualität in dem Staat besonders harsch ist“, sagt er. Deswegen hat er die Kampagne „Liebe kennt keine Pause“ initiiert.

Die Idee dafür sei im Gespräch mit Bernd Reisig, dem ehemaligen Geschäftsführer und Präsidenten des FSV Frankfurt, entstanden. Beide wollten schon lang eine Initiative aufziehen, die auch den Blick auf die Homophobie bei internationalen Fußballturnieren wirft. Damit verbunden ist eine Unterschriftensammlung, die bis zum Start der Fußball-Weltmeisterschaft im Dezember mehr als 100.000 Unterschriften umfassen soll und die Politik und Verbände auffordert, eine Debatte über die LGBTQ- und Menschenrechte in Qatar anzustoßen.

Benjamin Näßler ist der Mr. Gay 2020.


Benjamin Näßler ist der Mr. Gay 2020.
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Bild: Patrick Dähmlow

„Wir möchten besonders den Deutschen Fußball-Bund dazu bringen, unser Anliegen zu transportieren und sich für eine diverse Sportwelt einzusetzen.“ Der Titel der Kampagne entstand nach „einer langen Reflexionszeit“ und geht auf eine Aussage Joseph Blatters zurück, dem ehemaligen Chef des Fußball-Weltverbandes FIFA. Der hatte 2010 für Empörung gesorgt, als er homosexuellen Fußballfans empfahl, bei einer Teilnahme in Qatar auf Sex zu verzichten.

Später bat der Schweizer für diese Äußerung um Entschuldigung. Näßler, der selbst verheiratet ist, sei durch die Aussage „noch motivierter gewesen, sich zu positionieren“. So gründete er die Kampagne, „um ein Zeichen für die Community weltweit zu setzen“. Dies sei auch immer noch dringend notwendig, sagt er. Denn die Lage in Qatar ist schwierig.

„Dialog ist ein zentrales Mittel“

Auf gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern wie Frauen steht in dem Emirat bis zu fünf Jahre Haft. Zudem soll Homosexualität laut der Regierung während der WM nicht gezeigt werden dürfen. Der Cheforganisator der Fußball-WM 2022 Hassan Al Thawadi hat Besucher dazu aufgefordert, auf die Kultur des islamischen Landes Rücksicht zu nehmen. „Es gehört nicht zu unserer Kultur, öffentlich Zuneigung zu zeigen, unabhängig von der sexuellen Orientierung“, sagte er 2019. Näßler sieht das als „fatales Signal“ gegenüber queeren Menschen.

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